ÜbersichtEuropapokal der LandesmeisterEuropapokal der PokalsiegerUEFA-PokalIntertoto-Cup
Europapokal der Landesmeister 1989/90
1. Runde13.09.1989Dynamo Dresden – AEK Athen1:0
27.09.1989AEK Athen - Dynamo Dresden5:3
Europapokal der Pokalsieger 1989/90
1.Runde13.09.1989Valur Reykjavík - BFC Dynamo1:2
26.09.1989BFC Dynamo - Valur Reykjavík2:1
2.Runde17.10.1989AS Monaco - BFC Dynamo0:0
01.11.1989BFC Dynamo - AS Monaco1:1 n.V.
UEFA-Pokal 1989/90
1.Runde12.09.1989Hansa Rostock - Baník Ostrava2:3
12.09.1989FC Karl-Marx-Stadt - Boavista Porto1:0
26.09.1989Baník Ostrava - Hansa Rostock4:0
26.09.1989Boavista Porto - FC Karl-Marx-Stadt2:2 n.V.
2.Runde17.10.1989FC Sion - FC Karl-Marx-Stadt2:1
31.10.1989FC Karl-Marx-Stadt - FC Sion4:1
3.Runde22.11.1989Juventus Turin - FC Karl-Marx-Stadt2:1
06.12.1989FC Karl-Marx-Stadt - Juventus Turin0:1
Intertoto-Cup 1989/90
Gruppe 201.07.1989FC Hansa Rostock - TJ Plastika Nitra1:1
05.07.1989FC Hansa Rostock - Boldklubben 19033:3
08.07.1989B1903 Boldklubben 1903 - FC Hansa Rostock2:0
12.07.1989TJ Plastika Nitra - FC Hansa Rostock3:0
15.07.1989FC Hansa Rostock - Malmö FF2:2
22.07.1989Malmö FF - FC Hansa Rostock2:1
Gruppe 501.07.19891.FC Lokomotive Leipzig - IFK Göteborg2:1
05.07.19891.FC Lokomotive Leipzig - Tatabányai SC0:0
08.07.19891.FC Lokomotive Leipzig - Lyngby BK3:0
12.07.1989Tatabányai SC - 1.FC Lokomotive Leipzig0:0
19.07.1989IFK Göteborg - 1.FC Lokomotive Leipzig3:1
22.07.1989Lyngby BK - 1.FC Lokomotive Leipzig4:4
Gruppe 1001.07.1989BSG Wismut Aue - Örgryte IS0:1
15.07.1989Rapid Bukarest - BSG Wismut Aue2:1
08.07.1989Spartak Varna - BSG Wismut Aue4:3
12.07.1989Örgryte IS - BSG Wismut Aue2:0
19.07.1989BSG Wismut Aue - Spartak Varna3:1
22.07.1989BSG Wismut Aue - Rapid Bukarest3:2
Gruppe 1101.07.1989FC Carl Zeiss Jena - RKC Waalwijk0:1
05.07.19891.FC Kaiserslautern - FC Carl Zeiss Jena3:1
08.07.1989First Vienna FC - FC Carl Zeiss Jena1:1
12.07.1989FC Carl Zeiss Jena - First Vienna FC3:1
15.07.1989RKC Waalwijk - FC Carl Zeiss Jena2:0
19.07.1989FC Carl Zeiss Jena - 1.FC Kaiserslautern1:3
Der Europapokal der Landesmeister 1989/90 war die 35. Auflage des Wettbewerbs. 32 Klubmannschaften nahmen teil, darunter 31 Landesmeister der vorangegangenen Saison und mit dem AC Mailand der Titelverteidiger. Endspielort war am 23. Mai 1990 das Praterstadion in Wien, wo wieder der AC Mailand gewann.

Nach der Katastrophe von Heysel 1985 wurden englische Mannschaften für eine Teilnahme am Wettbewerb gesperrt und der englische Meister der Saison 1988/89 durfte nicht teilnehmen.

1. Runde, Hinspiel 13.09.1989
SG Dynamo Dresden1:0 (0:0)AEK Athen
Ronny TeuberSpiros Ikonomopoulos
Andreas Diebitz GKGiorgos Christodoulou 89' Terry Patalis
Frank LieberamPavlos Papaioannou
Detlef Schößler GKChristos Vasilopoulos GK
Andreas WagenhausGiorgos Koutoulas
Matthias DöschnerStylianos Manolas
Matthias MauckschMirosław Okoński
Matthias SammerJimmy Patikas GK 80' Giorgos Peppes
Jörg StübnerGeorgios Savvidis GK
Uwe Jähnig 61' Rocco MildeStavros Stamatis 77' RK
Ralf MingeToni Savevski GK
Trainer: Eduard GeyerTrainer: Dušan Bajević
Schiedsrichter:Carlos Valente - Marcal, Da Silva Santos (alle Portugal)
Zuschauer:30.000 im Dynamostadion in Dresden
Tore:1:0 Frank Lieberam (75.).
Leistung des SchiedsrichtersDem 43jährigen FIFA-Referee. Angestellter aus Moita, ging das Gespür für Oberkörperhärte völlig ab.
Statistik:Torschüsse: 11:8 (3:3); verschuldete Freistöße: 31:22 (23:12); Eckbälle: 9:2 (4:2): Chancen: 4:2 (2:1); Abseits: 1:0 (1:0); Feldverweis: Stamatis (77./wegen Tätlichkeit); Verwarnungen: Dynamo: Diebitz (wegen Tretens), Schößler (wegen groben Foulspiels); AEK: Vasiloupoulos (wegen Tretens), Savevski (wegen Un- sportlichkeit), Patikas (wegen Foulspiels), Savvidis (wegen Spielverzögerung): Wetter: angenehm mild, windstill; Platz: sehr gut bespielbar.
Spielbericht
Dresdner Alternative:

Moral gegen Widrigkeiten
Von Günter Simon
Der Gefahr, von einem Spiel ganz stark zwischen Zustimmung und Ablehnung hin- und hergerissen zu werden, kann man nicht entfliehen. Sie ist immer in 90 Minuten Fußball eingebettet, wenn der Anspruch auf Erfolg nicht mit den spielerischen Möglichkeiten und der psychischen Belastungsfähigkeit korrespondiert. Man will den Gipfelsturm und ist eigentlich nur für den Fuß des Berges gerüstet!

Dynamos Alternativangebot für die gesperrten Pilz, Kirsten, Gütschow und die verletzten Hauptmann, Trautmann, Kirchner stand zwar mit Maucksch, Diebitz, Jähnig, Wagenhaus auf dem Rasen, die Probleme kaschierte es jedoch nicht. Da waren kombinatorische Verunsicherung, Harmonieschwächen, keine durchschlagskräftigen, torgefährlichen Spitzen! Zwangsläufig die Abkehr vom Spielfluß, von der technischen Akkuratesse, was in Dresden wie eine Entfremdung wirkte. Dafür Kampf, körperliche Wucht, Einsatz und nie erlahmende Willensqualitäten. Doch so ins Rollen kam der Stein auch wieder nicht, um die kompakte, keinesfalls sittsame AEK-Abwehr zu zerschmettern.

Das Gala-Vorprogramm mit Fallschirm- und Motorsport milderte zwar die Besorgnis auf den Rängen, nach dem Anpfiff stahl sie sich mit unzumutbaren Zumutungen um so quälender in die Herzen. Der achtfache hellenische Meister nahm es nämlich mit seinen taktischen „Rechten“ sehr genau (Ballsicherung, Zeitvergeudung durch 17 Rückpässe, Schauspielereien), weniger indes mit seinen Pflichten zur Fairneß. Daß die Griechen mit den Dynamos oft genug höchst respektlos umgingen (viermal Gelb und die Stamatis- „Rot“-Zugabe), führte zu ganz penetranten Auswüchsen, Obwohl sie den Bogen überspannten, ging ihr Kredit beim Referee dennoch lange nicht verloren. Von 23 Freistoßpfiffen vor der Pause gegen die weißen Dresdner waren nicht weniger als 15 (!) bei Oberkörpereinsatz schlichtweg falsch. Respekt deshalb vor den 33 000, die sich am Rande der Fassungslosigkeit im Zaum hielten.

Der, Wunsch nach einer besseren spielerischen Linie“ war bei Eduard Geyer zwar der Vater des Gedankens, mit dem Zu-Null-Resultat konnten die Gastgeber am Ende aber auch ganz gut leben. „Kämpferisch haben wir versucht, was möglich war“, so DD-Vorsitzender Alfons Saupe. AEK`s jugoslawischer Coach Dusan Bajevic hatte „Dresden trotz aller Besetzungsprobleme so stark erwartet“. Und für das Rückspiel versprach er „ein gutes Resultat, das uns weiterbringt“.

„Der Mensch, der nicht geschunden wird, wird nicht erzogen“, verheißt ein griechisches Sprichwort. Dresden ließ diese „Erziehung“ trotz aller Verunsicherung nicht zu. Moral besaßen die Elbestädter bis über das 1:0 durch Lieberams Freistoßtor hinaus (Savvidis fälschte das Leder in der Mauer noch ab). Da hatte Da Silva Valente urplötzlich die „Erziehungs“-Variante gegen Auswahlschlußmann Ikonomopoulos gewählt (langes Ballhalten, zu viel Schritte, Übertreten). Dynamo profitierte von diesem Seltenheitspfiff (plus Freistoßwiederholung). AEK war noch sauer eingeschenkt worden!

Dresden darf sicher sein, daß die Griechen auf nichts mehr versessen sein werden, als mit vehementem Angriffsfußball in 14 Tagen ihre Herr-im-Hause-Emotionen an Dynamo abzureagieren. Darin liegen Gefahr und Chance zugleich. Vielleicht war die schönste Angriffsaktion über Stübner und Sammer kurz vor Ultimo der trefflichste Hinweis auf einen souveränen Konterstil, der auch die griechische Abwehr um den vorzüglichen Libero Manolas zu Fehlern verleiten wird.

Was zu beweisen ist!

