DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 1. Spieltag | 30.04.72 |
Motor Werdau | - | Chemie Leipzig | 1:1 (1:1) |
FC Rot-Weiß Erfurt | - | Stahl Eisenhüttenstadt | 2:2 (0:1) |
Spielfrei | | TSG Wismar | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 | 0 | 1 | 0 | 2:2 | 0 | 1:1 |
2 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 | 0 | 1 | 0 | 2:2 | 0 | 1:1 |
3 | | Motor Werdau | 1 | 0 | 1 | 0 | 1:1 | 0 | 1:1 |
4 | | Chemie Leipzig | 1 | 0 | 1 | 0 | 1:1 | 0 | 1:1 |
5 | | TSG Wismar | 0 | 0 | 0 | 0 | 0:0 | 0 | 0:0 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 1. Spieltag | |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Göpel | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Kittel | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Tauscher | Motor Werdau | 1 |
Schubert | Chemie Leipzig | 1 |
AUFSTIEGSSPIELE MIT PAUKENSCHLÄGEN
FC Rot-Weiß Erfurt und Chemie Leipzig, die beiden Favoriten im Aufstiegskampf zur Oberliga, mußten sich am ersten Spieltag mit Punkteteilungen zufriedengeben. Die Blumenstädter erreichten nach einem 0:2-Rückstand nur ein 2:2 gegen Stahl Eisenhüttenstadt, Chemie kehrte von Motor Werdau mit einem 1:1 zurück. Die sogenannten Außenseiter wollen mitmischen!
22.000 Zuschauer erlebten am Sonntag in Erfurt und Werdau den Auftakt in der Oberliga-Aufstiegsrunde, die sich bis zum 2. Juli erstreckt. Bereits der erste Spieltag zeigte in aller Deutlichkeit, daß es in dieser Runde der fünf Bewerber keine ausgesprochenen Favoriten und Außenseiter gibt. Der FC Rot-Weiß Erfurt, vorjähriger Oberligaabsteiger, lag auf eigenem Platz gegen Stahl Eisenhüttenstadt schon mit 0:2 im Hintertreffen, ehe we- nigstens noch der Ausgleich gelang. Eine Punkteteilung gab es auch zwischen Motor Werdau und Chemie Leipzig (1:1).
Der nächste Spieltag
Sonnabend, 6. Mai. 10 Uhr :
Chemie Leipzig-FC Rot-Weiß Erfurt;
Sonntag, 7. Mai, 15 Uhr:
TSG Wismar-Motor Werdau.
Spielfrei: Stahl Eisenhüttenstadt.
BSG Motor Werdau – BSG Chemie Leipzig 1:1 (1:1)
BSG Motor Werdau: Seidel, Windisch, Felbinger, Kamczyk, Weidlich, Tauscher, Wustlich, Hoyer,
Bauer (57. Zeuke), Geibel, Kubuteit. Übungsleiter: Helmut Gruner
BSG Chemie Leipzig: Heine, Pfitzner, Walter, Trojan, Herrmann, Lisiewicz, Trunzer, Schneider, Liptow (61. Pretzsch), Scherbarth (64. Erler), Schubert. Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
Schiedsrichter: Neumann (Forst)
Zuschauer: 7.000 im Ernst-Grube-Stadion in Werdau
Tore: 1:0 Tauscher (29.), 1:1 Schubert (40.).
Chemie mußte sich strecken
Die Stimmung nach dem Führungstor der Gastgeber war unbeschreiblich. Das Ernst-Grube-Stadion, völlig ausverkauft, schien aus den Fugen zu gehen, so machte sich die Begeisterung über Tauschers Freistoßtreffer Luft. Das war verständlich, sah sich doch die technisch bessere Chemie-Elf bis dahin deutlich im Vorteil. Doch die Männer vom Liganeuling ließen sich vom gefälligeren Kombinationsspiel des einstigen Oberligisten keineswegs beeindrucken. Immer wieder warfen sie, ungeachtet der spielerischen Mängel, ihre Kampfkraft in die Waagschale.
Tauschers Freistöße waren überhaupt (ebenso wie die von Hoyer) beste Marke. Um ein Haar hätte der Werdauer Kapitän in der 80. Minute Chemie-Torwart Heine noch einmal bei einem Freistoß überlistet. Diesmal hob er das Leder raffiniert über die Mauer. Die Werdauer Fußballbegeisterten stießen schon den Torruf aus, doch diesmal reagierte Heine gerade noch rechtzeitig und holte das Leder heraus.
Ein Werdauer Sieg hätte allerdings kaum den Realitäten entsprochen. Über weite Strecken bestimmte Chemie das Geschehen. So gut sich Tauscher bei Freistößen zeigte, so wenig kümmerte er sich um Lisiewicz, der im Mittelfeld mitunter nach Belieben schaltete und waltete. 14:3 Ecken spielte Chemie heraus (11:2 bereits zur Halbzeit) und zahlreiche Chancen, von denen jedoch nur eine verwertet wurde. Trunzer vergab noch eine große Gelegenheit kurz vor Spielende.
„Beide Mannschaften sind starke Kontrahenten“, meinte Übungsleiter Hans Levknecht von der TSG Wismar. Chemie nimmt aber auf Grund der Spielerpersönlichkeiten doch eine Favoritenrolle ein. Mir gefielen vor allem auch die Außenstürmer.“
Immer, wenn Chemie konsequent über die Flügel kam, wurde es gefährlich für Werdau. So entstand auch das Ausgleichstor durch den wendigen Schubert. In der zweiten Halbzeit war das Flügelspiel dann nicht immer so ausgeprägt, so daß die tapferen Werdauer standhalten und über ihren redlich erkämpften Punkt gegen den Favoriten jubeln konnten. GÜNTER BONSE
FC Rot-Weiß Erfurt – BSG Stahl Eisenhüttenstadt 2:2 (0:1)
FC Rot-Weiß Erfurt: Benkert, Heintz, Egel, Krebs (83. Nathow), Schnuphase, Meyer, Göpel, Stieler,
Dummer, Albrecht, Lindemann (78. J. Weißhaupt). Trainer: Siegfried Vollrath
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Reidock, Miller, Schendzielorz, Prager, Köpke, Steinfurth,
Grebasch, Woit, Kittel, Waidhas (38. Kasel). Übungsleiter: Peter Müller
Schiedsrichter: Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer: 15.000 auf dem Sportplatz der Hüttenwerker in Eisenhüttenstadt
Tore: 0:1 Kittel (38.), 0:2 Grebasch (46.), 1:2 Dummer (50.), 2:2 Göpel (52.).
Der Favorit auf Verfolgungsjagd
Betont sichere Deckungsarbeit, verbunden mit einer ausgezeichneten taktischen Disziplin auf Seiten der Gäste, überhastete und verkrampfte Aktionen der Erfurter die auffälligsten – das waren Merkmale der 90 Minuten, deren Verlauf nur in ganz wenigen Phasen befriedigen konnte. Das lag weniger an den Eisenhüttenstädtern, die nach Aussage ihres Übungsleiters Peter Müller ihre „maximale Leistungsgrenze erreichten und einen nie erhofften Punkt mitnahmen“. Den verdienten sie auch vor der Pause, als sie den Rot-Weißen nur eine einzige Torchance gestatteten Reschke parierte Dummers Nahschuß großartig (37.), selbst aber einige sehr gute Kontergelegenheiten besaßen. Die erste verstolperte Köpke (33.), die nächste nutzte Kittel kaltblütig zur Führung. Schließlich verpasste Grebasch in aussichtsreicher Position das 2:0 (43.), das ihm dafür aber sofort nach Wiederbeginn gelang.
Bis dahin hatte der Favorit sehr schlecht ausgesehen. Keine Abstimmung in der Abwehr, in der lediglich Egel noch Schlimmeres verhinderte, schleppend mit langem Ballhalten verbundene Mittelfeldarbeit und mit Ausnahme von Dummer keine Durchschlagskraft im Angriff. Als dann nach dem deutlichen Rückstand die zuvor vernachlässigten Flügel besser eingesetzt wurden, blieb der Erfolg nicht aus.
Die letzte halbe Stunde spielte sich dann fast nur noch in der Hälfte der Eisenhüttenstädter ab, die mit Ge- schick und Glück – Albrecht traf freistehend aus wenigen Metern den Pfosten (70.) – das 2:2 über die Zeit brachten. So sah Rot-Weiß-Trainer Siegfried Vollrath zwar nicht seine Hoffnungen, dafür aber seine vorsichtigen Worte bestätigt, mit dem er vor dem Anpfiff warnte: „In dieser Aufstiegsrunde gibt es keine Spaziergänge mehr, auch nicht auf eigenem Platz.“ GERHARD WEIGEL-Fuwo 18-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 2. Spieltag | 07.05.72 |
TSG Wismar | - | Motor Werdau | 3:2 (0:0) |
Chemie Leipzig | - | FC Rot-Weiß Erfurt | 0:0 (0:0) |
Spielfrei | | Stahl Eisenhüttenstadt | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 2.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | TSG Wismar | 1 | 1 | 0 | 0 | 3:2 | +1 | 2:0 |
2 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 | 0 | 2 | 0 | 2:2 | 0 | 2:2 |
3 | | Chemie Leipzig | 2 | 0 | 2 | 0 | 1:1 | 0 | 2:2 |
4 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 | 0 | 1 | 0 | 2:2 | 0 | 1:1 |
5 | | Motor Werdau | 2 | 0 | 1 | 1 | 3:4 | -1 | 1:3 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 2. Spieltag | |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Geibel | Motor Werdau | 1 |
Göpel | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Hoyer | Motor Werdau | 1 |
Kittel | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Kleiminger | TSG Wismar | 1 (1) |
Pyrek | TSG Wismar | 1 |
Schmidt | TSG Wismar | 1 |
Schubert | Chemie Leipzig | 1 |
Tauscher | Motor Werdau | 1 |
Hoher kämpferischer Einsatz, nimmermüdes Bemühen um die kostbaren Punkte prägten den 2. Spieltag der Oberliga-Aufstiegsrunde. Erfurt entführte aus dem gefürchteten Leipziger Georg – Schwarz – Sportpark ein tor-loses Unentschieden, Wismar riß noch ein Spiel aus dem Feuer, in dem Werdau nach einer 2:0-Führung bereits auf der Siegerstraße schien. Mit dem 3:2 setzte sich die TSG Wismar an die Tabellenspitze, die es am kommenden Sonntag in Erfurt zu verteidigen gilt.
Der nächste Spieltag:
Sonntag, 14. Mai 1972, 15 Uhr:
Stahl Eisenhüttenstadt – Chemie Leipzig, FC Rot- Weiß Erfurt – TSG Wismar.
TSG Wismar – Motor Werdau 3:2 (0:0)
TSG Wismar: Wilken, Karbach, Witte, Wilde, Behm, Jatzek, Kleiminger, Wruck, Pyrek (ab 76. Ziems),
Behrens, Luplow (ab 46. Schmidt). Übungsleiter: Hans Levknecht.
BSG Motor Werdau: Seidel, Windisch, Felbinger, Kamczyk, Weidlich, Tauscher, Wustlich, Hoyer, Geibel,
Bauer, Kubuteit. Übungsleiter: Helmut Gruner
Schiedsrichter: Neumann (Forst)
Zuschauer: 8.000 im Jahn-Stadion in Wismar
Tore: 0:1 Hoyer (63.), 0:2 Geibel (66.), 1:2 Schmidt (70.), 2:2 Pyrek (70.), 3:2 Kleiminger (83., Foulstrafstoß).