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 38/1989

1. Runde, Rückspiel 27.09.1989
AEK Athen5:3 (3:1)SG Dynamo Dresden
Spiros IkonomopoulosRonny Teuber
Simeon ChatzisFrank Lieberam
Pavlos PapaioannouDetlef Schößler
Giorgos Koutoulas GKAndreas Wagenhaus
Stylianos ManolasMatthias Döschner 80' Ralf Minge
Mirosław OkońskiMatthias Maucksch GK
Jimmy Patikas 89' Takis KaragiozopoulosHans-Uwe Pilz
Georgios SavvidisMatthias Sammer GK
Toni SavevskiJörg Stübner
Daniel Batista 62' Giorgos ChristodoulouTorsten Gütschow 75' Rocco Milde
Giorgos PeppesUlf Kirsten
Trainer: Dušan BajevićTrainer: Eduard Geyer
Schiedsrichter:Emilio Soriano Aladrén - Gonzales, Ibaes (alle Spanien)
Zuschauer:28.151 im Nikos Goumas in Athen
Tore:0:1 Torsten Gütschow (10.), 1:1 Ronny Teuber (27. / Eigentor), 2:1 Mirosław Okoński (33. / Elfmeter), 3:1, 4:1 Georgios Savvidis (37., 60.), 4:2 Frank Lieberam (63.), 5:2 Toni Savevski (82.), 5:3 Ralf Minge (85.).
Leistung des SchiedsrichtersDer 44jährige Madrider leitete einfühlsam, korrekt. Leichte Schwierigkeiten bei der Beurteilung von Oberkörpereinsatz.
Statistik:Torschüsse 12:6 (5:2); verschuldete Freistöße: 21:20 (8:10); Eckbälle: 6:5 (4:3); Chancen: 8:6 (3:2); Abseits: 3:2 (1:1); Verwarnungen: AEK: Koutoulas (wegen Foulspiels); Dynamo: Maucksch (wegen Foulspiels), Sammer (wegen Reklamierens); Wetter: warm, leichter Wind; Platz: neuer österreichischer Rollrasen, sehr gut bespielbar, samtweich.
Spielbericht
Niederschmetternde Erkenntnis:

In der Abwehr umorganisiert
DIE STRATEGIE UND TAKTIK: „Im ersten Heimspiel im ausverkauften Haus gibt es für uns nur eins: fighten bis zur letzten Minute!“ Dusan Bajevic machte daraus keinen Hehl. Dynamo konnte durch den 1:0-Hinspielvorsprung „Vorsicht walten lassen und Konterqualitäten demonstrieren“, so Eduard Geyer. ERGEBNIS: AEK setzte das Sturm-und-Drang-Prinzip durch, besaß lediglich in beiden Außenverteidigern neuralgische Punkte. Dynamos Startphase, die ersten 20 Minuten überhaupt, waren in Vorhaben und Ausführung kongruent. Danach zerstörte die nerven strapazierende Aufholjagd vor allem die Ab- wehrorganisation. „Für uns völlig ungewohnt und niederschmetternd zugleich“, nach Reinhard Häfner.

DIE PSYCHISCHE STABILITÄT: Der AEK von den Zehenspitzen bis zu den Haarwurzeln mit dem „Nun-erst-recht“-Trotzeffekt. Auch durch Gütschows Kopfballtreffer zum Gesamt- 0:2 nur kurzzeitig schockiert. Nach dem Ausgleich mit „Jahrhunderttoren“ (Manolas‘ Freistoß und Savvidis‘ 35-Meter Rakete jeweils haar- genau in den Torwinkel!) hoben die Hellenen spielerisch, läuferisch, kämpferisch förmlich vom Boden ab. Dynamos Psyche hatte die „Zerreißfestigkeit“ von Seidenpapier. Die größte Enttäuschung: einen Gegner bereits auf den Knien zu sehen, ihn nicht beherrscht, risikolos mit einer disziplinierten Defensive und hinhaltenden Mittelfeldaktionen aus dem Gleichgewicht zu bringen! Dennoch verdiente Respekt, wie die Dresdner bis zum Abpfiff um die Resultatsverbesserung kämpften. FAZIT: der DDR-Meister stellte im AEK-Betonkessel aufgewühlter Leidenschaften, was die psychische Labilität aller DDR-Mannschaften anbelangt, leider keine Ausnahme von der leidigen Regel dar.

DAS LEISTUNGSVOLUMEN: „Wir lieferten das beste Spiel der letzten zwei Jahre ab“, jubelte Libero Stelios Manolas. Nach dem Abpfiff genossen die AEK-Akteure das Bad in der frenetischen Menge. Ein Kuß- und Umarmungsfestival hob an. Tempo, Kombinationssinn, Durchsetzungsvermögen, Ausdauerfähigkeit brachten die Griechen auf durchgängig hohem Niveau. Auch sie hatten Schwächemomente, durchaus, permanente Schwachpunkte oder gar Ausfälle allerdings nicht. Dynamos 20minütiger Klassenachweis fand nicht wenige Bewunderer („Eine interessante, um Spielkultur bemühte Mannschaft“, so der Londoner UEFA-Beobachter Kenneth Rydden). Gleich fünf Spieler unter hohem internationalem Standard (Döschner, Gütschow, Maucksch, Pilz, Stübner) hätten Dynamo vermutlich auch gegen schwächere Partner in Schwierigkeiten gebracht. Gegen das Internationalensemble des AEK (Okonski/Polen, Savvidis/Zypern, Savevski/Jugoslawien überragende Macher und Vollender!) vermochten die Gäste nicht die erforderlichen Gegengewichte zu setzen. RESULTAT: AEK schöpfte den Brunnen leer Dynamo ließ ihn halbvoll!

DIE BEURTEILUNG DES GESCHEHENS: Ein EC-typisches Match von der Erregung und Dramatik her, mit einer Tordramaturgie, die von Entsetzen bis Hosianna reichte. Vorhand, Parisituation, vertretbarer und aufholbarer Rückstand (Stübners vergebene Großchance/56., 58. mit den 2:3- und sogar 3:3-Chancen!), am Ende nur ein fehlendes Tor – beide Mannschaften offerierten mit unterschiedlichen Anteilen einen 90-Minuten-Hit, der dem Fußballspiel zur Ehre gereichte. ERKENNTNIS: in der griechischen Elf steckten mehr Ästheten mit hochkarätigen technischen Mitteln, ihre Antrittsschnelligkeit beeindruckte ebenso wie das professionelle Angriffs- und Verteidigungsspiel. Dynamos Unausgeglichenheit zersetzte die Homogenität
wie Rost das Eisen. Und Verletzungsausfälle (Hauptmann, Trautmann, Kirchner) machten ausgerechnet die Abwehr zum Verlustgeschäft.

Halbherzige Träume?

Schuld und Sühne sind völkergeschichtlich legitime Termini, für den Fußball zu hochtrabend, zu gewaltig. Andererseits müssen wir negative Erfahrungen tief ausloten, sensibel und eindringlich.

In Athen wurde unser Meister mit einem dieser Hammerschläge konfrontiert. In der 1. Runde aus zu scheiden, geht immer unter die Haut. War zu viel Selbstsicherheit, gar Nonchalance in Dresdner Köpfen? Trainer Eduard Geyer verwies diesen Gedanken ins Reich der Fabel. „Niemand im DDR- Fußball kann sich diesen Zustand leisten!“ Natürlich hat der Dynamo-Coach recht. Und was ihn noch in den Betonkatakomben des „Philadelphia“ am meisten wurmte, war das ausdruckslose, fehlerhafte Spiel einiger seiner Auswahlkandidaten. Ihre Verantwortung, die persönliche, die für den Klub und vor allem die für die Nationalmannschaft wird er sicherlich mit deutlichen Worten klarmachen. Schaden ist zumeist reparabel. Aber die ständige Fieberkurve von Erfolg und Mißerfolg schwächt eben permanent, den Spieler wie die Mannschaften auf allen Klub- und Auswahlebenen.

Griechisch-olympische Hochglanzpolitik weil die Hellenen trotz internationaler Konkurrenz 1996 das 100jährige Jubiläum der in Griechenland begründeten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen feiern wollen – gehört auch zum Publicity-Klima der führenden Fußballklubs. Ein AEK-Galaempfang im mondänen „Astir Palace“ für Dynamo, für die Honorablen aus Politik, Wirtschaft und Sport unterstrich das.

Übrigens: südländische Begeisterung war ja noch nie die von Pastorentöchtern. Der Fanatismus der AEK-Anhänger (Flaschenwürfe, Rauchbomben, Gesänge, Drohungen) war jedoch von seltener Unbarmherzigkeit. Selbst Dynamos Mannschaftsgruß wurde gnadenlos ausgebuht. Das schlug manchem Spieler sichtlich aufs Gemüt. Wer jedoch an die Futterkrippen von Anerkennung und Pfründen will, darf sich nicht in Halbherzigkeiten ergehen.

Genau da war für die Dresdner in der griechischen Metropole der Hund begraben…

-gs-

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 40/1989

Der Europapokal der Pokalsieger 1989/90 war die 30. Ausspielung des Wettbewerbs der europäischen Fußball-Pokalsieger. 33 Klubmannschaften aus 32 Ländern nahmen teil, darunter Titelverteidiger FC Barcelona, 20 nationale Pokalsieger und 12 unterlegene Pokalfinalisten (FC Tschernomorez, AS Monaco, FC Admira/Wacker, FC Groningen, Djurgårdens IF, Brann Bergen, Cork City FC, Dinamo Bukarest, Real Valladolid, Ikast FS, Slovan Bratislava und Ferencváros Budapest). Vereine aus England waren nach der Katastrophe von Heysel weiterhin von der Teilnahme ausgeschlossen.

Aus Deutschland waren DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund, aus der DDR FDGB-Pokalsieger BFC Dynamo, aus Österreich ÖFB-Cupsfinalist FC Admira/Wacker und aus der Schweiz Cupsieger Grasshopper Club Zürich am Start.

Im Finale im Ullevi Stadion von Göteborg bezwang Vorjahresfinalist Sampdoria Genua den RSC Anderlecht mit 2:0 nach Verlängerung.

Torschützenkönig wurde der Italiener Gianluca Vialli vom Titelträger Sampdoria mit 7 Toren.

1. Runde, Hinspiel 13.09.1989
Valur Reykjavík1:2 (1:0)BFC Dynamo
Bjarni SigurðssonBodo Rudwaleit
Steinar Dagur AdolfssonHendrik Herzog
Sævar JónssonMarco Köller
Magni PéturssonWaldemar Ksienzyk
Einar Páll TómassonBurkhard Reich
Þorgrímur ÞráinssonHeiko Bonan
Ingvar Guðmundsson75' KirstjanssonJörg Fügner 60' Eike Küttner
Guðmundur BjarnarsonBernd Schulz
Baldur BragasonThomas Doll
Halldór ÁskelssonRainer Ernst
Lárus GuðmundssonAndreas Thom
Trainer: Guðmundur ÞorbjörnssonTrainer: Helmut Jäschke
Schiedsrichter:John Purcell - Kelly, O'Sullivan (Irland)
Zuschauer:1.000 im Laugardalsvöllur in Reykjavík
Tore:1:0 Halldór Áskelsson (37.), 1:1 Heiko Bonan (70.), 1:2 Andreas Thom (75.).
Leistung des SchiedsrichtersEine sehr aufmerksame Spielleitung durch den nahezu kleinlich pfeifenden Iren. Er hatte nicht zuletzt dank der ausgesprochen fairen Haltung beider Mannschaften keinerlei Probleme. Beide Linienrichter sehr gut bei Abseitsent-scheidungen.
Statistik:Torschüsse: 5:10 (4:1); verschuldete Freistöße: 17:13 (3:13); Eckbälle: 1:4 (1:2); Chancen: 1:5 (1:1); Abseits: 1:7 (3:5); Verwarnungen: keine; Wetter: fast kein Wind, gegen Spielende einsetzender Regen; Platz: naß, gut bespielbar.
Spielbericht
Valur-Furcht bestätigt:

Traf wieder: Andreas Thom
Von Klaus Thiemann
Das „Morgenbladid“, Reykjavik, warnte in seiner Ausgabe des Spieltages ausdrücklich vor dem „Island-Schreck“ Andreas Thom. „Vorsicht, Valur! Der Klassestürmer schoß in den letzten vier Länderspielen gegen Island von insgesamt 13 Toren allein deren sechs!“

Dem trug auch der neue Trainer, der 33jährige ehemalige Nationalspieler Gundumur Thorbjörnsson, (37 A), der ja erst das dritte Mal auf der Bank saß und die erste Niederlage hinnehmen mußte, Rechnung. Eingedenk der Klasse, der Schnelligkeit von Thom und Doll, schwor er seine Mannen auf eine von Respekt gekennzeichnete Defensivhaltung ein. Dabei hielt sich die Abwehr, vielbeinig, jedoch nicht auf Manndeckung orientiert, ausgesprochen bedeckt und verstellte aufmerksam, hingebungsvoll agierend die Räume. Dirigiert von Libero Thrainsson und Auswahlspieler S. Jonsson.

Auf dieser Taktik basierte das Spiel der Platzherren, die ihr Heil nach vorn in schnellen, unkomplizierten Zügen suchten. Und Erfolg damit hatten! Nach Vorarbeit von Bragason am linken Flügel (Ksienzyk ließ sich zu leicht düpieren) köpfte der im Zentrum freistehende Askelsson (wo war Schulz?) dessen Eingabe unerreichbar für Rudwaleit in die rechte Ecke. „Damit nutzten wir unsere erste, aber leider auch einzige Chance. Und auf die Dauer, da uns die Kräfte schwanden, hielten wir auch unser Konzept nicht durch. Da- durch wurde der Weg frei für Thom“. urteilte Gundumur Thorbjörnsson.

Erstaunlich jedoch, welche Anlaufprobleme der BFC hatte, der nach 18jähriger Pause erstmals wieder seine Visitenkarte im Cup der Pokalsieger abgab. Dabei bezog sich das weniger auf die Abwehr, die letztlich dem Kontrahenten nur eine Chance, nach der Pause gar nur einen Torschuß (!) gestattete. Aber im Spiel nach vorn, wo die Gäste anfangs keine Räume fanden, „quälten wir uns in der ersten Phase förmlich über die Zeit“, bekannte Rainer Ernst. Er selbst, mit Licht wie Schatten, bekam das Spiel nicht in den Griff. Vorn kam Doll nicht auf die Strümpfe, und Ballverluste (Fügner, Köller), mangelnde Präzision und wenig Bewegung ohne Ball mündeten kaum einmal in zündende, erfolgverheißende Angriffsaktionen. Einzig Thom, der alle Zweifel hinsichtlich seiner Jochbeinverletzung ausräumte, erzielte mit energischen Antritten anfangs Wirkung. Er besaß nach Solo auch die einzige Möglichkeit vor der Pause (!), scheiterte jedoch an Sigurdsson (22.).

„Zur Halbzeit mußte ich etwas lauter werden, aber es half.“ Helmut Jäschke verriet es, der nicht vergeblich mehr Konsequenz, mehr Dynamik und Entschlossenheit aus allen Reihen heraus gefordert hatte. Nun nämlich präsentierte sich seine Elf als homogene Einheit, gewann an Ballsicherheit und Kompaktheit. Dabei erwies sich die Hereinnahme von Küttner als Gewinn, der allerdings nach Paß von Ernst (66.) allein durchlaufend das Leder auch nicht am Valur-Schlußmann vorbei bekam. Famos der Ausgleichstreffer von Heiko Bonan, diesmal der laufstärkste und Wirkungsvollste im Mittelfeld, Doll-Ksienzyk leisteten rechts die Vorarbeit, „ich lief und sprang in den Ball hinein, die Isländer blieben stehen“, kommentierte aufgeräumt der Schütze seinen Kopfballtreffer, in seinem zweiten EC-Spiel!

Und dann kam der Auftritt von Thom, der erneut gegen die Isländer „sein“ Tor schoß. Nach kurzem Dribbling zog er wuchtig aus 20 Metern ab und erwischte Sigurdsson, da das Leder noch leicht abgefälscht wurde, auf dem „falschen Fuß“. Damit war der erfolgreiche Auftakt, der beim 19fachen isländischen Meister durchaus einer von Wert ist, perfekt. Die Frage jedoch müssen sich die Dynamos gefallen lassen: Warum nicht von Beginn an so konsequent und entschlossen?

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 38/1989

1. Runde, Rückspiel 26.09.1989
BFC Dynamo2:1 (1:0)Valur Reykjavík
Bodo RudwaleitBjarni Sigurðsson
Hendrik HerzogSteinar Dagur Adolfsson
Marco KöllerSævar Jónsson
Waldemar KsienzykMagni Pétursson
Burkhard ReichEinar Páll Tómasson
Frank RohdeÞorgrímur Þráinsson
Dirk AndersGuðmundur Bjarnarson
Heiko Bonan 37' Jörn LenzIngvar Guðmundsson
Thomas DollSigurjón Kristjánsson
Rainer ErnstHalldór Áskelsson
Andreas ThomLárus Guðmundsson
Trainer: Helmut JäschkeTrainer: Guðmundur Þorbjörnsson
Schiedsrichter:Jan Damgaard - Jacobsen, Hust (alle Dänemark)
Zuschauer:9.500 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin
Tore:1:0 Rainer Ernst (25.), 1:1 Sigurjón Kristjánsson (53.), 2:1 Jörn Lenz (83.).
Leistung des SchiedsrichtersAllein die Tatsache, daß der dänische Referee ohne Gelbe Karten auskam, weist darauf hin, daß sich beide Kontrahenten einer ausgesprochen fairen Gangart befleißigten. Daamgard, sparsam in seinen Gesten, eher unauffällig leitend, bot eine grundsolide Leistung.
Statistik:Torschüsse: 9:3 (3:1); verschuldete Freistöße: 9:9 (5:5); Eckbälle: 9:5 (4:3); Chancen: 8:1 (4:1); Abseits: 4:2 (1:1); Verwarnungen: keine; Wetter: kühl, trocken. Platz: gemessen an internationalem Standard nur Mittelmaß, da sehr wellig.
Spielbericht
Auch Rückspielerfolg, dennoch:

Leider wurde viel Kredit verspielt
Von Rainer Nachtigall
Wenn eine DDR-Vertretung im Europapokal, und sei es in der ersten Runde, zweimal den Platz als Sieger verläßt, dann sollte dies eigentlich der Anlaß sein, sich ausgiebig zu freuen. Im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark hielt sich die Begeisterung ob des Erfolges des Gastgebers in bescheidenen Grenzen, und es ist sicherlich angebracht, darüber ein paar Worte zu verlieren.

Zum einen war dies für den BFC eine Chance, nach bisher wenig mitreißenden Punktspielen seine Stammzuschauer wieder hinter sich zu bringen. Sie wurde ausgelassen. Zum zweiten – in den Reihen der Weinroten steht eine ganze Reihe von Auswahlspielern, die sich in einem solchen internationalen Vergleich eigentlich den Schwung holen müßten, mit dem sie dann die Aufgaben in der WM-Qualifikation gegen die UdSSR angehen. Vielleicht sind dies aber auch Gedankengänge, die zu weit hergeholt sind. Der Beobachter der Szenerie wurde jedenfalls den Eindruck nicht los, daß mit dieser phasenweise „blutarmen“ Partie eine Menge Kredit vergeben wurde.

Valur, dies muß man sich doch vor Augen halten, ist bei allen kämpferischen Qualitäten letztlich eine Mannschaft, die nicht einmal europäisches Mittelmaß verkörpert. Um ein Detail zu nennen – die einzige taktische Variante der Gäste, eine Variante war es so gesehen also gar nicht, bestand darin, das Leder dem Rechtsverteidiger Saevar Jonsson zuzuspielen. Der Auswahlkapitän, von hünenhafter Gestalt, schlug dann mit Urgewalt gegen den Ball, der danach 50, 60 Meter weiter mit Sicherheit auf einen BFC-Kopf fiel. Die beiden Spitzen, Larus Gudmundsson und Kristjansson, waren zwar pausenlos unterwegs, den Ball erhielten sie aus oben angeführtem Grund nur höchst selten.

Hausbacken auch das Abwehrverhalten Valurs, zumal die BFC-Akteure ihren Kontrahenten in der Beweglichkeit, in der Grundschnelligkeit deutlich überlegen waren. Tut sich die Frage auf, warum die Berliner im ersten Durchgang lediglich mit einer Spitze antraten (Anders), der noch dazu ein Mann ist, dessen technische Probleme unübersehbar sind. Klarer ausgedrückt, er war an diesem Abend nicht in der Lage, das Leder einmal zu halten, zu warten, bis Doll und Thom nachgerückt waren, Was blieb, war ein leicht hektisch wirkendes Auf und Ab, der Gastgeber fand im Grunde genommen niemals seinen Rhythmus.

Es spricht für BFC-Trainer Helmut Jäschke, daß er diesen Schwachpunkt nicht nur erkannte (er korrigierte ihn, indem er nach dem Wechsel Thom und Doll nach vorn zog), er gab diesen Fehlgriff in die Taktik-Kiste auch zu. Spätestens an dieser Stelle aber sind wir wieder beim bevorstehenden WM-Qualifikationsspiel. Doll und Thom sind auf Grund ihrer technischen Fertigkeiten Spieler, die man ja bekanntlich mit der Lupe suchen muß, jedenfalls in unseren Breiten, die im gegnerischen Strafraum auf engstem Raum „etwas losmachen“ können. Da wo sie in langen Phasen am vergangenen Mittwoch spielten, bleiben sie weitgehend ungefährlich. Zudem Ernst und Bonan, die „gelernten“ Mittelfeldspieler, wurden durch diesen taktischen Kunstgriff offenbar so verunsichert, daß beide erheblich unter Bestform blieben. Bonan war eigentlich gar nicht zu sehen. Dies zu beschreiben, heißt nun nicht etwa zu verkennen, daß der BFC dennoch die überlegene Mannschaft war, sich Chancen erspielte, die normalerweise für zwei Siege reichen. Bezeichnend, daß Lenz ob seines sieben Minuten vor ultimo erzielten Treffers von seinen Mitspielern stürmisch gedrückt wurde. Ihm gelang, womit die sogenannten Leistungsträger zuvor ein halbes Dutzend Mal scheiterten…

Das Gegenteil tun

Vielleicht kam mir die alte Boxer-Taktik dieser Tage wieder in den Sinn, weil in Moskau bei den WM die Fäuste flogen. Boxe den Fighter – fighte den Boxer! Darin widerspiegeln sich taktische Verhaltensweisen und Variationsmöglichkeiten. Auf den Wiedereinstand der hauptstädtischen Dynamos im Cupsieger-wettbewerb übertragen, hieße das bespiele mit Kombinationen und Fintenreichtum die als kampfstark bekannten und als eckig geltenden Valur-Mannen.