Schmidt leitete die Wende ein
Wismars Altoberligaspieler erinnerten sich beim ersten Aufstiegsspiel ihrer TSG-Elf an glanzvolle Zeiten vor zwanzig Jahren. Hans Reinke schwärmte vom damaligen Spiel gegen Altenburg, als Wismar mit enormem Kampfgeist aus einem 0:3 noch ein 5:3 machte. „Etwas von diesem Kampfgeist wünschten wir heute unseren Nachfolgern“, sagte Hans Reinke, der gerade die TSG-Junioren erneut zum Bezirksmeistertitel geführt hatte, „aber oft lähmten die Nerven die Kräfte, so daß die Aktiven trotz aller guten Vorsätze in mehreren Liga-Spielen über weite Strecken wie mit Blei an den Füßen operierten und unter ihren Möglichkeiten blieben.“
Dieses Urteil traf speziell auf die erste Halbzeit zu, als die feldüberlegenen Wismarer unter der Regie von Kleiminger und Wruck eine Reihe guter Chancen herausspielten, aber die letzte Konsequenz vermissen ließen. Einmal setzte der zunächst am besten ins Spiel findende Kleiminger einen Freistoß gegen den Pfosten (29.), nachdem er vorher knapp im Anschluß an eine Pyrek-Eingabe verfehlt hatte. Hans Reinke ahnte jedoch nicht, daß seine Worte in der zweiten Halbzeit noch solches Gewicht erhalten würden.
Die Motor-Elf, die sich wieder auf ihre solide Mittelfeldreihe und die drangvollen Kubuteit und Geibel stützte, wähnte sich schon auf der Siegerstraße, doch da erwachte nach dem ersten Schreck der Wismarer Kampfgeist. Innerhalb von dreißig Sekunden ging es wie ein Ruck durch die bislang wie gelähmt wirkende Mannschaft. Erst traf Schmidt aus 18 Metern ins Schwarze, dann nahm Pyrek, der immer dann „da“ zu sein schien, wenn niemand mit ihm rechnete, einen Paß seines jungen Mitspielers Schmidt auf und sandte mit letztem Einsatz zum Ausgleich ein. Wenig später mußte er verletzt den Platz verlassen.
Nach diesen beiden Toren der Gastgeber gab es eine kuriose Szenerie auf dem Jahn-Sportplatz. Die Zuschauer, die beim 0:2 schon abwanderten, kehrten postwendend wieder zurück. Und sie erlebten tatsächlich noch die Wende, wie einstmals gegen Altenburg. Als Wruck wiederum auf gute Vorarbeit von Schmidt im Strafraum zu Fall gebracht wurde, war das Wismarer Husarenstück perfekt. Kleiminger krönte seine gute Leistung (auch läuferisch gesehen) mit dem verwandelten Strafstoß. „Aber erst das starke Spiel des jungen Schmidt in der 2. Halbzeit schuf die Voraussetzung für den kaum noch zu erwartenden Sieg“, kommentierte Hans Reinke am Ende.
GÜNTER BONSE
Chemie Leipzig – FC Rot-Weiß Erfurt 0:0 (0:0)
BSG Chemie Leipzig: Heine, Dr. Bauchspieß. Pfitzner, Trojan, Herrmann, Lisiewicz, Trunzer, Erler (ab 77. Rothe), Liptow, Scherbarth, Schubert. Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
FC Rot-Weiß Erfurt: Weigang, Egel, Nathow, Krebs, Schnuphase, Meyer, Stieler (ab 46. Kiesewetter),
Göpel, Albrecht (ab 70. Schröder), Dummer, Lindemann. Trainer: Siegfried Vollrath
Schiedsrichter: Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer: 22.000 im Georg-Schwarz-Sportpark in Leipzig
Tore: Fehlanzeige
Unruhe und Hektik nie gebannt
Zu schade, daß beide Mannschaften nicht der kurzen Presseinformation beiwohnten, auf der Chemie-Sektionsleiter Karl-Heinz Plättner der Erwartung Ausdruck gab, „daß die Begegnung von beiden Kollektiven in fairer Haltung bestritten wird“. Die Botschaft hörte man wohl, 64 Foulfreistöße (je zur Hälfte) sowie drei Verwarnungen (an Dr. Bauchspieß, Lisiewicz und Albrecht), bei denen sogar Feldverweise in der Luft lagen, stellten ihre Glaubwürdigkeit jedoch arg in Frage.
Daß in der Aufstiegsrunde zur höchsten Spielklasse die kämpferischen Akzente stärker als gewöhnlich in den Vordergrund rücken, kann nur den überraschen, der mit der Materie nicht vertraut ist. Deshalb aber muß die Fairneß nicht vollends über Bord gehen (Lisiewicz, Krebs)! Das sollten sich die Akteure mit aller Ernsthaftigkeit ins Gedächtnis rufen. Selbst wenn Schiedsrichter Bader die Hektik, Unruhe und Nervosität nicht zu steuern vermochte, zahlreiche kritikwürdige Entscheidungen fällte.
„Wir kamen in diesem Kampf fast bis an die Grenze unseres Leistungsvermögens“, resümierte Chemie- Übungsleiter Günter Busch. Dem darf beigepflichtet werden. Nicht der favorisierte FC-Rot-Weiß – von dem das zu erwarten war -, sondern die Leutzscher diktierten lange das Geschehen. Mit Trunzers Kopfball (21.) besaßen sie zudem die beste Chance, nachdem der Erfurter Meyer (15.) nicht die Nerven besaß, die Gäste aus 14 Metern in Führung zu schießen.
Am Ende zeigten sich die Verantwortlichen in schöner Eintracht mit dem Ergebnis „zufrieden“. Verständlich bei Chemie, das nach einer Stunde einen so beängstigenden Kräfteverschleiß offenbarte, daß die 22.000 (im ausverkauften Georg-Schwarz-Sportpark!) um ihre Elf zu bangen begannen. Weniger begreiflich bei den Gästen, deren taktische Orientierung doch ziemlich überraschte, ja Kopfschütteln auslöste.
Rot-Weiß-Trainer Siegfried Vollrath machte aus der Kardinalschwäche seiner Mannschaft kein Hehl: „Ein Sieg lag durchaus im Bereich des Möglichen, dafür hätten wir jedoch weitaus offensiver spielen und von Beginn an das Tempo stärker forcieren müssen!“ Wie wahr!
Gegen den Sieger der Staffel C (der Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums des DFV der DDR, Dr. Klaus-Dieter Trapp, nahm vor dem Treffen die offizielle Ehrung der Messestädter vor) aber gefielen sich die Erfurter oft genug in unproduktiven Balltändeleien, die zu nichts anderem führten, als dem Kontrahenten die dringend notwendigen Verschnaufpausen zu gewähren. Bereits im Mittelfeld, wo Stieler überhaupt nicht zum Zuge kam und deshalb auch nach der Pause in der Kabine blieb, begann die Verschleppungs- „Taktik“. Für einen Augenblick schien es, als würde Schnuphase in der zweiten Halbzeit im Angriffszentrum für Belebung sorgen, zu rasch erlahmte die Initiative jedoch wieder. So verwunderte es schließlich nicht, daß die Thüringer nach dem Abpfiff sogar die Hände hochwarfen, das Unentschieden bejubelten. Sicherlich, einen wertvollen Punkt hatten sie gewonnen, ihre Spielweise aber sollte ihnen ernsthaft zu denken geben.
Daß die prächtige Kulisse eine weniger zerfahrene, spielerisch anspruchsvollere Begegnung verdient gehabt hätte, lag auf der Hand. Daß es nicht dazu kam, war vor allem den Akteuren selbst zuzuschreiben.
Von Günter Simon-Fuwo 19-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 3. Spieltag | 14.05.72 |
Stahl Eisenhüttenstadt | - | Chemie Leipzig | 0:0 (0:0) |
FC Rot-Weiß Erfurt | - | TSG Wismar | 6:0 (3:0) |
Spielfrei | | Motor Werdau | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 3.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 | 1 | 2 | 0 | 8:2 | +6 | 4:2 |
2 | ⇑ | Chemie Leipzig | 3 | 0 | 3 | 0 | 1:1 | 0 | 3:3 |
3 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 2 | 0 | 2 | 0 | 2:2 | 0 | 2:2 |
4 | | TSG Wismar | 2 | 1 | 0 | 1 | 3:8 | -5 | 2:2 |
5 | | Motor Werdau | 2 | 0 | 1 | 1 | 3:4 | -1 | 1:3 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 3. Spieltag | |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Geibel | Motor Werdau | 1 |
Göpel | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Hoyer | Motor Werdau | 1 |
Kittel | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Kleiminger | TSG Wismar | 1 (1) |
Krebs | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Meyer | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Pyrek | TSG Wismar | 1 |
Schmidt | TSG Wismar | 1 |
Schröder | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Stieler | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Schubert | Chemie Leipzig | 1 |
Tauscher | Motor Werdau | 1 |
Der 3. Spieltag der Oberliga-Aufstiegsrunde brachte den erwarteten Wechsel an der Tabellenspitze. Selbst wenn die TSG Wismar ohne große Illusionen zum FC Rot-Weiß Erfurt reiste, das 0:6 gegen die Blumenstädter spricht Bände. Bereits mit dem ersten Angriff in Führung gehend, bauten die Vollrath-Schützlinge das Ergebnis in regelmäßigen Abständen aus. Die routinierte, clevere Abwehr der Leipziger Chemie – Elf schuf dagegen bei Stahl Eisenhüttenstadt die Voraussetzung für das torlose Un- entschieden, so sehr sich die Gastgeber nach dem Wech- sel auch um torgefährlichere Aktionen bemühten. Damit erkämpfte sich Leipzig den zweiten Auswärtspunkt.
Der nächste Spieltag: Am Sonntag, dem 21. Mai 1972, spielen Motor Werdau gegen FC Rot-Weiß Erfurt und
TSG Wismar gegen Stahl Eisenhüttenstadt.
Stahl Eisenhüttenstadt – Chemie Leipzig 0:0 (0:0)
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Reidock, Miller. Schendzielorz, Prager, Köpcke, Steinfurth, Strahl, Grebasch (ab 78. David), Kittel, Waidhas. Übungsleiter: Peter Müller
BSG Chemie Leipzig: Heine, Dr. Bauchspieß, Pfitzner, Trojan, Herrmann, Lisiewicz, Trunzer, Schneider, Liptow, Scherbarth, Schubert. Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
Schiedsrichter: Riedel (Berlin)
Zuschauer: 6.200 auf dem Sportplatz der Hüttenwerker in Eisenhüttenstadt
Tore: Fehlanzeige
Spielerisch nur wenig gehaltvoll
In der kurzen Pressebesprechung stellten die beiden Übungsleiter Busch und Müller übereinstimmend fest, „daß sie ihr derzeit stärkstes Auf gebot zur Verfügung haben, die Chancen wohl verteilt wären“.
Die ersten 45 Minuten schienen diese Beurteilung zumindest optisch zu widerlegen. Übernervös begann der Platzbesitzer und fand zunächst nicht zu seinem Spiel. Fehlpässe aus der Abwehr und dem Mittelfeld (Reidock, Steinfurth) ließen die Spitzen Waidhas, Kittel und Grebasch in der Luft hängen. Spielmacher Kittel wurde von Trojan auf Schritt und Tritt verfolgt und konnte seine individuellen Stärken kaum ausspielen. Dagegen startete Trunzer aus der Tiefe des Raumes kreuz gefährliche Chemie-Angriffe und war stets anspielbar für weitere Möglichkeiten für die mit letztem körperlichem Einsatz und offensivfreudig auftrumpfenden Gäste aus der Messestadt.
Chemie-Übungsleiter Dallagrazia: „Vor der Pause hätten wir die Entscheidung erzwingen können.“ Aber wie das im Fußball so ist, die Hüttenwerker besannen sich nach der Pause nicht nur auf ihren Kampfgeist, sondern auch auf stärkere spielerische Mittel und trumpften eine halbe Stunde weitaus aggressiver auf. Steinfurth und Strahl (vom NVA-Ehrendienst zurückgekehrt) kurbelten im Mittelfeld und fanden jetzt zu geschlosseneren Aktionen mit den unermüdlich rackernden Waidhas und Kittel, während Grebasch weiterhin recht blaß blieb. Aber auch hier brachten die klaren Möglichkeiten nichts ein (59., Steinfurth setzt aus 10 Metern Entfernung nach einem Köpcke-Kopfball das Leder über die Latte; 70., ein Köpcke-Kopfball wird von Pfitzner auf der Torlinie gerettet; 78., ein Gewaltschuß von Strahl geht am kurzen Toreck vorbei).