Natürlich gibt es immer ein Verhältnis von Kampf und Spiel, doch worauf Wert gelegt wird, das rückt in den Vordergrund. Sich in Zweikampfduellen mit den Wikingern anzulegen, war ein ohnehin sinnloses Unterfangen, weil sie einfach nicht von der Stelle zu rücken sind, nicht gleich – wie oft in unserer Oberliga – aus den Pantinen kippen, wenn sie einmal etwas unsanft berührt werden. Darum hätten die Berliner eben noch mehr das Technische, das Zusammenspiel in den Mittelpunkt rücken müssen. Wer einmal erlebt hat, wie beispielsweise in der beliebten „Ecke“ im Training ein Doll, Thom, Ernst und Bonan fast im Direktspiel die zwei Fänger hinter dem Ball lange Zeit hinterherlaufen lassen, fordert dann auch ähnlich gelagerte, erfolgsorientierte Ballstafetten im Match. Gewiß kommt die nervliche Belastung im Spiel hinzu, aber sie allein ist keine Erklärung für unzureichend demonstriertes Kombinationsvermögen von unseren technisch besten und damit für die Kombination und dann auch daraus entspringenden Einzelaktionen geeigneten Akteuren. Den Fehler, statt die Isländer im Kombinationsgetriebe müdelaufen zu lassen, sich in nutzlose Zweikämpfe zu begeben und damit selbst zu verunsichern, sich aus dem Rhythmus zu bringen, müssen die Dynamos schnellstens ausmerzen.

Frankreichs Mit-Starensemble AS Monaco mit seinen Internationalen Ettori, Sonor, Bijotat, Touré, Hoddle, Hateley, Weah und Ramondo Diaz wird vor allem dem Spiel-Charme huldigen. Darum sind für den BFC dann andere Prämissen als gegen Valur gesetzt. Ohne Fight besonders im Rück-Heimspiel kommt unser Pokalsieger nicht aus. Dann – heißt es: Fighte den Boxer.

Jürgen Nöldner

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 40/1989

Achtelfinale, Hinspiel 17.10.1989
AS Monaco0:0 (0:0)BFC Dynamo
Jean-Luc EttoriBodo Rudwaleit
Roger MendyHendrik Herzog
Luc SonorMarco Köller
Marcel DibWaldemar Ksienzyk GK
Jean-Marc FerratgeJörn Lenz 46' Eike Küttner
Fabrice MègeBurkhard Reich
Emmanuel PetitFrank Rohde
Fabrice PoullainHeiko Bonan
Claude PuelThomas Doll
Ramón Díaz 49' José TouréRainer Ernst
George Weah 46' Mark HateleyAndreas Thom
Trainer: Arsène WengerTrainer: Helmut Jäschke
Schiedsrichter:Hubert Forstinger - Pumm, Finzinger (alle Österreich)
Zuschauer:7.000 im Stade Louis II in Monaco
Tore:Fehlanzeige
Leistung des SchiedsrichtersAnfangs kleinlich und einseitig für Monaco pfeifend. Ließ sich jedoch Steige- rungsraten offen, später ein umsichtig-korrekter Referee. Die Privatfehde mit Thom, der reklamierte, entschied er selbstredend zu seinen Gunsten. Finzinger ließ vor der Pause trotz klarer Abseitsstellung von Weah und Diaz zweimal die Fahne unten. Es blieb zum Glück, dank Rudwaleit, ohne Folgen!
Statistik:Torschüsse: 14:7 (9:2); verschuldete Freistöße: 16:19 (7:12); Eckbälle: 8:4 (3:3); Chancen: 7:3 (4:1); Abseits: 6:4 (3:2); Verwarnung: BFC: Ksienzyk (wegen Foulspiels); Wetter: fast sommerlich warm, trocken. Platz: gemessen am internationalen Standard nicht gut, glatt und uneben.
Spielbericht
Fundament für das 0:0 des DDR-Pokalsiegers:

Courage, Disziplin

Der BFC, der als erster DDR-Klub seine Visitenkarte an der zauberhaften Cote d’Azur abgab, hinterließ Dienstagabend vor den Augen von Prinz Albert, Mitglied des IOC, ohne Frage Eindruck im formidablen Stade Louis II. Das schlug sich 24 Stunden nach der Partie, „die Tempo, Spielqualität, Hingabe und Fairneß atmete“, wie der Schweizer UEFA-Beobachter Edgar Obertüfer lobte, auch in Frankreichs Fachpresse nieder. „Die Berliner raubten den Monegassen mit Disziplin, Abwehrtreue und Unerschrockenheit den spielerischen Schwung“, schrieb „L’Equipe“. Im „Le Figaro“ hieß es: ,,Nach den Verletzungsausfällen von Weah, Diaz zog Arsene Wenger selbst die Trümpfe Touré und Hateley aus dem Ärmel. Vergeblich! Die Berliner Bastion hielt stand, auch dank des Riesen Rudwaleit.“ Und das „Magazine de la Reussite“, Mo- naco, stellte fest: „Der DDR-Rekordmeister war nicht Belenenses Lissabon. Die Portugiesen wurden in der ersten Runde beim 3:0 für Monaco zum Spielball. Die Dynamos erwiesen sich als Granitblock.“

Selbstredend wirkte das 0:0 auch beim vorjährigen französischen Meister, der immerhin Auswahlakteure aus fünf verschiedenen Ländern ins Feld führte, wie eine eiskalte Dusche. Vornweg bei Trainer Arsene Wenger. „Die Dynamos erwiesen sich als eine Elf mit Rückgrat. Sie ignorierten förmlich unsere Spiel- wie Feldvorteile, brachten uns mehr und mehr von unserer Linie ab.“

Keine Frage, verdientes Lob für die Schützlinge von Helmut Jäschke, die Courage, Widerstandsfähigkeit und Zähigkeit nachwiesen und im kämpferisch-moralischen Bereich fast an ihre Grenzen herangingen. Da- mit glichen sie letztlich auch technisch-spielerische Mängel aus, die sie vor allem in der ersten Hälfte be- lasteten. „Hier setzten wir einfach zu wenig Ruhepunkte, leisteten uns zu viele Ballverluste und zogen das Konterspiel nicht energisch, nicht besonnen genug auf“, so Frank Rohde. Der Kapitän war von Beginn an im Bilde in der Abwehr, in der Ksienzyk, Reich (gegen Diaz) Anlaufprobleme nachwiesen. Herzog dagegen „entschärfte“ erst den neuen Wunderstürmer Weah (Liberia), dann den Briten Hateley. Schließlich erwies sich Bodo Rudwaleit wiederum als echte Größe. Anfangs vollbrachte er gegen Weah, Diaz wahre Glanztaten, am Ende ließ er sich auch vom furiosen Endspurt der Platzherren, die in Mendy, Sonor, Ferratge ihre Treiber besaßen, nicht aus der Fassung bringen.

Beeindruckend die BFC-Steigerung nach dem Pausentee. Von da ab wurden die behenden Dribbler Ferratge, Dib, Poullain bereits ab der Mittellinie gestört und gestellt, bei Ballbesitz mutig, entschlossener die Konterattacken gestartet. Dabei entpuppte sich die Hereinnahme von Küttner als Gewinn. Köller, Reich tauten auf, und Doll lehrte mit sehenswerten Sprinteinlagen die Monegassen das Fürchten. Glänzend die beiden Soli nach einer Stunde über die rechte Seite, präzise auch seine verdeckten Eingaben nach links in den Lauf von Bonan, der dennoch kein Kapital daraus schlug. Zuerst wagte er nicht den Direktschuß, dann scheiterte er an Ettori. Schade! Gerade er, durchweg mobil und der einzig torgefährliche Akteur bei den Dynamos (!), hätte sich einen Treffer verdient!

Und damit wurden zugleich Reserven für die Zweitauflage am 1. November aufgezeigt. Wenn hier vor allem Ernst zulegen kann, ja muß, Thom in seinem 20. EC-Match ein enormes Pensum absolvierend wieder ballsicherer, energischer den Weg zum gegnerischen Tor findet, dann sollte uns um die Berliner eigentlich nicht bange sein! KLAUS THIEMANN

Trainer Helmut Jäschke (BFC Dynamo)

Wir haben uns mit dem 0:0 ohne Frage eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel geschaffen: ein Resultat, das Zuversicht und Selbstvertrauen geben sollte. Zur Euphorie aber besteht keinerlei Anlaß. Die unbestrittenen Stärken der Franzosen liegen nicht zuletzt in ihren Konterqualitäten wie in ihren individuellen Vorzügen. Kurzum, wir wissen um die Schwere unserer Aufgabe im Jahn-Sportpark. Ich baue jedoch auf die moralisch-kämpferischen Qualitäten der Mannschaft, die in spielerischer Hinsicht zulegen muß und wird. Ich hoffe nicht zuletzt auf unsere Auswahlspieler, unter denen Ernst, Thom wieder mehr Torgefährlichkeit, mehr Mobilität nachweisen und gerade unsere jungen Burschen stärker mitreißen müssen. Und solche Chancen wie durch Bonan dürfen wir nicht noch einmal verschludern. Das könnte sonst verhängnisvolle Folgen haben!

800 stehen zur Auswahl

In den fünfziger Jahren wurde der AS Monaco noch geringschätzig als fürstlicher Operettenklub angesehen. Das hat sich grundlegend geändert. Heute gehört er, der in Fürst Rainier seinen größten Förderer und Fan besitzt, zu den solventesten, seriösesten und am zielstrebigsten geleiteten Klubs im französischen Fuß- ball. Präsident Dr. J. L. Camporra steht ihm bereits 14 Jahre vor (!). Mit Henri Biancheri, einst als Spieler bei Racing Paris und in der Nationalelf (mit Hidalgo) eine Größe, besitzt die Fußballabteilung (28 Mannschaften, 350 Aktive) einen vorzüglichen Experten als sportlichen Direktor.

Sie und andere Sportarten des 1924 gegründeten Klubs (Basketball, Boxen, Turnen, Tennis, Fechten, Judo, Schwimmen, Leichtathletik, Gewichtheben, Handball) haben im supermodernen, allen Erfordernissen entsprechenden Stade Louis II. eine ideale Heimstatt. Es steht im 22 Hektar umfassenden neuen Stadtteil Fontvielle, der förmlich dem Meer entrissen wurde. Nach achtjähriger Bauzeit wurde das über drei Etagen verfügende Prachtstück 1985 eingeweiht. In der ersten, die unter der Erde liegt, bietet eine Tiefgarage 1 700 Autos (!) Parkmöglichkeiten. In der zweiten befinden sich Schwimm- und weitere Hallen für die anderen Sportarten, dazu sanitäre und gastronomische Einrichtungen. Über ihnen thront schließlich die 20 000 Sitzplätze umfassende Arena, die zu Dreiviertel überdacht ist.

Auch die Fußballschule ist hier ansässig. Sie gehört zu den ersten und begehrtesten des Landes, brachte schon über 100 Oberliga- und und Auswahlspieler hervor. Darunter Bellone, Amoros, Bijotat. „Auf sie sind wir ebenso stolz wie auf Valleri, Puel, Blondeau, Petit und Vogel, auf denen nun unsere Hoffnungen ruhen.“ Jacues Vankersschuer erzählt. Er ist der Chef der AS-Späher, die im ganzen Land nach talentierten, sehr talentierten Jungen Ausschau halten. Zudem bewerben sich jährlich rund 800 (!) nicht nur aus Frankreich um einen Platz an der Schule, an der man ab 14 Jahren Aufnahme finden und sie bis zum Abitur durchlaufen kann. Das jedoch glückt jährlich nur zwei, drei Talenten.
K. T.

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 43/1989

Achtelfinale, Rückspiel 01.11.1989
BFC Dynamo1:1 (0:0, 0:0) n.V.AS Monaco
Bodo RudwaleitJean-Luc Ettori
Hendrik HerzogPatrick Blondeau GK
Waldemar KsienzykRoger Mendy
Burkhard ReichLuc Sonor
Frank Rohde GKMarcel Dib
Heiko BonanJean-Marc Ferratge 106' Youssouf Fofana
Eike Küttner 116' Jörg FügnerFabrice Mège
Jens-Uwe ZöphelFabrice Poullain
Thomas DollClaude Puel
Rainer Ernst GK 97' Thomas StreckerRamón Díaz GK
Andreas ThomMark Hateley 79' José Touré
Trainer: Helmut JäschkeTrainer: Arsène Wenger
Schiedsrichter:Guy Goethals - Piroux, Thririon (alle Belgien)
Zuschauer:16.000 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin
Tore:1:0 Eike Küttner (110.), 1:1 Ramón Díaz (117.).
Leistung des SchiedsrichtersGoethals, der Sohn des ehemaligen belgischen Auswahltrainers, wußte durchaus zu überzeugen. Sparsam in seinen Gesten, laufstark, unauffällig. Einige Abstimmungsschwierigkeiten mit Piroux trübten den guten Gesamtein- druck nicht.
Statistik:Torschüsse: 5:8 (3:3); verschuldete Freistöße: 19:11 (25); Eckbälle: 8:7 (3:1); Chancen: 5:6 (3:1); Abseits: 9:8 (4:1); Verwarnungen: BFC: Ernst, Rohde (wegen Foulspiels); Monaco: Blondeau (wegen Foulspiels), Diaz (wegen Unsportlichkeit); Wetter: diesig; für die Jahreszeit zu warm; Platz: holprig wie gehabt.
Spielbericht
Kein lucky Abend, denn:

Der „Lack“ war ab

Ein torloses Remis wie es der BFC in Monaco erzielt hatte, zwingt zu besonderen Überlegungen hinsicht- lich der in der Zweitauflage einzuschlagenden Taktik. Ausgangspunkt dabei kann nur das Kräfteverhältnis zwischen beiden Kontrahenten sein. Der BFC, wohl wissend, daß er derzeit ein ganzes Stück unter seinen Möglichkeiten spielt, entschloß sich zur „kontrollierten Offensive“, was doch wohl im Grunde nichts anderes heißt, als unter Vermeidung größeren Risikos zu warten, bis sich eine Chance für den eigenen Torerfolg er- gibt. Die andere Variante, den Kontrahenten mit dem entsprechenden Wagnis unter Druck zu setzen und dabei in die Falle eines Konters zu stolpern, wäre angesichts der individuellen Klasse der Franzosen sicher- lich noch schneller „am Baum“ gelandet.

Im Gegensatz zum französischen Pokalsieger, der mannschaftlich einen sehr geschlossenen Eindruck hinterließ, war das Gefälle in den Reihen der Berliner beängstigend. Erfahrungsgemäß hat in einem sol- chen Fight die schwächere Verfassung schon von einem oder zwei Spielern schlimme Folgen. Wenn wie im Falle des BFC die komplette Mittelfeldreihe fast ein Ausfall ist, dann hat dies Ursachen. Spätestens an die- ser Stelle muß man noch einmal auf den vom Auswahltrainer angesprochenen „Lack“ zurückkommen. Bo- nan, Ernst, Küttner, auch Thom haben gegenwärtig einfach „nichts drauf“, anders ausgedrückt – gerade die athletischen Potenzen, über mehr als eine Dekade das Aushängeschild unseres Serienmeisters, sind, vorsichtig ausgedrückt, diskussionswürdig. Wer so „abbricht“ wie die Mittelfeldreihe des BFC (nachdem es phasenweise zwischen der 15. und 30. Minute durchaus ordentlich gelaufen war), hat keinen Grund, von einem „unglücklichen“ Ausscheiden zu sprechen.

Es gab an diesem Abend durchaus auch Positives in den Reihen des Ausgeschiedenen zu registrieren. Beispielsweise die solide Deckungsarbeit der engeren Abwehr, aus der Ksienzyk mit seinen Vorstößen noch auffiel. Der Kalauer, der auf der Pressetribüne die Runde machte: Thom war nicht Doll, gibt, positiv interpretiert, etwas von der glänzenden Vorstellung wieder, die Doll bot, macht andererseits aber ein weiteres Mal deutlich, daß mit Thom, zu Recht über Jahre als eines unserer größten Talente gefeiert, etwas nicht im Lot ist. Dies herauszufinden, ist in erster Linie eine Aufgabe für den BFC-Angreifer selbst. Aber vor die Frage gestellt, wer gegen Österreich die zweite Spitze neben Kirsten abgeben soll, wäre die Antwort zumindest an diesem Abend leicht gefallen.

Summa summarum unser Pokalsieger, und damit die Fußballfreunde in unserem Lande, sind nach diesem Ausscheiden um eine Hoffnung ärmer. Beim BFC ist erst einmal der „Lack“ ab. Es wird an ihm selbst liegen, wie lange er zu einem neuen,,Anstrich“ benötigt…

MANFRED BINKOWSKI

Trainer Helmut Jäschke (BFC)

Die Enttäuschung ist groß. Wir haben zweimal gegen AS Monaco nicht verloren, standen nach dem 1:0 schon fast in der nächsten Runde und mußten dann kurz vor Schluß noch das Aus hinnehmen. Das ist schon bitter. In einem echten Pokalspiel mit beiderseits hohem Einsatz haben wir uns vor allem in der ersten Halbzeit einige Vorteile erspielt, es aber versäumt, gute Möglichkeiten zum Führungstreffer zu nut- zen. Er hätte ganz bestimmt auch für mehr spielerische Sicherheit gesorgt.

Mit seiner Mannschaft, Dynamo Dresden, hat Auswahltrainer Eduard Geyer dem Europapokal be- reits Valet sagen müssen. Aus nahe- liegenden Gründen hatte er sich nun auf den Weg nach Berlin gemacht, um seine,,Pappenheimer“, lies: seine Auswahlkandidaten, unter der zu er- wartenden Höchstbelastung gegen den französischen Pokalsieger AS Monaco noch einmal in aller Ruhe zu beobachten. Sein Urteil nach dem 120-Minuten-Marathon: „Wenn der BFC seinen wertvollen Vorsprung über die Runden gerettet hätte, käme sicherlich ein ganz anderes Urteil zu- stande. Jetzt wird natürlich aufge- listet. Da kam zu wenig aus dem Mittelfeld, bei einigen Spielern war der,Lack‘ ab.“ Für Leute, die nicht so im Stoff stehen Geyer stellte fest, daß einige BFC-Akteure konditionell den Anforderungen dieses Spiels nicht gerecht wurden. Darauf ist zu- rückzukommen….

Etwas zuviel Gastfreundlichkeit
Der BFC Dynamo und AS Monaco begegneten sich in der zweiten Runde des Cupsiegerwettbewerbs mit ausgemachter Zuvorkommenheit und Gastfreundlichkeit. Da sich ihre Spielkleidungen ähneln (weinrot bzw. rot-rot/weiß) gestattete es jeder Gast dem Hausherrn, sich seinem Publikum im gewohnten Dreß zu präsentieren. So schlüpften die Berliner an der Côte d’Azur in Grün, die Monegassen an der Spree in Silbergrau.

So weit so gut. Das nachträgliche Geschenk zum 40. Geburtstag des ASM-Trainers Arsene Wenger war al- lerdings nicht beabsichtigt. Ein bißchen mitgebastelt wurde daran aber schon.

Als der BFC in seinem 60. EC-Spiel in die vierte Verlängerung mußte, vor der der belgische Unparteiische Goethals die Gäste unverständlicherweise noch einmal in die Kabine verschwinden ließ, da entschloß sich auch Trainer Helmut Jäschke zu längst fälligen Auswechslungen. Nach Strecker (für Ernst) sollte in den Anfangsminuten der zweiten Hälfte auch Fügner für Küttner kommen. Unser Oberliga-Schiedsrichter Dr. Gerhard Mewes als „vierter Mann am Ring“ stand schon mit den Nummernschildern 9 und 14 am Spielfeldrand. Da gelang Küttner mit einem Traumschuß von der Strafraumgrenze das 1:0. Der beabsich- tigte Wechsel wurde abgeblasen. Das erwies sich schließlich als spielentscheidend leider jedoch nicht für unseren Pokalsieger. Küttner verursachte vor dem eigenen Strafraum ein völlig unnötiges, dummes Foul. Von draußen kam die Aufforderung zum Wechseln, Kapitän Rohde winkte ab. In dieser Situation völlig richtig, aber die Spieler schauten doch mehr nach draußen – und der Argentinier Diaz zirkelte den Ball über die Mauer hinweg genau in den Dreiangel. Aus der Traum, er war nur kurz, das greifbar nahe Ziel in unendliche Ferne gerückt. Der AS Monaco mit seinen Nationalspielern aus sechs Ländern zog in das Viertelfinale ein. Von Rainer Nachtigall

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 45/1989

Der UEFA-Pokal 1989/90 war die 19. Auflage des von der UEFA veranstalteten Wettbewerbs und wurde in einem rein italienischen Duell von Juventus Turin im Finale gegen den AC Florenz gewonnen.

Der Wettbewerb wurde in sechs Runden jeweils mit Hin- und Rückspielen ausgetragen. Bei Torgleichstand entschied zunächst die Anzahl der Auswärts erzielten Tore, danach eine Verlängerung und erst abschließend das Elfmeterschießen.