Stahl-Übungsleiter Müller: „Ich finde, das Ergebnis wird beiden Mannschaften gerecht. Die oft überharten Zweikämpfe erstickten leider den Spielfluß. Wir gingen physisch bis an die Grenze unserer Möglichkeiten.“
So blieb es in einem kräftezehrenden, kämpferisch starken, spielerisch aber nur streckenweise befriedigden Treffen beim torlosen Unentschieden. KARL-HEINZ KRAUSE
FC Rot-Weiß Erfurt – TSG Wismar 6:0 (3:0)
FC Rot-Weiß Erfurt: Weigang, Heintz, Egel, Krebs, Nathow, Meyer, Göpel, Schnuphase, Albrecht,
Schröder (ab 63. J. Weißhaupt, ab 83. Stieler), Dummer. Trainer: Siegfried Vollrath
TSG Wismar: Wilken (ab 60. Schröder), Karbach, Wilde, Witte, Kleiminger, Behm, Schmidt, Wruck,
Jatzek (ab 44. Ziems), Pyrek, Behrens. Übungsleiter: Hans Levknecht.
Schiedsrichter: Uhlig (Neukieritzsch)
Zuschauer: 8.000 im Georgij-Dimitroff-Stadion in Erfurt
Tore: 1:0 Meyer (1.), 2:0 Krebs (16.), 3:0 Schröder (44.), 4:0 Albrecht (52.), 5:0 Dummer (79.), 6:0 Stieler (87.).
Positionswechsel zermürbten
„Wir brauchen ein schnelles Führungstor, das uns spielerische Sicherheit gibt“, so Rot-Weiß-Trainer Siegfried Vollrath vor dem Anpfiff. Sein Wunsch hätte gar nicht besser in Erfüllung gehen können. Bereits der erste Angriff der Erfurter brachte nach zwanzig Sekunden das 1:0, als Meyer die gefühlvolle Flanke Schröders über den schlecht postierten Wilken ins Netz köpfte.
Die Gäste brauchten lange, um sich von diesem Schock einigermaßen zu erholen. Richtige Ordnung in ihre Dek- kungsarbeit bekamen sie eigentlich während der gesamten neunzig Minuten nicht.
Allerdings machten es ihnen die sich an keine Position gebundenen Rot-Weißen auch nicht leicht, wobei die im Wechsel mit nach vorn prellenden Abwehrspieler ständig für zusätzliche Verwirrung sorgten. Hinzu kam, daß we- der Wilken noch der ihn nach einer Stunde ablösende Schröder einen sicheren Eindruck hinterließen, sondern vielmehr mit groben Schnitzern die Nervosität ihrer Vorderleute noch erhöhten. Am besten zogen sich in der Wismarer Deckung noch Stopper Wilde und Rechtsverteidiger Karbach aus der Affäre, während die wenigen Gegenangriffe meist über den sich für einige technische Einlagen Sonderbeifall holenden Kleiminger liefen. Zu echten Chancen ließ es die diesmal – mit Ausnahme einer kurzen Periode in der ersten Halbzeit – recht kon- zentriert wirkende Rot-Weiß-Deckung allerdings kaum kommen. Die beste vereitelte Weigang, als er P. Wrucks 20-Meter-Freistoß aus der Ecke hechtete.
Übungsleiter Hans Levknecht (TSG) bezeichnete dann auch den Erfurter Sieg als hochverdient, jedoch sei seine Elf etwas unter Wert geschlagen worden: „Unser Torwartproblem ist bekannt. Diesmal trat es besonders kraß zutage. Wir sind illusionslos nach Erfurt gekommen, haben aber, so glaube ich, spielerisch nicht so schlecht ausgesehen, wie es das hohe Resultat vermuten läßt.“ GERHARD WEIGEL-Fuwo 20-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 4. Spieltag | 21.05.72 |
Motor Werdau | - | FC Rot-Weiß Erfurt | 1:4 (0:0) |
TSG Wismar | - | Stahl Eisenhüttenstadt | 2:1 (1:1) |
Spielfrei | | Chemie Leipzig | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 4.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 4 | 2 | 2 | 0 | 12:3 | +9 | 6:2 |
2 | ⇑ | TSG Wismar | 3 | 2 | 0 | 1 | 5:9 | -4 | 4:2 |
3 | | Chemie Leipzig | 3 | 0 | 3 | 0 | 1:1 | 0 | 3:3 |
4 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 3 | 0 | 2 | 1 | 3:4 | -1 | 2:4 |
5 | | Motor Werdau | 3 | 0 | 1 | 2 | 4:8 | -4 | 1:5 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 4. Spieltag | |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 2 |
Kleiminger | TSG Wismar | 2 (2) |
Lindemann | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 (1) |
Tauscher | Motor Werdau | 2 |
Der FC Rot-Weiß Erfurt hat sich nun deutlich an die Spitze des Aufstiegsfeldes gesetzt. Er hatte zwar in Werdau Mühe, dem ehrgeizigen Gastgeber Paroli zu bieten, siegte am Ende jedoch verdient mit 4: 1. Überraschend kommt der 2:1-Erfolg der TSG Wismar über Stahl Eisenhüttenstadt in einer Begegnung ohne Höhepunkte. Da- mit hat sich der Außenseiter vor- erst an die 2. Stelle der Tabelle gekämpft. Die Situation dürfte sich allerdings am kommenden Sonntag ändern, wenn Chemie Leipzig – diesmal spielfrei – wieder in das Geschehen eingreift.
Die nächsten Spiele:
Am kommenden Sonntag, 15 Uhr, spielen:
Chemie Leipzig – TSG Wismar, Stahl Eisenhüttenstadt – Motor Werdau.
Motor Werdau – FC Rot-Weiß Erfurt 1:4 (0:0)
BSG Motor Werdau: Seidel, Windisch, Kamczyk, Felbinger, Weidlich, Tauscher, Wustlich, Hoyer, Geibel,
Beier, Kubuteit (ab 58. Dimiter). Übungsleiter: Helmut Gruner
FC Rot-Weiß Erfurt: Weigang, Heintz, Egel, Krebs (ab 46. Stieler), Nathow, Meyer, Göpel, Schnuphase,
Albrecht, Schröder, Dummer (ab 68. Lindemann). Trainer: Siegfried Vollrath
Schiedsrichter: Glöckner (Markranstädt)
Zuschauer: 4.000 im Ernst-Grube-Stadion in Werdau
Tore: 1:0 Tauscher (19.), 1:1 Windisch (40., Selbsttor), 1:2 Albrecht (54.), 1:3 Lindemann (75., Handstrafstoß), 1:4 Lindemann (83.).
Der FC Rot-Weiß erst spät in Tritt
„Wir müssen heute beide Punkte holen, wenn wir dem Aufstieg ein Stück näher kommen wollen.“ Rot- Weiß-Trainer Siegfried Vollrath ließ schon vor dem Spiel keine Zweifel am Vorhaben der Erfurter. In der ersten Viertelstunde bestimmte der Gast auch das Geschehen. Schnelle Angriffe wurden mit plazierten Schüssen abgeschlossen, Torhüter Seidel zeigte sich aber auf dem Posten. Über Tauscher begannen die Werdauer, ihren Aktionen mehr und mehr gefährlichen Zuschnitt zu verleihen. Als sie eine Standard-Situation zum Führungstreffer nutzten, gab das ihrem Spiel die notwendige Sicherheit. Jetzt war vom FC Rot- Weiß nicht mehr viel zu sehen, verlor er den Faden völlig. „Es war niemand da, der wieder Ordnung in unsere Reihen brachte, die Ver- krampfung hielt viel zu lange an“, kommentierte der Erfurter Trainer diesen Spielabschnitt, der erst seine Wende fand, als Werdaus Verteidiger Windisch einen Ball unglücklich ins eigene Tor abfälschte und dem Gast damit zum Ausgleich verhalf. Gehörte den Thüringern dann auch die zweite Halbzeit fast völlig, weil sie sich der technisch besseren Mittel bedienten und das insgesamt schnelle Spiel auf der Werdauer Seite seinen Tribut forderte, so überraschte dennoch die nervliche Anfälligkeit des FC Rot-Weiß.
Nach Albrechts Tor setzte Motor Werdau noch einmal alles auf eine Karte, schaffte aber den Ausgleich nicht. Torwart Weigang machte durch seine Paraden viele gute Chancen der Werdauer zunichte. Schließlich sorgte Lindemann durch zwei weitere Treffer für ein eindeutiges Ergebnis, das Motor-Übungsleiter Gruner wohl zu Recht dem Spielverlauf nach als etwas zu hoch einschätzte, weil seine Elf es dem Favoriten lange Zeit nicht leicht machte. Die tapfere Gegenwehr der Werdauer, ihre unkomplizierte und dennoch zielstrebige Art ließ den Gast erst spät in Tritt kommen, so daß Erfurts Trainer Vollrath am Ende wohl mit dem Ergebnis zufrieden war, seine Wünsche aber nicht restlos erfüllt sah. GERHARD OERTEL
TSG Wismar – Stahl Eisenhüttenstadt 2:1 (0:0)
TSG Wismar: Gustke, Ziems, Wilde (ab 69. Thede), Witte, Kleiminger, Behm, Wenhardt (ab 58. Karbach),
Wruck, Jatzek, Pyrek, Behrens. Übungsleiter: Hans Levknecht.
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Schendzielorz, Miller, Steinfurth, Prager, Köpcke, Strahl, Grebasch, Woit, Kittel, Waidhas (ab 61. Kasel). Übungsleiter: Peter Müller
Schiedsrichter: Einbeck (Berlin)
Zuschauer: 5.100 im Jahn-Stadion in Wismar
Tore: 0:1 Grebasch (8.), 1:1 Kleiminger (17., Foulstrafstoß), 2:1 Behrens (70.).
Nach dem Strafstoß kam die Wende
Die Zuschauer in Wismar stellten sich vor dem Anpfiff dieser Begegnung immer wieder die bange Frage: Wie hat die TSG die moralischen Nachwirkungen der hohen Niederlage in Erfurt verdaut? Aber die Wismarer spielten ohne Hemmungen auf, nutzten ihre Chancen und boten als Außenseiter dieser Aufstiegsrunde eine insgesamt ansprechende Leistung. Übungsleiter Hans Levknecht gab in dieser Partie den Spielern Wenhardt, Gustke und Thede Gelegenheit, ihre guten Vorstellungen in der Bezirksligaelf in der 1. Mannschaft zu bestätigen.