Nach der Katastrophe von Heysel 1985 wurden englische Mannschaften für eine Teilnahme am Wettbewerb gesperrt.

1. Runde, Hinspiel 12.09.1989
FC Karl-Marx-Stadt1:0 (1:0)Boavista Porto
Jens SchmidtPadrão
Torsten Bittermann GKJaime Alves GK
Jörg IllingJosé Garrido
Detlef MüllerValdir
Jan Seifert 28' Thomas LaudeleyFrancisco Agatão 64' Parente
Steffen ZiffertCasaca
Steffen HeidrichFrederico
Peter Keller 68' Hans Richter GKIsaías GK
Rico SteinmannPhil Walker
Sven KöhlerJorge Andrade
Jens MitzscherlingChiquinho Carioca 76' João Vieira Pinto
Trainer: Hans MeyerTrainer: Manuel Barbosa
Schiedsrichter:Einar Halle - Nordberg, Lindboe (alle Norwegen)
Zuschauer:19.828 im Ernst Thälmann Stadion in Karl-Marx-Stadt
Tore:1:0 Sven Köhler (17.).
Leistung des SchiedsrichtersGerhard Kunze, langjähriger Oberligaschiedsrichter, stellte dem Trio zwar kein Extra-Lob aus, er sah die Norweger aber nicht so schlecht wie ein Teil des Publikums: „Einige fehlerhafte Abseitsentscheidungen zweifellos, ansonsten hielt er aber seine Linie durch." Leicht zu leiten war die Partie keinesfalls.
Statistik:Torschüsse: 8:5 (6:2); verschuldete Freistöße: 20:23 (12:14); Eckbälle: 5:3 (2:2); Chancen: 4:1 (4:0); Abseits: 10:1 (5:1); Verwarnungen: Bittermann, Richter (FCK), Garrido, Jaime, Isaias (Porto) alle wegen Foulspiels; Wetter: trocken, an- genehme Temperaturen; Platz: in gutem Zustand.
Spielbericht
Neueinstieg nach 22 Jahren erfolgte

Ohne jegliches Lampenfieber
Von Rainer Nachtigall
Die „Alten“, die sich seinerzeit nach dem Titelgewinn vor 22 Jahren erstmals in das Abenteuer EC gestürzt hatten und gegen den RSC Anderlecht empfindlich auf die Nase gefallen waren, saßen fast vollzählig versammelt auf der Tribüne. „Matz“ Vogel, Dieter Erler, Eberhard Schuster, Peter Müller und Fritz Feister war die innere Unruhe anzusehen, mit der sie dem Wiedereinstieg ihrer Nachfolger in das internationale Geschehen entgegenfieberten. Einer, der sich davon in keiner Weise anstecken ließ: Trainer Hans Meyer. Dessen letzter EC-Auftritt (mit Jena gegen Sparta Rotterdam) liegt ja auch schon ein paar Jährchen zurück. Meyer aber verströmte Sicherheit: „Nach den letzten Punktspielen wußten wir eigentlich ziemlich sicher, daß wir jedes vom Kontrahenten eingeschlagene Tempo mitgehen können.“

Zwei Überlegungen, die sich dann im Verlaufe des Spiels vollauf bestätigten. Der FCK, das war vielleicht die erste erfreuliche Erkenntnis dieses Abends, spielte von Anbeginn ohne jedes Lampenfieber. Dies, so wird vielleicht von diesem oder jenem als Einwand kommen, ist bei der Zahl der internationalen Spiele, die die meisten Spieler in den verschiedensten Auswahlmannschaften der Republik absolvierten, doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Ist es nicht. „Der Erwartungsdruck, zumal vor eigenem Publikum, ist weitaus höher als normal. Da kann man schon einmal weiche Knie bekommen“, weiß „Matz“ Vogel aus der Erfahrung vieler solcher Spiele. Der FCK also von Anbeginn auf der Höhe seiner Aufgabe. Wer Hans Meyer kennt, weiß, daß er seine Taktik in solchen Spielen erst einmal auf eine gut abgestimmte Abwehr aufbaut. Hier stand dem Gastgeber Barsikow, der etatmäßige Libero, nicht zur Verfügung. Wie sich indes Müller auf dieser Position aus der Affäre zog, ist aller Ehren wert. Nicht allein, daß er mit dem Gespür für die Gefahr fast jede Lücke schloß, er verstand sich auch als erster Aufbauer und hatte damit maßgeblichen Anteil, daß die Aktionen der „Himmelblauen“ ohne Aussetzer von Anbeginn rollten. Bestens unterstützt, und das muß man ja wohl bei der Klasse dieser Akteure auch erwarten können, von Steinmann und Köhler. Im Verein mit den beiden Spitzen Heidrich und Mitzscherling machten die beiden Tempo, sorgten für Überraschungen, ließen, vor allem Köhler, mit knallharten Hinterhaltschüssen erkennen, daß sie durchaus nicht gewillt waren, ihre Angriffe in der dichten Deckung der Portugiesen versanden zu lassen. Das Mittelfeld des FCK überzeugte mehr als eine Stunde lang, war der entscheidende Faktor für die bis dahin überlegene Spielweise des Gastgebers, dem in dieser seiner besten Phase eigentlich nur anzukreiden war, daß ihm kein zweites Tor gelingen wollte.

Die Portugiesen, die zu Hause als eine der technisch besten Mannschaften der höchsten Spielklasse gelten, hatten es bis dahin eigentlich nur darauf angelegt, mit teilweise rüden Attacken die Aktionen der Himmelblauen zu unterbinden. Erst als der FCK das enorm hohe Tempo aus der ersten Stunde nicht mehr halten konnte, Konzentrationsfehler nicht zu übersehen waren, deuteten sie hier und da ihre Möglichkeiten auch in der Offensive an. Den Spielverlauf auf den Kopf hätte es indes gestellt, wenn der Brasilianer Andrade in der Schlußminute seine Chance bei Schmidt untergebracht hätte.

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 38/1989

1. Runde, Rückspiel 26.09.1989
Boavista Porto2:2 (1:0, 1:0) n.V.FC Karl-Marx-Stadt
PadrãoJens Schmidt
Jaime Alves GKDirk Barsikow
Valdir GK 55' ValérioTorsten Bittermann GK 79' Thomas Laudeley
Francisco AgatãoJörg Illing GK
CasacaDetlef Müller GK
FredericoSteffen Ziffert
IsaíasSteffen Heidrich
ParentePeter Keller
Phil WalkerRico Steinmann
João Vieira Pinto 99' José Manuel ForbsSven Köhler
Jorge Andrade GKJens Mitzscherling GK 96' Ulf Mehlhorn
Trainer: Manuel BarbosaTrainer: Hans Meyer
Schiedsrichter:Alain Delmer - Femenia, Baudaret (alle Frankreich)
Zuschauer:6.820 im Estádio do Bessa in Porto
Tore:1:0, 2:0 João Vieira Pinto (40., 91.), 2:1 Steffen Heidrich (104.), 2:2 Ulf Mehlhorn (119.).
Leistung des SchiedsrichtersDer umsichtige Unparteiische griff in den entscheidenden Situationen hart durch. leitete die Partie bis auf den einen oder anderen Gastgeberbonus souverän.
Statistik:Torschüsse: 12:10 (7:6, 3:2); verschuldete Freistöße: 29:29 (23:25, 9:15);
Spielbericht
Nervenstarke „Himmelblaue“:

Karos ärgerten sich schwarz
Von Jens Mende
Als die Engländer 1903 den heute ältesten portugiesischen Fußballklub Boavista Porto aus der Taufe hoben, verpaßten sie den Kickern tiefschwarze (Sport-) Kleidung. Und zu dieser Farbe würden die „Karierten“ – die weißen Karos kamen erst 1935 auf Geheiß des damaligen Präsidenten Oliveira Valenca dazu – nach dem Ausscheiden aus dem diesjährigen UEFA-Cup am liebsten zurückkehren! Der Schock saß bei den Fußballfans nicht nur im Stadtteil Boavista, sondern auch in ganz Porto tief. Denn keiner hatte mit dem Ausscheiden gerechnet“, erklärte Boavista-Trainer Raul Aguas die Situation. Doch nach dem heißen Abend von Porto geht das Ergebnis in Ordnung, obwohl wir den Gesamtsieg schon in der Hand hielten.“

Tatsächlich schwebten die Boavista-Akteure und ihr heißblütiger Anhang im „Estadio do Bessa“ bereits in der Illusion, die erste EC-Runde überstanden zu haben. Denn Jungstar Pinto brachte die Gastgeber 40 Se- kunden nach Beginn der Verlängerung in die Vorhand! Ehrlich gesagt, sah ich in diesem Moment unsere Chance schwinden“, gab FCK-Coach Hans Meyer später zu. Doch die Himmelblauen überraschten nicht nur ihren eigenen Trainer mit Nervenstärke und enormer Kampfkraft, sie gingen vor allem auch physisch bis an ihre Leistungsgrenze. Und schließlich erwies sich die Einwechslung von Mehlhorn als wahrer Glücksgriff.

Zufällig oder glücklich aber fielen die beiden Karl-Marx-Städter Tore auf keinen Fall. Denn die Europacup- Neulinge (durch die Bank!) wucherten mit ihrem 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel wie alte Hasen, ließen ein Powerplay der Portugiesen in keiner Phase der Begegnung zu. Illing (gegen Joao Pinto), Müller (gegen Andrade) und der junge Bittermann (gegen den technisch gewandten Brasilianer Isaias) standen in der Abwehr lange mehr als ordentlich. Barsikow bot nach längerer Verletzungspause gleich wieder eine lehr- buchreife Libero-Partie. Selbst nach dem 0:1 kontrollierten die Gäste über lange Phasen das Geschehen. „Vielleicht hätten wir in dieser Zeit noch konzentrierter, noch entschlossener nach vorn spielen müssen“, ordnete Hans Meyer die Leistung seiner Spieler in die eigenen Vorstellungen ein.

Chancen der Gastgeber blieben zwar nicht ganz aus, aber der FCK stellte seine eigenen – Mitzscherling (6., 39.) und Ziffert (Lattenschuß/ 74.) – dagegen. Dazu erwischte Heidrich wohl eine Sternstunde in seiner bisherigen Laufbahn, Keller bestätigte sich zweimal als Retter in höchster Not, und Schmidt reagierte einige Male sehr gut. So konnte selbst ein diesmal nicht so auffälliger Steinmann, der von Beginn an ständig von zwei Mann umringt war, verkraftet werden.

Sicher hat sich der FCK mit dem Portoer Abend ein Erlebnis geschaffen, welches in den nächsten Wochen weiter nachwirken könnte. Für noch wichtiger aber hält Hans Meyer, daß seine junge Garde – die 13 eingesetzten Spieler im Boavista-Stadion brachten gerade mal einen Schnitt von 23,8 Jahren zusammen – „nun noch bei zwei weiteren EC-Spielen Erfahrungen sammeln wird“.

Je älter der Wein..

Porto ist auch die Stadt des Weines. Bereits unter römischer Besatzung wurde er im Tal des oberen Douro angebaut. Und auch beim Portwein gilt: Je älter…

Bei einem Blick auf das Durchschnittsalter der Boavista-Elf (über 28 Jahre) könnte man annehmen, der älteste portugiesische Fußballklub habe sich diese Weisheit auf seine schwarz-weiß karierte Fahne geschrieben. Doch der Schein trügt ein wenig, denn in letzter Zeit sorgten gerade die Jüngsten für Schlagzeilen bei Boavista.

Raul Aguas (40) ist der jüngste Trainer in der ersten portugiesischen Liga. Selbst im Ausland (Lierse SK, KV Mechelen) als Profi aktiv, kehrte er nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn erst einmal dem Fußball ganz den Rücken, nahm eine Stelle als Buchhalter an. Doch je älter er wurde, um so mehr lockte wieder das runde Leder. Und so schnürte er mit 34 nochmals für den FC Chaves die Schuhe, brachte diesen Klub dann als Spielertrainer gar in die erste Division und ein Jahr später in den EC! Auch Boavista führte Aguas zu neuen Tabellenhöhen. Und der Klub setzt nach dem EC-Aus weiter auf den jungen Mann auf der Trainer- bank. Denn je älter …

Joao Pinto (seit August 18) ist derzeit der jüngste Spieler im Boavista-Aufgebot – und der hoffnungsvollste. Kurz vor dem EC-Spiel hat Boavista-Präsident Valentim Loureiro seinen Jungstar – in diesem Jahr immerhin mit Portugal Junioren-Weltmeister und dabei als bester Spieler geehrt – erst einmal hoch versichert. Angebote aus Spaniens Klubs liegen dem Torjäger, der vom kleinen Klub Aguias da Areosa zu Boavista stieß, ebenfalls schon vor, Doch erst einmal hat Joao Pinto bis 1993 einen Vertrag bei Boavista.

Zeit also auch noch, mit dem Klub im EC bessere Stunden zu erleben als diesmal. Gegen Karl-Marx-Stadt halfen selbst zwei Pinto-Tore nichts! Die junge FCK-Garde schlug eiskalt zurück. Und das stimmt für die Himmelblauen auf jeden Fall optimistisch. Denn je älter…

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 40/1989

1. Runde, Hinspiel 12.09.1989
FC Hansa Rostock2:3 (2:0)TJ Baník Ostrava OKD
Jens KunathLuděk Mikloško
Gernot AlmsPetr Škarabela
Heiko März GKIvo Staš
Axel RietentietDušan Vrťo
Andreas Babendererde GKRadek Basta
Juri Schlünz 85' Jens LeonhardtViliam Hýravý
Axel SchulzKarel Kula
Jens WahlRadim Nečas GK
Hilmar WeilandtJiří Záleský
Rainer Jarohs 70' Henri FuchsRadomir Chýlek 89' Libor Fryc
Volker RöhrichDušan Horváth 88' Dušan Fábry
Trainer: Werner VoigtTrainer: Milan Máčala
Schiedsrichter:Kaj Natri - Fast, Rust (alle Finnland)
Zuschauer:20.320 im Ostseestadion in Rostock
Tore:1:0, 2:0 Jens Wahl (27., 38. / Elfmeter), 2:1 Karel Kula (57.), 2:2 Viliam Hýravý (66.), 2:3 Dušan Horváth (75.).
Leistung des SchiedsrichtersReibungsloses Teamwork! Natri fungierte ungemein laufstark, entschied stets aus kurzer Distanz. Und das in unauffälliger Art und Weise.
Statistik:Torschüsse: 12:14 (5:6); verschuldete Freistöße: 25:14 (14:7); Eckbälle: 9:6
Spielbericht
Siegeszuversicht schlug in bittere Lektion um:

Trübte das 2:0 den Blick?
Von Dieter Buchspieß
Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, daß Rostocks Wiedereinstieg in den Europa-Cup nach exakt 20jähriger Unterbrechung ein schnelles Ende findet. Zur Pause mit einem 2:0 im Rücken noch erhobenen Hauptes in die Kabine gehend, war der Sturz später vergleichsweise dazu abgrundtief. Er läßt sich erklären, aber nur schwer begreiflich machen! Wo lag der Kardinalfehler, der über einen unfaßbaren Leistungsabfall zu dieser aus Trainer Werner Voigts Sicht „schmerzhaften Niederlage führte?“ Wer sich das kritische Augenmaß für das Spiel der ersten Halbzeit bewahrte, konnte beim besten Willen nicht übersehen, daß der ballgewandte und in diesem Abschnitt zunächst noch auf taktisches Verharren im Mittelfeld orientierte ČSSR-Vizemeister schon da oft genug florettartig in die Spitze stieß und hier deutliche Schwachpunkte in Hansas viel zu unbeweglich wirkender Abwehr aufdeckte. Tausendsassa Chylek als eine der unentwegt die freien Räume belaufenden Spitzen hatte fast folgerichtig zweimal (10., 17. Lattenschuß) die Führung auf den Füßen, bevor Hansas Aktionen überhaupt richtig in Fluß kamen. Diese Warnschüsse wurden, erst recht im guten Gefühl eines doch beruhigenden Vorsprungs nach 45 Minuten, ganz offensichtlich in den Wind ge- schlagen.

„Ich sagte meinen Männern zu diesem Zeitpunkt, sie sollten weiter mutig nach vorn spielen, um des Gegners individuelle Vorzüge nicht zum Tragen kommen zu lassen“, so Voigt später beim Presseinterview. Ratsam aber wäre wohl gewesen, auf ausgewogene Offensive unter Berücksichtigung konsequenten Deckungsverhaltens zu orientieren. Weil dies nicht geschah, überschlugen sich die Ereignisse letztendlich zum Nachteil des schließlich konsterniert vom Platz gehenden Gastgebers.

Auch dies ist den Ostseestädtern kritisch in Rechnung zu stellen: zu mannschaftsdienlich wirkungsvollem und störungsfreiem Rhythmus fanden sie insgesamt nicht. Die spielerische Ausstrahlung vor allem der Schlüsselakteure (Schlünz, Schulz) blieb aus den unterschiedlichsten Gründen unter den Erwartungs- ansprüchen. Tempomacher wie Weilandt oder der zweifache Torschütze Wahl vermochten das beim besten Willen nicht zu kompensieren. Aus der Kombination geschah wenig Erfolgversprechendes. Freistoß-Kopf- ball (Jarohs auf Wahl) sowie platziert vollstreckter Foulstrafstoß (Rückpaß Kula mit Foul von Miklosko an Ja- rohs) irritierten, ja stellten manches im Kräfteverhältnis auf den Kopf.

In breiter Front mit vielen sehenswerten Ballpassagen nun immer wieder auch das Deckungsgefüge mit Stas als freiem Mann in der Vierer-Abwehrkette auflösend, riß Banik die Initiative an sich, operierte mit cleverem Positionsspiel ein um das andere Mal gefahrbringend in Hansas durch März nur höchst unbefrie- digend gesicherten Rückräumen, bewies Strategie (Necas, Kula) ebenso wie entschlossene Handlungsfähigkeit (Chylek, Horvath) nicht nur in den zu drei Toren führenden Situationen. Rostocks Abwehrbarriere bröckelte systematisch, ließ sich ausspielen, überlaufen (wie beim 2:2 durch Hyravy), wirkte konsterniert, anstatt aktiv-aggressiv zu stören. „Offenbar beeindruckt davon, daß wir jetzt alle technischen Fähigkeiten in die Waagschale warfen“, wie Banik-Trainer Milan Macala kommentierte. So war’s in der Tat.

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 38/1989

1. Runde, Rückspiel 26.09.1989
TJ Baník Ostrava OKD4:0 (2:0)FC Hansa Rostock
Luděk MikloškoJens Kunath
Václav PechácekGernot Alms
Petr ŠkarabelaHeiko März 87' Claude Kluth
Ivo StašAxel Rietentiet GK 83' Florian Weichert
Dušan VrťoAndreas Babendererde
Viliam HýravýJens Dowe
Karel KulaAxel Schulz
Radim NečasJens Wahl
Jiří Záleský 78' Radek BastaHilmar Weilandt GK
Radomir Chýlek 59' Libor FrycHenri Fuchs
Dušan HorváthVolker Röhrich
Trainer: Milan MáčalaTrainer: Werner Voigt
Schiedsrichter:Vadim Zhuk - Miliauskas, Lunin (alle UdSSR)
Zuschauer:8.140 im Stadion Bazaly in Ostrava
Tore:1:0 Radim Nečas (28.), 2:0 Radomir Chýlek (43.), 3:0 Jiří Záleský (69.), 4:0 Václav Pechácek (77.).
Leistung des SchiedsrichtersAufmerksame, in jeder Hinsicht korrekte Leitung.
Statistik:Torschüsse: 14:3 (7:1); verschuldete Freistöße: 16:24 (13:13); Eckbälle: 2:2 (1:0); Chancen: 9:0 (4:0); Abseits: 6:2 (3:1); Verwarnungen: Banik: keine; FC Hansa: Rietentiet, Weilandt (beide wegen Tretens); Wetter: leicht diesig; Boden: normal.
Vorkommnis:15minütige Spielunterbrechung nach exakt einer halben Stunde wegen Ausfalls einer Lampenkette der Flutlichtanlage.
Spielbericht
Hansa geriet völlig unter die Räder und war
nicht mehr als Baniks Spielball
Von Dieter Buchspieß
Spekulation und reines Wunschdenken, Banik würde diese Aufgabe nach der 3:2-Beruhigungspille von Rostock unter Umständen selbstgefällig angehen. Anders herum wurde ein Schuh daraus: Bestätigung spielerischer Fähigkeiten nun erst recht und frei von jeglicher Belastung. Die Folge war herzerfrischender Kombinationsfußball. Nicht die leiseste Spur einer Chance für den Rostocker Klub, gegen- oder gar mitzuhalten. Trainer Werner Voigt sprach resigniert von einer „Lern- und Lehrstunde“.

Was blieb eigentlich, um dem Hinspiel-Verlierer noch ein Fünkchen an Zuversicht einzuflößen, dem durch Ausfälle von Jarohs und Schlünz angekratzten Gerippe Mut zu machen? Voigt versuchte es unter drei Aspekten: Räume verdichten, einen frühzeitigen Gegentreffer unter allen Umständen vermeiden, bei Ballbesitz nach vorn explodieren und Gefahrenschwerpunkte schaffen. Daß es bei Vorsätzen bleiben sollte, konnte er indes nicht ahnen. Von der ersten Minute an schwang vielmehr der Gastgeber unbeeindruckt das Zepter.