Trotz des frühzeitigen Rückstandes verlor der Platzbesitzer nicht die Nerven und erreichte im Feldspiel nach und nach Ausgeglichenheit. Als Kleiminger im Strafraum von Miller festgehalten wurde, zögerte Schiedsrichter Einbeck keinen Augenblick, den fälligen Strafstoß zu verhängen. Kleiminger trat an und verwandelte sicher. Mit dem Ausgleichstreffer war das Spiel wieder völlig offen, die TSG Wismar kam mit zunehmender Dauer immer besser zum Zuge. Sie verdankt das in erster Linie der ausgezeichneten Mittelfeldarbeit von Kleiminger, Jatzek, Behm und Wruck. Der Gast aus Eisenhüttenstadt, der furios begann, ließ mehr und mehr nach. Gefahr drohte nur, wenn Köpcke bei Eckstößen vorn mit auftauchte. Die Überlegenheit Wismars wurde dann völlig verdient mit dem Siegestreffer belohnt. Stahl bemühte sich zwar um eine Resultatsverbesserung, operierte jedoch nicht zügig und zwingend genug. Glück für die Stahlwerker, als Behrens aus einem Konterstoß kein Kapital schlagen konnte und das Tor nicht traf. Lediglich in der Schlußphase mußten die Akteure um Mannschaftskapitän Witte noch um den Sieg bangen, da sie in Anbetracht des knappen Vorsprungs zu sehr auf Sicherheit spielten und im Angriff kaum noch in Erscheinung traten. HANS VALDIX
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 5. Spieltag | 28.05.72 |
Stahl Eisenhüttenstadt | - | Motor Werdau | 1:0 (0:0) |
Chemie Leipzig | - | TSG Wismar | 2:0 (0:0) |
Spielfrei | | FC Rot-Weiß Erfurt | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 5.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 4 | 2 | 2 | 0 | 12:3 | +9 | 6:2 |
2 | ⇑ | Chemie Leipzig | 4 | 1 | 3 | 0 | 3:1 | +2 | 5:3 |
3 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 4 | 1 | 2 | 1 | 4:4 | 0 | 4:4 |
4 | | TSG Wismar | 4 | 2 | 0 | 2 | 5:11 | -6 | 4:4 |
5 | | Motor Werdau | 4 | 0 | 1 | 3 | 4:9 | -5 | 1:7 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 5. Spieltag | |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 2 |
Kleiminger | TSG Wismar | 2 (2) |
Lindemann | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 (1) |
Tauscher | Motor Werdau | 2 |
Die erste Runde haben die Teilnehmer an den Aufstiegsspielen zur Oberliga hinter sich gebracht. Erwartungsgemäß setzte sich der FC Rot-Weiß Erfurt an die Spitze des Fünfer-Feldes. Der Vorsprung allerdings ist knapp (ein Punkt). Chemie Leipzig kam mit dem 2:0-Erfolg vom Sonntag auf die zweite Position. Die Leipziger mußten auf das erste Tor gegen die TSG Wismar lange warten, siegten aber noch verdient. Knapper dagegen ging es in Eisenhüttenstadt zu. Das magere 1:0 der Stahl-Elf über Motor Werdau zeugt von zu geringer Angriffswirkung und vom Unvermögen, herausgearbeitete Chancen zu nutzen!
Die Spiele am 4. Juni 1972, 15 Uhr (Beginn der Rückrunde):
Stahl Eisenhüttenstadt-FC Rot-Weiß Erfurt,
Chemie Leipzig-Motor Werdau.
Stahl Eisenhüttenstadt – Motor Werdau 1:0 (0:0)
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Wiegel, Miller, Steinfurth, Prager, Kasel, Strahl (71. Woit), Grebasch, Köpcke, Kittel, Baldow (46. David). Übungsleiter: Peter Müller
BSG Motor Werdau: Seidel, Windisch, Kamczyk, Felbinger, Weidlich, Tauscher, Wustlich, Hoyer, Geibel,
Bauer, Kubuteit. Übungsleiter: Helmut Gruner
Schiedsrichter: Scheurell (Berlin)
Zuschauer: 5.000 auf dem Sportplatz der Hüttenwerker in Eisenhüttenstadt
Tor: 1:0 Köpcke (56.).
Stahl vergab zahlreiche Chancen
„Wir wollen von Anfang an Dampf machen und durch eine frühzeitige Führung Sicherheit in unser Spiel bringen“, sagte Stahl-Übungsleiter Peter Müller vor dem Treffen. Doch dann mußte sich erstmals sein Torhüter in der 2. und 3. Minute bei herrlichen Schrägschüssen des spielfreudigen Mittelfeldstrategen Hoyer mächtig strecken.
Schließlich bekam der Platzbesitzer aber ab der 15. Minute – immer wieder angetrieben vom gut disponierten Linksverteidiger Prager und im Mittelfeld von Kapitän Steinfurth eindeutig Oberwasser. Die Chancen zur Führung waren bereits bis zur Pause nicht mehr an den Fingern einer Hand abzuzählen. Wenn auch Torhüter Seidel bei Flachschüssen von Kasel und Strahl (15., 25.) und bei einem Köpcke-Kopfball großartig parierte, konnte doch nicht übersehen werden, daß Kittel, Köpcke und Grebasch drei sogenannte „Hundertprozentige“ ausließen. Damit aber sind nicht alle Mängel im Spiel des Platzbesitzers aufgezeigt. Zu umständlich wurde bis zur Pause im Mittelfeld operiert, zu langatmig und durchsichtig war der Spielaufbau. Im Angriff schließlich ließen sowohl Köpcke als auch Grebasch lange Zeit zu viele Wünsche offen.
Erst nach der Pause bekam das Treffen zeitweise Farbe. Bauer schien mit seinem gefährlichen Schuß (53.) aufs kurze Eck den Platzbesitzer aufzurütteln. 120 Sekunden später hielt das Lattenkreuz einen Steinfurth-Schuß auf, und nachdem Köpcke Torhüter Seidel mit einem nicht unhaltbar erscheinenden Kopfball überwand, war das Treffen entschieden. KARL-HEINZ KRAUSE
Chemie Leipzig – TSG Wismar 2:0 (0:0)
BSG Chemie Leipzig: Heine, Pfitzner, Dr. Bauchspieß, Herrmann, Trojan, Lisiewicz (ab 60. Rothe), Liptow, Trunzer, Scherbarth, Schneider, Schubert. Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
TSG Wismar: Schröder, Ziems, Wilde, Witte, Kleiminger, Behm, Wehnhardt (ab 58. Karbach), Wruck, Jatzek,
Pyrek, Behrens. Übungsleiter: Hans Levknecht.
Schiedsrichter: Kunze (Karl-Marx- Stadt)
Zuschauer: 10.000 im Georg-Schwarz-Sportpark in Leipzig
Tore: 1:0 Trunzer (63.), 2:0 Rothe (87.).
Dem Druck doch noch erlegen
Chemie wußte, was auf dem Spiele stand. Unter Verzicht auf alle Schnörkel suchte die Elf sofort den Erfolg, schnell und geradlinig spielend, auf kürzestem Weg das Tor ansteuernd. Bereits nach zehn Minuten verzeichneten wir drei Ecken (am Ende hieß der Eckenstand 16:2 für die Gastgeber) und sechs Chancen davon ein Gewaltschuß Trojans an die Unterkante der Latte. Wismars Torhüter Schröder wurde regelrecht warm- geschossen. Er „bedankte“ sich dafür im weiteren Verlauf des Spiels mit einer prächtigen Leistung. Wismar hatte zeitweise nur Pyrek vorn postiert, alle anderen verteidigten. Selbst der stets anspielbereite Kleiminger vermochte nur wenige Entlastungsangriffe zu inszenieren.
Auch nach der Pause das gleiche Bild: Optische Überlegenheit der Gastgeber, die aber zu wenig über die Flügel stürmten, zu selten Liptows und Schuberts Dribbelfähigkeiten und Schnelligkeit nutzten. Vielleicht war der Gastgeber, wie das Alfred Kunze zum Ausdruck brachte, manchmal auch ohne die erforderliche Präzision in den Angriffsaktionen, bis schließlich nach einer Stunde Spielzeit Scherbarth mit einer Vorlage die gesamte TSG-Dek- kung ausspielte, Trunzer keinen Moment zögerte und mit einem Prachtschuß den längst fälligen und überaus verdienten Treffer erzielte. Befreit vom psychischen Druck, erfolglos schwindende Spielzeit zu registrieren, ging nun Chemie in der Angriffsvorbereitung überlegter zu Werke. Die Folge war das verdiente zweite Tor.RAINER BAUMANN-Fuwo 23-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 6. Spieltag | 04.06.72 |
Stahl Eisenhüttenstadt | - | FC Rot-Weiß Erfurt | 0:3 (0:2) |
Chemie Leipzig | - | Motor Werdau | 5:0 (2:0) |
Spielfrei | | TSG Wismar | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 6.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 5 | 3 | 2 | 0 | 15:3 | +12 | 8:2 |
2 | ⇑ | Chemie Leipzig | 5 | 2 | 3 | 0 | 8:1 | +7 | 7:3 |
3 | | TSG Wismar | 4 | 2 | 0 | 2 | 5:11 | -6 | 4:4 |
4 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 5 | 1 | 2 | 2 | 4:7 | -3 | 4:6 |
5 | | Motor Werdau | 5 | 0 | 1 | 4 | 4:14 | -10 | 1:9 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 6. Spieltag | |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 2 |
Kleiminger | TSG Wismar | 2 (2) |
Lindemann | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 (1) |
Lisiewicz | Chemie Leipzig | 2 |
Tauscher | Motor Werdau | 2 |
Durch die eindeutigen Favoritensiege des FC Rot-Weiß Erfurt und von Chemie Leipzig dürften am fünften Spieltag der Oberliga-Aufstiegsrunde wichtige Vorentscheidungen gefallen sein. Ohne in vorschnelle Spekulationen zu verfallen, darf wohl festgestellt werden: Sollte sich an der Tabellenspitze noch etwas ändern, so käme das einer Sensation gleich. Davon zeugen nicht allein die Punktekonten, sondern insbesondere auch die Torskalen, die nachdrücklich für den FC Rot-Weiß und Chemie sprechen. Hier die Schußfreude der Erfurter, da die Abwehrstabilität der Leipziger – das dürften ausreichende Garantien für den Aufstieg sein.
Die Spiele am 11. Juni 1972, 15 Uhr:
Motor Werdau – TSG Wismar, FC Rot-Weiß Erfurt – Chemie Leipzig.
Stahl Eisenhüttenstadt – FC Rot-Weiß Erfurt 0:3 (0:2)
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Wiegel, Miller, Schendzielorz, Prager, Baldow, Steinfurth,
Kasel (ab 46. Strahl), Waidhas (ab 48. Woit), Kittel, Grebasch. Übungsleiter: Peter Müller
FC Rot-Weiß Erfurt: Weigang, Heintz, Egel, Krebs, Kiesewetter, Meyer (ab 72. Schröder), Göpel, Stieler,
Albrecht (ab 83. Dummer), Schnuphase, Lindemann. Trainer: Siegfried Vollrath
Schiedsrichter: Pischke (Rostock)
Zuschauer: 5.500 auf dem Sportplatz der Hüttenwerker in Eisenhüttenstadt
Tore: 0:1 Schnuphase (30.), 0:2 Albrecht (42.), 0:3 Dummer (90.).
Gäste setzten im Mittelfeld die Akzente
Rationelles und dennoch zielstrebiges Spiel, gutes Einteilen der Kräfte nur das durfte bei sommerlichen Temperaturen im Aufstiegsspiel auf dem Sportplatz der Hüttenwerker die Devise sein. Die Sonne meinte es gut, zu gut, doch von Sommerfußball konnte lange Zeit nicht die Rede sein.
Die Erfurter, gestützt auf ihre von Egel organisierte ebenso junge wie gute Abwehr mit einem großartigen Weigang im Tor, wirkten dabei über weite Strecken im Mittelfeld stärker und obwohl sie mehr in Bewegung waren, teilten sie ihre Kräfte besser ein. Geschickt ergänzten sich Schnuphase, Stieler, Meyer, Göpel und auch die Verteidiger bei der Unterstützung ihrer Stoßstürmer Albrecht und Lindemann, die mit guten Pässen auf den Mann oder in den freien Raum in Szene gesetzt wurden. Das Tor von Schnuphase in der 30. Minute, nach vorangegangenem Pfostenschuß von Meyer, war durchaus folgerichtig.
f Eisenhüttenstädter Seite ließen nach gutem Beginn die Kräfte in der Sonnenglut rapide nach, weil sich zu viele Fehlpässe einschlichen. Dabei hatte es gut für die Gastgeber begonnen. Weigang verhinderte mit einer Glanzparade das fast sichere 1:0 für Stahl, als Grebasch nach Freistoß von Kasel in freie Schußposition gekommen war. Was danach geboten wurde, war jedoch nicht dazu angetan, Eisenhüttenstadts Auf- stiegshoffnungen zu nähren. Bei aller Anerkennung des Kampfgeistes der Stahl-Spieler, Erfurt beherrschte überlegen die Szene. Die Stahl-Abwehr stand wie erstarrt, als sich Albrecht nach der von rechts kommenden Ecke Meyers hochschraubte und zum 2:0 einköpfte.
In der zweiten Halbzeit brachte Strahl frischen Wind ins Eisenhüttenstädter Spiel, doch es blieb bei einer guten Chance für Baldow (46. knapp daneben), einem schönen Lattenschuß von Schendzielorz (52.) und der Korrektur des Eckenverhältnisses von 3:4 auf 7:4. Die Aktionen waren gegen die mit ihren Kräften haushaltenden Erfurter zu langatmig angelegt. GÜNTER BONSE
Chemie Leipzig – Motor Werdau 5:0 (2:0)
BSG Chemie Leipzig: Heine, Pfitzner, Dr. Bauchspieß, Herrmann, Trojan, Lisiewicz, Liptow (ab 53. Pretzsch), Trunzer (ab 65. Rothe), Scherbarth, Schneider, Schubert. Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
BSG Motor Werdau: Seidel, Windisch, Kamczyk, Felbinger, Weidlich (ab 34. Bauer), Tauscher,
Brändel (ab 65. Dinter), Hoyer, Geibel, Franke, Kubuteit. Übungsleiter: Helmut Gruner
Schiedsrichter: Kulicke (Oderberg)
Zuschauer: 12.000 im Georg-Schwarz-Sportpark in Leipzig
Tore: 1:0 Liptow (16.), 2:0, 3:0 Lisiewicz (33., 47.), 4:0 Scherbarth (56.), 5:0 Pretzsch (71.).
Keine Chance für die faire Motor-Elf
Bereits nach 15 Minuten hatte die Chemie-Abwehr die Werdauer Stürmer sicher im Griff, diktierten Trunzer, Trojan und der immer stärker auftrumpfende, keine Fehler begehende Schneider das Geschehen im Mittelfeld, so daß selbst Dr. Bauchspieß nach vorn stoßen konnte, um eine schnelle Entscheidung herbeiführen zu helfen. Liptow erzielte das psychologisch wichtige Führungstor, einen der Eckstöße Schneiders verwandelnd. Die weiteren Treffer fielen in regelmäßigen Ab- ständen, teilweise herausgespielt wie auf dem Trainingsplatz. Es hätten durchaus noch mehr Tore werden können, doch hatte Seidel in vielen Torraumszenen das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite, als Kopfbälle von Trunzer, Liptow und Schubert knapp das Ziel verfehlten. Andererseits reagierte er aber auf der Torlinie mehrfach ausgezeichnet.
Chemie war gut beraten, seine schnellen Flügelstürmer diesmal stärker ins Spiel zu bringen. Das schuf Raum für den einsatzstarken Scherbarth und die Mittelfeldspieler und riß Lücken in die Deckung der Werdauer. Lisiewicz bedankte sich dafür mit einem Alleingang und einem Kopfballtor, zu dem Scherbarth ebenfalls per Kopf die Vor- lage servierte.
Motor Werdau vermochte diesmal an die bisher gezeigten Leistungen in den Aufstiegsspielen nicht anzu- knüpfen. Im Georg-Schwarz-Sportpark wurde die Elf über weite Strecken zur Harmlosigkeit verurteilt. Übungsleiter Helmut Gruner anerkannte neidlos die bessere Leistung der Gastgeber und meinte, daß die bisherigen Aufstiegsspiele die Kraftreserven seiner Mannschaft doch angegriffen haben. Auch die Hitze mag dazu beigetragen haben, die Grenzen dieser fairen Mannschaft aufzuzeigen, die diesmal nicht in der Lage war, dem Favoriten das Fürchten zu lehren. RAINER BAUMANN-Fuwo 23-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 7. Spieltag | 11.06.72 |
Motor Werdau | - | TSG Wismar | 1:4 (1:3) |
FC Rot-Weiß Erfurt | - | Chemie Leipzig | 2:0 (0:0) |
Spielfrei | | Stahl Eisenhüttenstadt | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 7.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 6 | 4 | 2 | 0 | 17:3 | +14 | 10:2 |
2 | ⇑ | Chemie Leipzig | 6 | 2 | 3 | 1 | 8:3 | +5 | 7:5 |
3 | | TSG Wismar | 5 | 3 | 0 | 2 | 9:12 | -3 | 6:4 |
4 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 5 | 1 | 2 | 2 | 4:7 | -3 | 4:6 |
5 | | Motor Werdau | 6 | 0 | 1 | 5 | 5:18 | -13 | 1:11 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 7. Spieltag | |
Kleiminger | TSG Wismar | 4 (3) |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 2 |
Jatzek | TSG Wismar | 2 |
Krebs | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Lindemann | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 (1) |
Lisiewicz | Chemie Leipzig | 2 |
Schnuphase | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Tauscher | Motor Werdau | 2 |
Rot-Weiß bezwang Chemie 2:0 und ist im Aufstiegskampf ungeschlagen
TSG hielt durch 4:1 in Werdau Anschluß
Insgeheim hatten die Leipziger Chemiker mit wenigstens einem Punkt in Erfurt geliebäugelt. Er blieb aus, weil der FC Rot-Weiß über die gesamte Distanz das Geschehen bestimmte und am Ende als 2:0 – Sieger den Platz verließ. Leider mußte in dieser tempogeladenen Partie Trunzer nach einer groben Unsportlichkeit an Stieler vorzeitig in die Kabine und fehlt seiner Mannschaft in den wichtigen nächsten Spielen. Ein Achtungszeichen setzte die TSG Wismar in Werdau. Mit dem kaum erwarteten 4:1 über die gastgebende BSG Motor schoben sich die Männer von der Ostseeküste an die dritte Position im Aufstiegsfeld – mit einem Punkt hinter Chemie Leipzig!
Am nächsten Sonntag, dem 18. Juni 1972, kommt es ab 15 Uhr zu diesen Begegnungen:
Chemie Leipzig – Stahl Eisenhüttenstadt, TSG Wismar – FC Rot-Weiß.
Motor Werdau – TSG Wismar 1:4 (1:3)
BSG Motor Werdau: Seidel, Windisch, Kamczyk, Felbinger, Brändel, Tauscher, Stephan (ab 57. Zeuke),
Hoyer, Geibel, Löscher, Kubuteit. Übungsleiter: Helmut Gruner
TSG Wismar: Schröder, Ziems, Wilde, Witte, Kleiminger, Behm, Behrens, Wruck (ab 46. Baade), Jatzek,
Pyrek, Fröck (ab 73. Schmidt). Übungsleiter: Hans Levknecht.
Schiedsrichter: Uhlig (Neukieritzsch)
Zuschauer: 2.100 im Ernst-Grube-Stadion in Werdau
Tore: 1:0 Kubuteit (6.), 1:1 Jatzek (13.), 1:2 Jatzek (30.), 1:3 Kleiminger (37., Foulstrafstoß),
1:4 Kleiminger (51.).
Souveräner Auswärtssieg
Die Konstellation vor dem Spiel war klar. Wismar erhielt sich bei einem Sieg die Möglichkeit des Oberliga-Aufstiegs, und Werdau wollte endlich den vollen Erfolg. TSG-Übungsleiter Levknecht meinte: „Fahren wir mit einem guten Ergebnis nach Hause, so gibt das für meine Spieler die Gewißheit: Wir sind noch mit dran und gewinnen neuen Auftrieb.“ Daß dies keine leeren Worte blieben, dafür sorgten alle TSG-Spieler in den folgenden 90 Minuten. Nach 13 Minuten wurden die Weichen für den Wismar-Sieg gestellt. Da nämlich ergriff Jatzek die Initiative und egalisierte mit einem überlegten Schuß die von Kubuteit in der 6. Minute erzielte Werdauer Führung.
Werdau gelang es in dieser Zeit, verteiltes Spiel zu erreichen und hatte auch einige Tormöglichkeiten, die aber überhastet und unkonzentriert vergeben wurden. Die zweite Halbzeit sah dann eine klar dominierende TSG-Elf. Kleiminger hatte in der 51. Minute mit einem herrlichen Direktschuß das 4:1 und damit die endgültige Entscheidung herbeigeführt. Minutenlang befand sich Werdau ausschließlich in der Defensive. Nur selten gelang es, die überragenden Kleiminger und Jatzek zu binden. Diese beiden Spieler ragten aus dem insgesamt guten Kollektiv noch heraus und gehörten zu den Besten. Kleimingers Repertoire an Einfällen und überlegten Spielzügen war schier unerschöpflich, und Jatzek entzog sich durch fleißige Laufarbeit der Werdauer Deckung. Die Mittelfeldreihe des Gastgebers mit Tauscher, Hoyer und Löscher blieb dagegen blaß und erreichte nie die Wirkung ihrer Wismarer Kollegen. Mit Pyrek, Behrens und Fröck hatte Wismar außerdem Stürmer auf dem Platz, die ständig den freien Raum suchten, immer anspielbar waren und der Motor-Abwehr ein Rätsel nach dem anderen aufgaben. MATTHIAS HÖFER
FC Rot-Weiß Erfurt – Chemie Leipzig 2:0 (0:0)
FC Rot-Weiß Erfurt: Weigang, Heintz, Egel, Krebs, Kiesewetter, Meyer, Göpel, Stieler,
Albrecht (ab 57. Schröder), Schnuphase, Lindemann. Trainer: Siegfried Vollrath
BSG Chemie Leipzig: Heine, Pfitzner, Dr. Bauchspieß, Trojan, Herrmann, Rothe. Schneider, Trunzer (64. Feldverweis), Liptow (ab 79. Pretzsch), Scherbarth, Schubert. Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
Schiedsrichter: Riedel (Berlin)
Zuschauer: 22.000 im Georgij-Dimitroff-Stadion in Erfurt
Tore: 1:0 Krebs (55.), 2:0 Schnuphase (67.).
Meyer war der Dreh- und Angelpunkt
Der Luftsprung von Albert Krebs in der 55. Minute war verständlich. Mit einem phantastischen 25-Meter-Schuß aus vollem Lauf schoß er seine Mannschaft auf die Siegerstraße. „Ich habe den Rückpaß von Lindemann genau mit dem Spann erwischt“, freute sich der Schütze, während Chemie-Torhüter Heine, der keinerlei Reaktion zeigte, nur resignierend hinzufügte: „Ich habe den Ball nicht kommen sehen, die Sicht war völlig versperrt.“ Damit fand der unermüdliche Spiel- und Fleißaufwand der Blumenstädter, die insgesamt 16:4 Ecken herausarbeiteten, den verdienten Lohn.
„Vor allem gegen unsere ständige Tempoforcierung, die ich der Mannschaft noch zur Pause wieder ans Herz legte, zeigte Chemie mit Fortdauer des Spiels doch sichtliche Wirkung“, freute sich Rot-Weiß-Trainer Siegfried Vollrath. Vor allem Meyer wurde dabei Dreh- und Angelpunkt im Erfurter Spiel. Der Mittelfeldspieler, der ein enormes Pensum bewältigte, war nie unter Kontrolle zu bringen. Er sprühte förmlich vor Ideen und überraschenden Einfällen und sparte auch nicht mit scharfen Hinterhaltschüssen. Gäste-Torhüter Heine vereitelte hier mit großartiger Reaktion (19., 21., 29.) einen frühzeitigen Rückstand.
Die Chemie-Elf erreichte nur in der ersten Viertelstunde ein offenes Feldspiel. Trunzer, der später wegen grober Unsportlichkeit des Feldes verwiesen wurde, hatte bereits nach 120 Sekunden die Chance zum Führungstreffer. Aber damit erschöpften sich schon die Möglichkeiten der Leipziger, die mit Fortdauer der Begegnung der spieltechnischen und läuferischen Überlegenheit der Erfurter Tribut zollen mußten. Lange Zeit konnte Dr. Bauchspieß seine Abwehr zwar zusammenschweißen, aber als Stieler, Göpel und auch Schnuphase immer energischer aus dem Mittelfeld in die Spitze stießen, war es um die Gäste endgültig geschehen. „Am verdienten Sieg der Erfurter bestehen keine Zweifel“, kommentierte Leipzigs Übungsleiter Eberhard Dallagrazia. „Mit Fortdauer der Begegnung war das Tempospiel der Gastgeber nicht mehr zu kontrollieren.“
Die eindrucksvollste Phase der Gastgeber brach nach dem Führungstor an. Jetzt wurden die Angriffe fast ständig über die Außenpositionen vorbereitet und auch mustergültig abgeschlossen. Das beste Beispiel hierfür war das zweite Tor durch Schnuphase. Meyer war der Ausgangspunkt, als er mit einer überraschenden Direktablage Verteidiger Heintz auf dem rechten Flügel freigespielt hatte. Seine anschließende Flanke wuchtete Schnuphase mit herrlichem Kopfball in die linke obere Ecke. Daneben hatten noch Albrecht, Meyer und erneut Schnuphase weitere Gelegenheiten, das Resultat auszubauen. Fazit: Eine insgesamt überzeugende Leistung, mit der sich die Blumenstädter nahezu die Rückkehr in die höchste Klasse erkämpften. KLAUS THIEMANN-Fuwo 24-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 8. Spieltag | 18.06.72 |
Chemie Leipzig | - | Stahl Eisenhüttenstadt | 2:2 (1:2) |
TSG Wismar | - | FC Rot-Weiß Erfurt | 1:4 (0:0) |
Spielfrei | | Motor Werdau | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 8.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 7 | 5 | 2 | 0 | 21:4 | +17 | 12:2 |
2 | ⇑ | Chemie Leipzig | 7 | 2 | 4 | 1 | 10:5 | +5 | 8:6 |
3 | | TSG Wismar | 6 | 3 | 0 | 6 | 10:16 | -6 | 6:6 |
4 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 6 | 1 | 3 | 2 | 6:9 | -3 | 5:7 |
5 | | Motor Werdau | 6 | 0 | 1 | 5 | 5:18 | -13 | 1:11 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 8. Spieltag | |
Kleiminger | TSG Wismar | 4 (3) |
Lisiewicz | Chemie Leipzig | 4 |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Lindemann | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 (1) |
Schnuphase | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 2 |
Jatzek | TSG Wismar | 2 |
Kittel | Stahl Eisenhüttenstadt | 2 |
Krebs | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Meyer | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Pyrek | TSG Wismar | 2 |
Stieler | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Tauscher | Motor Werdau | 2 |
Mit dem FC Rot-Weiß Erfurt steht der erste Oberliga-Aufsteiger fest! In souveränem Stil setzten sich die Vollrath-Schützlinge auch mit 4:1 bei der TSG Wismar durch, die vor allem nach dem Wechsel im furiosen Tempospiel der Thüringer unterging. Herzlichen Glückwunsch, Rot-Weiß, auch im Namen der fuwo-Leser! Einen überaus wichtigen Punkt gab Chemie Leipzig im Georg-Schwarz-Sportpark gegen die Eisenhüttenstädter Gäste ab. Durch das 2:2 bleibt der Kampf um den 2. Platz nach wie vor spannend.
Am nächsten Sonntag, dem 25. Juni 1972 stehen sich ab 10.30 Uhr gegenüber:
FC Rot-Weiß Erfurt – Motor Werdau und Stahl Eisenhüttenstadt – TSG Wismar.
Chemie Leipzig – Stahl Eisenhüttenstadt 2:2 (1:2)
BSG Chemie Leipzig: Heine, Pfitzner, Dr. Bauchspieß, Herrmann, Trojan, Lisiewicz, Rothe (ab 60. Erler), Schneider, Liptow, Scherbarth, Schubert (ab 69. Pretzsch). Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Waidhas (ab 72. Reidock), Miller, Schendzielorz, Köpcke, Baldow,
Woit, Steinfurth, Komarow, Kittel, Strahl. Übungsleiter: Peter Müller
Schiedsrichter: Di Carlo (Burgstädt)
Zuschauer: 8.000 im Georg-Schwarz-Sportpark in Leipzig
Tore: 1:0 Lisiewicz (13.), 1:1 Kittel (17.), 1:2 Woit (32.). 2:2 Lisiewicz (51.).
Chemie hatte bange Minuten zu überstehen
An Dramatik das sei vorangestellt war dieses Aufstiegsspiel im Georg-Schwarz-Sportpark kaum zu überbieten. Immer dann, wenn Routinier Lisiewicz mit einem Treffer die Hoffnungen der Grün-Weißen auf den so notwendigen Sieg in diesem Heimspiel belebt hatte, stürmte der Platzbesitzer schwungvoll, setzte er beachtliche spielerische Akzente und ließ an Einsatzbereitschaft keinen Wunsch offen. Das war so nach der 13. Minute, in der Lisiewicz den Gästetorwart Reschke mit einem platzierten Kopfball keine Chance ließ; das war der Fall, als der kleine Mittelfeldspieler sich in der 51. Minute durch das Gewühl im Eisenhüttenstädter Strafraum mogelte und flach zum Ausgleich einsandte.
Leidenschaftlich ging das Publikum mit, gab in Sprechchören der Mannschaft zu verstehen, daß Erfurt in Wismar in Führung liegt. Dazwischen allerdings lagen Minuten des Bangens für die Chemie-Elf. Kittel hatte den Ausgleich zum 1:1 geschafft, Woit sogar das Führungstor erzielt. Beide Male gaben Chemie-Spieler den Anlaß zu diesen Treffern. Dr. Bauchspieß war der Unglücksrabe, mit dessen Fehlpaß Kittel auf und davon zog. Heine verrechnete sich beim zweiten Eckstoß der Gäste, seinen mit einer Hand abgefälschten Ball erwischte Woit und Chemie lag im Rückstand.
Nach diesem 2:2 mobilisierte der Hausherr alle Kräfte. Am Sturm auf das Gästetor waren fast alle Spieler beteiligt. Aber Köpcke, Miller und Reschke hatten ihre Deckung gut organisiert. Vor allem Köpcke lieferte dem einsatzstarken Scherbarth große Duelle. Und was hoch in den Strafraum segelte, fing und faustete Reschke in souveräner Manier. Zeitweise lauerte nur noch Komarow in der Chemie-Hälfte, assistiert von Kittel. Und tatsächlich hielt diese massierte Eisenhütterstädter Abwehr stand. Auch der verletzt ausscheidende Waidhas wurde von Reidock gut ersetzt. Keiner der Chemie-Spieler fand eine Lücke zum Torschuß, keiner setzte den Punkt aufs i. RAINER BAUMANN
TSG Wismar – FC Rot-Weiß Erfurt 1:4 (0:0)
TSG Wismar: Schröder, Ziems, Wilde, Witte, Kleiminger, Karbach, Behrens (ab 63. Schmidt), D. Wruck,
Jatzek, Pyrek, Fröck. Übungsleiter: Hans Levknecht.
FC Rot-Weiß Erfurt: Benkert, Heintz, Egel, Krebs, Kiesewetter, Meyer, Göpel, Stieler, J. Weißhaupt
(ab 46. Lindemann), Schnuphase, Dummer (ab 77. Wirsing). Trainer: Siegfried Vollrath
Schiedsrichter: Scheurell (Berlin)
Zuschauer: 5.500 im Jahn-Stadion in Wismar
Tore: 0:1 Schnuphase (52.), 0:2 Lindemann (55.), 1:2 Pyrek (72.), 1:3 Meyer (85.), 1:4 Stieler (87.).
Die Niederlage bahnte sich schon vor der Pause an
Gegen diese Erfurter Angriffs- wogen konnten die Einheimischen nur eine Halbzeit lang ihr Tor reinhalten. Die Gäste begannen sofort furios, und der überragende Meyer setzte die Maßstäbe für das gekonnte Mittelfeldspiel der Thüringer. Seine hart und genau geschlagenen Pässe schufen für die oftmals mit sieben Spielern angreifen- den Rot-Weißen den notwendigen Raum sowie eine klare Überlegenheit. Lediglich im Abschluß zeigte man zumindest in den ersten 45 Minuten einige Schwächen. Wismar brauchte eine lange Anlaufzeit, um sich auf den Gegner einzustellen, erreichte aber bis zur Halbzeit dank des fleißigen Kleiminger noch Gleichwertigkeit. Als Fröck in der 21. Minute einen herrlichen 35-Meter-Diagonalpaß zu Kleiminger servierte, wurde nur knapp die mögliche Wismarer Führung vergeben. Kurz darauf hatten Kleiminger und D. Wruck wiederum die Chance zum 1:0, doch abermals blieb sie ungenutzt. Aber es war schon bei Halbzeit trotz des torlosen Spielstandes erkennbar, welche Potenzen in der Erfurter Mannschaft steckten. Als Lindemann für J. Weißhaupt eingewechselt wurde, verstärkte sich die Angriffswucht noch. Jetzt kam auch der zu erwartende Einbruch. Zunächst konnte zwar Karbach in der 48. Minute für seinen geschlagenen Torhüter noch auf der Linie retten, dann ging es allerdings Schlag auf Schlag, wobei Schröder keinerlei Schuld an der Trefferfolge trifft, denn mehrmals konnte er noch glänzend parieren. Der Oberligaaufsteiger, dessen Cheftrainer Siegfried Vollrath sich vor dem Spiel zweifellos zweckpessimistisch äußerte, er wäre schon mit einem Punkt zufrieden, deckte die derzeitigen Wismarer Grenzen klar auf, wenn auch die Einheimischen durch das Leipziger Unentschieden noch ihre Aufstiegschance haben. HANS VALDIX-Fuwo 25-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 9. Spieltag | 25.06.72 |
FC Rot-Weiß Erfurt | - | Motor Werdau | 11:1 (5:0) |
Stahl Eisenhüttenstadt | - | TSG Wismar | 2:1 (2:1) |
Spielfrei | | Chemie Leipzig | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 9.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 8 | 6 | 2 | 0 | 32:5 | +27 | 14:2 |
2 | ⇑ | Chemie Leipzig | 7 | 2 | 4 | 1 | 10:5 | +5 | 8:6 |
3 | | TSG Wismar | 7 | 3 | 0 | 7 | 11:18 | -7 | 6:8 |
4 | | Stahl Eisenhüttenstadt | 7 | 2 | 3 | 2 | 8:10 | -2 | 7:7 |
5 | | Motor Werdau | 7 | 0 | 1 | 6 | 6:29 | -23 | 1:13 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 9. Spieltag | |
Schnuphase | FC Rot-Weiß Erfurt | 7 |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 4 |
Kleiminger | TSG Wismar | 4 (3) |
Lisiewicz | Chemie Leipzig | 4 |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Göpel | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 3 |
Kittel | Stahl Eisenhüttenstadt | 3 |
Krebs | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Lindemann | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 (1) |
Meyer | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
FC ROT – WEISS! – WER NOCH?
Erfurter beendeten Aufstiegsspiele mit 11:1-Kantersieg über M tor Werdau
Drei Mannschaften hoffen noch auf den zweiten Platz
Der FC Rot-Weiß Erfurt verabschiedete sich in souveräner Manier von der Aufstiegsrunde: Er deklassierte Motor Werdau mit einem 11:1 völlig! Die Erfurter landeten damit den höchsten Sieg in dieser Runde überhaupt. Da Stahl Eisenhüttenstadt über die TSG Wismar mit 2:1 die Oberhand behielt, bleibt die Frage nach dem zweiten Auf- steiger zur Oberliga bis zum kommenden Sonntag offen. Chemie Leipzig braucht aus der Begegnung bei der TSG einen Punkt, dann würde bei einem nicht zu hohen Sieg Stahls in Werdau das Torverhältnis zugunsten der Leipziger entscheiden. An Spannung fehlt es nicht!
Die letzte Runde im Kampf um den Aufstieg zur Oberliga (am kommenden Sonntag, 15 Uhr):
TSG Wismar – Chemie Leipzig, Motor Werdau – Stahl Eisenhüttenstadt.
FC Rot-Weiß Erfurt – Motor Werdau 11:1 (5:0)
FC Rot-Weiß Erfurt: Benkert, Heintz, Egel, Krebs, Kiesewetter, Meyer, Göpel, Schnuphase,
Albrecht (ab 72. Wirsing), Schröder, Lindemann. Trainer: Siegfried Vollrath
BSG Motor Werdau: Seidel, Windisch, Kamczyk, Felbinger, Weidlich, Köhler (ab 46. Wustlich), Bauer,
Hoyer, Geibel, Zeuke, Kubuteit. Übungsleiter: Helmut Gruner
Schiedsrichter: Männig (Böhlen)
Zuschauer: 9.000 im Georgij-Dimitroff-Stadion in Erfurt
Tore: 1:0 Albrecht (12.), 2:0 Krebs (13.), 3:0 Schröder (21.), 4:0 Schnuphase (33.), 5:0, 6:0 Göpel (39., 48.),
7:0, 8:0 Schnuphase (52., 65.), 9:0 Meyer (77.), 10:0 Wirsing (78.), 11:0 Schnuphase (87.), 11:1 Geibel (90.).
Die Erfurter walteten nach Belieben
Schon in den Anfangsminuten war den Erfurtern anzumerken, daß sie dieses Spiel nicht als ein notwendiges Anhängsel an den für sie bereits feststehenden Aufstieg betrachteten. So wurde dann vom Gastgeber auch über die volle Distanz konzentriert gespielt, gestürmt und – was in der Vergangenheit nicht immer geschah – die Chancen genutzt. Sonderlich schwer machten es ihnen die Gäste allerdings nicht, deren Übungsleiter Helmut Gruner nach dem Abpfiff auf die unübersehbaren konditionellen Vorteile des FC Rot-Weiß hinwies: „Für uns wird es höchste Zeit, daß diese Aufstiegsrunde zu Ende geht, die uns doch in vielerlei Hinsicht überfordert hat.“
Die Werdauer Taktik, vornehmlich den Raum, statt den Mann zu decken, kam dem FC Rot-Weiß weitestgehend entgegen. So konnten Göpel, Schnuphase und der wieder überragende Meyer fast unbelästigt durch das Mittelfeld und meist sogar bis in den gegnerischen Strafraum „spazieren“. Nicht zufällig gingen sieben der elf Treffer auf das Konto der Mittelreihe, die oft mit einem einzigen Doppelpaß die gesamte Motor-Deckung aussteigen ließ. Dabei imponierte besonders die Ruhe und Übersicht, mit der Schnuphase die ihm gebotenen Möglichkeiten zu Treffern verwandelte und das immense Laufpensum des ständig auf die Flügel ausbrechenden Schröders, der bei einer ganzen Reihe von Toren die Vorarbeit leistete. So zeigte sich Trainer Siegfried Vollrath noch einmal recht zufrieden: „Schließlich wollen elf Tore erst geschossen sein, und die Art und Weise, in der sie herausgespielt und vollendet wurden, dürfte dem Publikum gefallen haben.“
An der Werdauer Mannschaft war lediglich die betonte Fairneß zu loben, mit der die eklatante Niederlage hingenommen wurde. Deshalb war den Gästen auch der Ehrentreffer zu gönnen, der mit dem Abpfiff zusammenfiel. GERHARD WEIGEL
Stahl Eisenhüttenstadt – TSG Wismar 2:1 (2:1)
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Waidhas, Miller, Schendzielorz, Prager, Baldow,
Steinfurth (ab 35. Strahl), Komarow, Kittel, Köpcke, Grebasch. Übungsleiter: Peter Müller
TSG Wismar: Schröder, Karbach (ab 46. Ziems), Wilde, Witte, Behm, Kleiminger, Jatzek, Baade,
Pyrek (ab 56. Behrens), Fröck, Schmidt. Übungsleiter: Hans Levknecht.
Schiedsrichter: Einbeck (Berlin)
Zuschauer: 3.000 auf dem Sportplatz der Hüttenwerker in Eisenhüttenstadt
Tore: 1:0 Kittel (4.), 2:0 Grebasch (23.), 2:1 Wilde (24.).
Stahl-Mannschaft rettete Vorsprung über die Zeit
Der Jüngste der Wismarer, Jürgen Schmidt, und der Älteste, Heino Kleiminger, hatten es innerhalb einer Minute vor den Füßen, den angestrebten Punkt zu erreichen. Doch das Talent wie der Routinier verpaßten die größte Möglichkeit in der zweiten Halbzeit, die ganz dem Gast von der Ostseeküste gehörte. „Die Ausstrahlungskraft von Wismar nach der Pause war im Mittelfeld stärker, besonders, weil wir Jatzek nicht in den Griff bekamen“, – schätzte Stahl-Übungsleiter Peter Müller ein, und fügte hinzu: „Dennoch glaube ich, daß der Sieg auf Grund der größeren Anzahl an Tormöglichkeiten verdient ist.“ Sein Kollege aus Wismar, Hans Levknecht, ergänzte: „Wir besaßen wohl insgesamt gesehen spielerische Vorteile, aber das 0:1 gleich am Anfang und die Schwächen beim Abschluß gaben dann den Ausschlag.“
Vier Minuten vor dem Abpfiff verschossen die Eisenhüttenstädter sogar einen Strafstoß, als Grebasch nicht genau zielte, Schröder, der den Strafstoß an Köpcke verursacht hatte, die richtige Ecke erwischte. An sich ist den Kommentaren der Übungsleiter nichts Entscheidendes hinzuzufügen. In einer fairen, abwechslungsreichen, erfreulich offensiv geführten Partie holte Stahl nach einer knappen halben Stunde einen 2:0-Vorsprung heraus, der bereits den Spielausgang bestimmte. Aber es spricht für die Kampfkraft der Werftstädter, daß sie nicht aufsteckten, bis zum Schluß bemüht blieben, die gewünschte Punkteteilung zu erreichen. Sie schafften es nicht, weil sie sich im Angriff gegen die später vornehmlich auf Abwehr orientierten Eisenhüttenstädter nicht durch- zusetzen wußten.
Mit diesem 2:1-Erfolg brachte sich die Stahl-Mannschaft noch ins Aufstiegsgespräch. Doch sie benötigt jetzt die Schützenhilfe von Wismar und einen eigenen Sieg in Werdau am Schlußtag. Chemie Leipzig aber fehlt nur noch ein Unentschieden an der Ostseeküste. Das Resultat in Eisenhüttenstadt war den Wünschen der Messestädter entgegengekommen. ROLF GABRIEL-Fuwo 26-1972
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | | 10. Spieltag | 02.07.72 |
Motor Werdau | - | Stahl Eisenhüttenstadt | 1:2 (0:1) |
TSG Wismar | - | Chemie Leipzig | 0:1 (0:1) |
Spielfrei | | FC Rot-Weiß Erfurt | |
| | DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 10.Spieltag | Sp | S | U | N | Tore | Diff | Punkte |
1 | ⇑ | FC Rot-Weiß Erfurt | 8 | 6 | 2 | 0 | 32:5 | +27 | 14:2 |
2 | ⇑ | BSG Chemie Leipzig | 8 | 3 | 4 | 1 | 11:5 | +6 | 10:6 |
3 | | BSG Stahl Eisenhüttenstadt | 8 | 3 | 3 | 2 | 10:11 | -1 | 9:7 |
4 | | TSG Wismar | 8 | 3 | 0 | 5 | 11:19 | -8 | 6:10 |
5 | | BSG Motor Werdau | 8 | 0 | 1 | 7 | 7:31 | -24 | 1:15 |
|
DDR-Oberliga Aufstiegsrunde 1971/72 | Torschützen nach dem 10. Spieltag | |
Schnuphase | FC Rot-Weiß Erfurt | 7 |
Albrecht | FC Rot-Weiß Erfurt | 4 |
Kittel | Stahl Eisenhüttenstadt | 4 |
Kleiminger | TSG Wismar | 4 (3) |
Lisiewicz | Chemie Leipzig | 4 |
Dummer | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Göpel | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Grebasch | Stahl Eisenhüttenstadt | 3 |
Krebs | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Lindemann | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 (1) |
Meyer | FC Rot-Weiß Erfurt | 3 |
Geibel | Motor Werdau | 2 |
Jatzek | TSG Wismar | 2 |
Pyrek | TSG Wismar | 2 |
Scherbarth | Chemie Leipzig | 2 |
Schröder | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Stieler | FC Rot-Weiß Erfurt | 2 |
Tauscher | Motor Werdau | 2 |
Bauer | Motor Werdau | 1 |
Behrens | TSG Wismar | 1 |
Hoyer | Motor Werdau | 1 |
Komarow | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Köpcke | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
Kubuteit | Motor Werdau | 1 |
Liptow | Chemie Leipzig | 1 |
Pretzsch | Chemie Leipzig | 1 |
Rothe | Chemie Leipzig | 1 |
Schmidt | TSG Wismar | 1 |
Schubert | Chemie Leipzig | 1 |
Trunzer | Chemie Leipzig | 1 |
Wilde | TSG Wismar | 1 |
Wirsing | FC Rot-Weiß Erfurt | 1 |
Woit | Stahl Eisenhüttenstadt | 1 |
| | |
Eigentore: | | |
Windisch | Motor Werdau | 1 |
| | |
Feldverweise: | | |
Trunzer | Chemie Leipzig | 1 |
Neulinge = alte Hasen
Chemie Leipzig begleitet den FC Rot-Weiß in die Oberliga
1:0 in Wismar sicherte Aufstieg / Stahl bezwang Werdau 2:1
Nach dem FC Rot-Weiß Erfurt schaffte nun auch Chemie Leipzig den Oberliga-Aufstieg
Die beiden Neulinge sind zwei Alteingesessene
Wir können uns gut vorstellen, welche Begeisterung in den Abendstunden des Sonntags unter den vielen tausend Anhängern von Chemie Leipzig herrschte. Die kampfstarke Mannschaft aus dem Georg-Schwarz-Sportpark erreichte auf Anhieb die Rückkehr in die höchste Spielklasse und wird, so hoffen wir, gemeinsam mit dem bereits in der Vorwoche aufgestiegenen FC Rot-Weiß Erfurt in der kommenden Meisterschafts-Saison für neue Belebung sorgen. Wer den zum Wiederaufstieg in die Oberliga erforderlichen Punktgewinn der Chemiker bei der TSG Wismar in Zweifel stellte, mußte sich eines Besseren belehren lassen. Ein Treffer Scherbarths klärte die Fronten und ließ den Erfolg von Stahl Eisenhüttenstadt bei Motor Werdau gegenstandslos werden. Nach der verdienten Ruhepause geht es für die Mannen aus Erfurt und Leipzig um die Bestätigung der zuletzt gezeigten guten Form, um ab 16. September voll „mitmischen“ zu können.
Motor Werdau – Stahl Eisenhüttenstadt 1:2 (0:0)
BSG Motor Werdau: Seidel, Reichenbach, Kamczyk, Felbinger, Weidlich, Wustlich, Bauer, Hoyer, Geibel, Windisch, Kubuteit. Übungsleiter: Helmut Gruner
BSG Stahl Eisenhüttenstadt: Reschke, Waidhas, Miller, Prager, Schendzielorz, Baldow, Steinfurth (ab 52. Strahl), Komarow, Kittel. Köpcke, Grebasch. Übungsleiter: Peter Müller
Schiedsrichter: Prokop (Erfurt)
Zuschauer: 1.500 im Ernst-Grube-Stadion in Werdau
Tore: 0:1 Komarow (29.), 0:2 Kittel (71.), 1:2 Bauer (73.).
Motor noch dem Ausgleich nahe
Die Zuschauer hatten in der Schlußminute schon den Jubelruf auf den Lippen, als nach einer Drangperiode der Einheimischen Felbinger abschoß, Reschke keinen Finger mehr rühren konnte. Doch die Latte hielt den Ball auf. So wurde es nichts mit wenigstens einem Unentschieden zum Abschluß, das den beiderseitigen Leistungen entsprochen hätte. Werdau blieb auf dem einen Punkt sitzen, der im ersten Spiel gegen Chemie Leipzig herausgeholt worden war.
„Ein Sieg der uns freut“, meinte der Eisenhüttenstädter Übungsleiter Peter Müller. „Auch wenn er uns für den Aufstieg nichts mehr nutzte, so konnten wir doch unsere Leistungsfähigkeit noch einmal nachweisen. Und ich halte den Sieg für verdient, weil wir es besser verstanden, die vorhandenen zahlreichen Chancen auf beiden Seiten zu verwerten.“
Den beiden Stahl-Treffern gingen klare Abwehrfehler von Motor voraus, obwohl die Deckung sonst einen recht ordentlichen Eindruck hinterließ, sich besonders Torhüter Seidel und Stopper Kamczyk hervortaten. Im Feldspiel war der Gastgeber ebenbürtig, hatte in seinem Bemühen um eine angriffsorientierte Spielweise aber den einen Fehler, daß der Ball zu lange gehalten wurde, die routinierte Eisenhüttenstädter Deckung, mit dem kompromißlosen Stopper Miller an der Spitze, immer wieder Gelegenheit zum Eingreifen fand. „So sehr ich auf einen Doppelpunktgewinn gehofft habe, das wichtigste ist, daß die Mannschaft nach dem „Einbruch“ in Erfurt gegen eine gute Stahl-Elf zeigte, daß sie ihr Selbstvertrauen nicht verloren hat“, äußerte sich Übungsleiter Hellmut Gruner. Und er fügte noch hinzu: „In den letzten Spielen fehlte uns der verletzte Kapitän Tauscher an allen Ecken und Enden.“
Spieler von dessen Qualitäten sind nur schwer zu ersetzen. Nicht zufällig war bei Eisenhüttenstadt neben Miller der erfahrene Kittel der Beste, der immer Übersicht behielt und deshalb das entscheidende Tor nach einem Alleingang erzielte.
TSG Wismar – Chemie Leipzig 0:1 (0:1)
TSG Wismar: Schröder, Witte, Ziems, Karbach, Behm, Baade (ab 46. Wruck), Kleiminger, Jatzek,
Pyrek (ab 70. Behrens), Schmidt, Fröck. Übungsleiter: Hans Levknecht.
BSG Chemie Leipzig: Heine, Dr. Bauchspieß, Pfitzner, Trojan, Herrmann, Lisiewicz, Rothe, Schneider,
Liptow, Scherbarth, Schubert (ab 53. Pretzsch). Übungsleiter: Günter Busch/Eberhard Dallagrazia
Schiedsrichter: Riedel (Berlin)
Zuschauer: 3.000 im Jahn-Stadion in Wismar
Tor: 0:1 Scherbarth (16.).
DIE ENTSCHEIDUNG
Scherbarths Kopfballtor brachte den Wiederaufstieg
„Wir hegen kaum Hoffnungen, unsere nur theoretische Chance wahrnehmen zu können, Aufsteiger zu werden“, sagte Wismars Übungsleiter Hans Levknecht vor der Begegnung. Diese Gelegenheit hatte seine Mannschaft dann im Spiel weder theoretisch noch praktisch. Die Aktionen der TSG liefen zu sehr in die Breite, der Angriffsaufbau aus dem Mittelfeld heraus erfolgte viel zu schleppend, als daß er die von Dr. Bauchspieß gut organisierte Chemie-Deckung ernsthaft hätte gefährden können. Einzig und allein Kleimingers Pässe hatten Format, und als er in der ersten Halbzeit oftmals mit in die Spitze stieß, wurden die Aktionen der Gastgeber gefährlich.
Seine Mannschaftskameraden hingegen operierten zu ungenau, schlugen die Bälle nicht präzise genug. „Uns fehlte der letzte Biß, um heute erfolgreicher abzuschneiden“, stellte Hans Levknecht am Ende der Begegnung enttäuscht fest. Trotzdem hatten Witte (23.) und Fröck (60.) Chancen, für ihre Farben Torerfolge heraus- zuschießen. Aber Witte traf das leere Tor nicht, Fröcks Gewaltschuß wurde von der Lattenunterkante aufgehalten. „Gegen den FC Rot-Weiß, bei Stahl Eisenhüttenstadt und auch in Werdau wirkten wir stärker, entschlossener“, stellte Hans Levknecht fest.
Die Leipziger, die mit einigem Bangen dieser Partie entgegensahen, drängten auf eine frühzeitige Entscheidung. Durch kluges, schnelles Spiel aus dem Mittelfeld heraus verschafften sie sich das nötige Übergewicht, die Angriffswucht, die schließlich für sie entschied. Lisiewicz konnte in der angriffsvorbereitenden Zone nach Belieben schalten und walten. Der oft auf die Flügel ausbrechende Scherbarth setzte besonders in der ersten Halbzeit ein ums andere Mal Achtungszeichen. Allerdings vernachlässigten die Leipziger das Spiel über die beiden Außenstürmer, um noch torgefährlicher zu werden. Die anhaltende Bewegungsfreude, die Dynamik, wurde mit einem Erfolg belohnt, der alles in allem verdient war.
„Das Kollektiv hat auch taktisch klug operiert, als der Ball so lange wie möglich in den eigenen Reihen gehalten wurde und Wismar so kaum Gelegenheit fand, einzugreifen“, schätzte Übungsleiter Eberhard Dallagrazia ein.
Der Gesamteindruck dieser alles in allem fairen Begegnung wurde leider durch ein Foul Schneiders an Jatzek getrübt. Der Chemie-Akteur machte sich – ohne in Ballbesitz zu sein – einer groben Unsportlichkeit schuldig, als er Jatzek zu Boden stieß. Der fällige Platzverweis blieb allerdings aus. Otto Schaefer
Die Betreuer der beiden Oberliga-Aufsteiger ziehen eine erste Bilanz
Die Absteiger der Saison 1970/71 sind nach einjähriger Abwesenheit wieder im Oberhaus! Nach den Siegen in den Staffeln C bzw. E haben Chemie Leipzig und der FC Rot-Weiß Erfurt auch den letzten Schritt für den Aufstieg gemacht. Der FC Rot-Weiß setzte sich in der entscheidenden Runde unangefochten und vor der Zeit durch, während die Leipziger Chemie-Elf bis zum Schlußtag bangen mußte. fuwo bat die Betreuer beider Mannschaften um ein erstes Interview. Wir stellten Siegfried Vollrath und Günter Busch folgende drei Fragen.
① Wie stark war die Gegenwehr der übrigen Oberliga-Aspiranten?
② Mußte Ihre Mannschaft eine besonders kritische Phase in der Aufstiegsrunde meistern?
③ Mit welchen Ambitionen gehen Sie in die bevorstehende Oberliga-Saison?
Erklärter Favorit ohne Sorgen
Siegfried Vollrath (FC Rot-Weiß Erfurt): Taktisch gereift, offensiver orientiert, mannschaftlich gefestigt
① Die Frage hat zwei Komplexe. Deshalb zunächst zu den Punktspielen der Staffel E: Gegen den erklärten Favoriten FC Rot- Weiß zu spielen, war eigentlich für jede Mannschaft der Saisonhöhepunkt. Wir wußten das und stellten uns entsprechend darauf ein. Die Mannschaft bestritt fast alle Spiele mit größter Konzentration, in souveränem Stil. Unserer eigenen Leistungsstärke verdankten wir vor allem den Staffelsieg, wobei ich die Staffel E übrigens nicht für die schwächste halte. Zur Aufstiegsrunde nur soviel: Von der spielerischen Substanz her und vom Ausnutzen aller Möglichkeiten besaßen wir klare Vorteile. Kondition, Tempo, Athletik, Technik und Taktik waren unser Plus. Daß die Gegenwehr der anderen Oberligaaspiranten allerdings so gering sein würde, konnten wir nicht erwarten.
② Nein, wenn ich davon absehe, daß wir nach dem 2:2 im ersten Heimspiel gegen Stahl Eisenhüttenstadt natürlich darauf bedacht waren, das zweite Treffen bei Chemie Leipzig nicht zu verlieren. Von einer Krisensituation blieben wir aber insgesamt, auch in den Punktspielen, verschont.
③ Wir gehen davon aus, daß der Aufstieg die 1. Etappe eines Entwicklungsprozesses beendete. Überheblichkeit ist uns fremd, übertriebenen Respekt werden wir allerdings auch nicht an den Tag legen. Unsere junge Mann- schaft besitzt spielerische Qualitäten, ist ehrgeizig genug, in der Oberliga ihre Chance wahrzunehmen.
Bemühen uns in der Oberliga um gute Spiele
Günter Busch (Chemie Leipzig): Boten gleichbleibend gute Leistungen
① Wenn ich von Werdau einmal absehe, war das Aufstiegsfeld ziemlich gleichmäßig besetzt. Der FC Rot-Weiß war die mit Abstand cleverste Mannschaft, die aus gutem Grund vorzeitig durchs Ziel ging. Eisenhüttenstadt und Wismar schätze ich als gleichwertige Partner ein. Die Gegenwehr war in Auswärtsspielen überraschenderweise nicht größer als in Heimbegegnungen. Die meisten Mannschaften, die bei uns anzutreten hatten, waren ausschließlich defensiv orientiert.
② Hoch und Tief wechselten bei uns. Das Tief begann in Werdau, als wir einen nicht eingeplanten Punktverlust beim 1:1 hinnehmen mußten. Zum Hoch zähle ich den auswärts errungenen Punkt in Eisenhüttenstadt. Schade, daß wir vor heimischer Kulisse nur 2:2 gegen die Stahl- Elf spielten. Die nervliche Belastung hätte sich bei einem Sieg sicherlich vermindert. Von einer Durststrecke würde ich insgesamt nicht sprechen. Unsere Spieler boten in jeder Partie gleichbleibende Leistungen und zeigten gute Form.
③ Ambitionen auf einen Platz ganz oben in der Tabelle haben wir verständlicherweise nicht. Unsere Zielstellung lautet schlicht und einfach: Klassenerhalt. In dieser Hinsicht muß ich die Dinge real einschätzen. Natürlich wollen wir das Publikum nicht enttäuschen. Deshalb werden wir uns stets bemühen, gute Spiele zu liefern.
Statistische DETAILS
Gesamtzahl der eingesetzten Spieler: 86. Die meisten bot die TSG Wismar in den Aufstiegsspielen auf (19).
Erzielte Tore: 71. Das entspricht einem Schnitt von 3,5.
Zahl der Selbsttore: 1 (Windisch im Heimspiel von Motor Werdau gegen den FC Rot-Weiß).
Zahl der verwandelten Strafstöße: 4. Als sicherster Schütze erwies sich Kleiminger (TSG). Er verwandelte drei Strafstöße, Köpcke (Stahl) schoß einen Handstrafstoß ein.
Feldverweise: 1. Vorzeitig in die Kabine mußte Trunzer (Chemie) im Spiel beim FC Rot-Weiß Erfurt.
Tabellenführer der Aufstiegsrunde: 3. An der Spitze des Fünferfeldes standen Stahl Eisenhüttenstadt (1. Spiel- tag der A-Runde), TSG Wismar (2.Tag der A-Runde), FC Rot-Weiß Erfurt (seit 3. Tag der A-Runde).
Gesamtzahl der Zuschauer: 161.900. Das entspricht einem Schnitt von 8100.
Rekordbesuch: 24.100 am 7. Spieltag der A-Runde.
Die meisten Zuschauer kamen zu den Begegnungen Chemie Leipzig – FC Rot-Weiß und
FC Rot- Weiß-Chemie (je 22.000).
-Fuwo 27-1972