„Ich habe bisher als Torhüter kein Spiel miterlebt, in dem die gegnerischen Angreifer aus dem Zentrum heraus mehrfach frei auf mich zuliefen, mir keine Abwehrmöglichkeit ließen“, gestand Jens Kunath später und riß damit das Kernproblem an: Hansa ohne Deckungs-Stabilität, ohne spürbare Strategie in diesem Mannschaftsteil. Statt dessen Nervenflattern bei Libero März, der den Gegner mit seinen unkontrollierten Dribblings in den Mann hinein förmlich zu Dolchstoß-Aktionen einlud. Hier begann es zu bröckeln, von hier
aus zog sich die Verunsicherung wie ein roter Faden durch die gesamte Elf.

Alles, aber auch alles sprach für den Sieger: glänzende Raumaufteilung, kontrollierte Dribblings aus der ständigen Bewegung heraus, Rhythmusveränderungen bei niemals einzudämmendem klugen Positionsspiel. Erneut im Stil eines Könners Regie führend, hetzte der immer wieder von Wahl ausweichende Hyravy (9 A) seine blitzartig in die freien Räume vorprellenden Mittelfeldakteure Zalesky, Kula und Necas mit gestochenen Pässen in den gegnerischen Strafraum hinein. Zuviel, ja fast alles, geschah mit fortschreitender Zeit und ungeachtet eines vorübergehenden Tempoabfalls Mitte der 2. Halbzeit im Rücken der Hansa-Akteure.

Total freigespielt, setzten Necas und Chilek das Übergewicht schon bis zur Pause mit zweifelsfreiem Kurs Richtung Runde zwei um. Das war’s eigentlich schon! An erfolgversprechendes Aufbäumen bei eigenen Fehlzündungen in nicht mehr vertretbarem Ausmaß war hier wie auch später leider nicht zu denken. Milan Macala spürte es und fühlte sich in der Entscheidung bestärkt, mit Chilek und später dann Zalesky zwei Triebkräfte seiner Elf herauszunehmen.

Um es sarkastisch so zu formulieren: Für die mitgereisten Journalisten gab es eigentlich nur eine Phase der Beruhigung oder nervlichen Entspannung. Und das war die durch Lichtausfall erzwungene viertelstündige Pause mit kurzzeitigem Kabinenaufenthalt. Selbstbesinnung resultierte daraus allerdings nicht. Schade, jammerschade!

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 40/1989

2. Runde, Hinspiel 17.10.1989
FC Sion2:1 (0:1)FC Karl-Marx-Stadt
Stephan Lehmann GKJens Schmidt
Michel BacchiniDirk Barsikow
Mirsad Baljić GKJörg Illing
François ReyDetlef Müller
Michel SauthierSteffen Ziffert GK
Olivier ReyThomas Laudeley
Alvaro LópezSteffen Heidrich
Blaise PiffarettiPeter Keller
Dominique Cina 46' Franco PetrellaRico Steinmann
Marco LorenzSven Köhler 76' Ulf Mehlhorn
Jean-Paul BriggerJens Mitzscherling 83' Lutz Wienhold
Trainer: Yves DébonnaireTrainer: Hans Meyer
Schiedsrichter:Rosario Lo Bello - Beschin, Dal Forno (alle Italien)
Zuschauer:10.354 im Stade de Tourbillon in Sion
Tore:0:1 Thomas Laudeley (25.), 1:1 Jean-Paul Brigger (49.), 2:1 Blaise Piffaretti (66.).
Leistung des SchiedsrichtersEine tadelsfreie Leistung des Italieners, der mit der Partie nie Probleme bekam, sich auch von einigen Schauspieleinlagen (Baljic) nicht irritieren ließ. Konsequente und klare Entscheidungen!
Statistik:Torschüsse: 12:6 (4:5); verschuldete Freistöße: (6:8); Eckbälle: 17 17 (6: 8); 9:7 (46); Chancen: 6:4 (2:3); Abseits: 0:5 (0:3); Verwarnungen: FC Sion: Lehmann (wegen Reklamierens), Baljic (wegen Foulspiels); FCK: Ziffert (wegen Foulspiels); Wetter: mild und trocken; Platz: in sehr gutem Zustand.
Spielbericht
Spielentscheidend im Stadion „Tourbillon“ war:

Doppelter Wechsel
Ein Wechsel im Spielsystem des FC Sion nach dem Seitenwechsel entpuppte sich im ,,Tourbillon“ als spielentscheidend! Trainer Ives Debonnaire schickte nach dem Pausentee den erfahrenen Paul Brigger (er absolvierte bereits sein 15. EC-Spiel für Sitten!) auf dessen ursprünglichen Posten, in die Sturmmitte. Da- für ließ sich Center Mirsad Baljic nun weit zurückfallen, leitete immer wieder die Angriffszüge der Gastge- ber ein. „Etwas waren wir davon schon überrascht, obwohl Sion beim Punktspiel in Zürich gegen Grasshop-
pers die letzten 20 Minuten auch schon mit vier Stürmern operierte“, so Assistenztrainer Christoph Franke. „Da aber blieb der Baljic in der Spitze.“ Kapitän Detlef Müller, der dem Jugoslawen in der ersten Spielhälfte klar den Schneid abgekauft hatte, ärgerte sich mit am meisten: „Wir konnten uns einfach nicht so schnell wie nötig auf die Variante der Schweizer einstellen.“

So wechselte nach der Pause vor den 11 200 bereits verärgerten Zuschauern nicht nur die Szenerie, son- dern auch die Führung. Und nicht zufällig war Brigger erst als Torschütze und dann als Vorbereiter an beiden Sioner Treffern beteiligt. Wie diese Tore fielen, mißfiel aber nicht nur FCK-Coach Hans Meyer: „Dem 1:1 ging gleich ein fünffacher Fehler unserer Spieler voraus“. Für ihn blieb besonders deshalb etwas Unzu- friedenheit zurück, „weil wir zwei solch grundverschiedene Halbzeiten boten“. Wobei die Schützlinge von Ives Debonnaire die zweiten 45 Minuten auch mit dem entsprechenden Engagement und der Zielstrebigkeit angingen, wie er selbst und Hans Meyer es bereits in der ersten Hälfte erwartet hatten.

Da aber drückten die Himmelblauen aus Karl-Marx-Stadt dem Geschehen klar den Stempel auf. Bereits nach 40 Sekunden zwang Rico Steinmann den Sioner Torwart Lehmann zur ersten Glanztat, in der 19. Minute konnte der Nationalspieler nach herrlichem Doppelpaß mit Köhler erst in allerletzter Sekunde von Olivier Rey gestoppt werden, und schließlich erzielte Laudeley nach ebenso perfektem Zusammenspiel mit Heidrich die FCK-Führung! Von der Spritzigkeit, der Schnelligkeit und der Raumaufteilung der Gäste zeigten sich die Unterwalliser sichtlich geschockt. „30-35 Minuten boten wir eine erstklassige Auswärtsleistung“, sah es nicht nur Meyer, die nahtlos an den EC-Auftritt bei Boavista Porto anknüpfte. „Karl-Marx-Stadt war sehr gut organisiert, und wir hatten große Mühe, Tempo zu machen“, gestand Debonnaire.

Den doppelten Wechsel drückte der 33jährige Trainer so aus: „In der ersten Halbzeit spielten wir wie Ju- nioren, in der zweiten wie Männer“. Einwechsler Franco Petrella der – bisher nicht einmal für die Wechsel- bank gut genug war wirbelte in seinem ersten Spiel bei den Profis wie ein Alter. Und so kam auch Rot- schopf Illing, in der ersten Hälfte mit einer überragenden Partie, nach seinem verunglückten Rettungsver- such auf der Linie von der Linie ab. Zum Glück behielten Libero Barsikow (mit sehr gutem „Auge) und Torhüter Schmidt (am ersten Gegentor allerdings beteiligt) die Übersicht! Und in den letzten zehn Minuten befreiten sich die Sachsen sogar noch einmal vom Druck der Walliser. „Nur um ein paar Zentimeter rutschte ich an Barsikows Vorlage vorbei“, kommentierte Lutz Wienhold jene Szene, die den Schweizern ein letztes Mal den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Vielleicht hat er sich „sein“ Tor für das Rückspiel in Karl-Marx-Stadt aufgehoben.

Übrigens: Neben Wienhold fiel auch der andere FCK-Einwechsler Ulf Mehlhorn noch auf, Positiv – und das nicht zum ersten Mal! Ein Wechsel scheint da nicht ausgeschlossen.

JENS MENDE

Trainer Hans Meyer (FC Karl-Marx-Stadt)

Wenn vorher jemand ein 1:2 vorausgesagt hätte, wäre damit ein Nahziel gekennzeichnet worden. Wir haben unser Auswärtstor gemacht; mit einem 1:2 im Europacup läßt sich leben. Für das, wozu wir derzeit in der Lage sind und wozu der FC Sion in der Lage ist, haben wir eine optimale erste Halbzeit ge- boten. Unsere Spieler zeigten sich nicht nur diszipliniert, sondern sicherten auch die Bälle, was uns später nicht mehr gelang. Ich bin deswegen unzufrieden, weil wir nach Halbzeit eigentlich so weiterspielen wollten, als wenn es noch 0:0 steht. Doch mit dem dummen 1:1 ist es uns sehr, sehr schwer gefallen, dem Druck standzuhalten. In dieser Phase ging unsere Konzeption nicht mehr auf, aber wir haben uns zumindest ent- schlossen dem dritten Gegentor entgegengestemmt. Mit dem 1:2 sind unsere Chancen vor hoffentlich dann 25 000 bis 30 000 jedoch intakt, auch wenn es sehr schwierig wird.

Am Rande notiert

Die Gelben und der Schrecken

Zwei Tore hat der FC Sion gegen den FC Karl-Marx-Stadt geschossen – aber auch zwei mächtige Schläge erhalten. Torhüter Stephan Lehmann und der Jugoslawe Mirsad Baljic kassierten vom Italiener Lo Bello je- weils die zweite Verwarnung im laufenden EC-Wettbewerb. Damit sind beide für das Rückspiel in einer reichlichen Woche außer Gefecht! „Eine schwere Hypothek für uns“, ist sich Sions Coach Debonnaire bewußt. Zumal die Ausfallliste der Sittener derzeit ohnehin lang ist. „Clausen und Albertoni könnten in Karl-Marx-Stadt wieder mit von der Partie sein, dagegen ist der Einsatz von Mohr nach seiner Menis- kusoperation sehr unwahrscheinlich.“ Mohr selbst bezeichnete nach dem Hinspiel Baljic als den wichtigsten und entscheidenden Mann für den 2:1-Sieg“.

In Sion rieb sich „Mike“ – so wird der 27jährige Mann aus Sarajevo genannt vor allem an Detlef Müller auf. Zumindest 45 Minuten. Die „Gelbe“ kassierte er allerdings später in der 86. Minute. Schiedsrichter Lo Bello nämlich hatte die Tricks und Mätzchen des kantigen Mannes, der in der Schweiz als „Schrecken der Liga“ im (Gelb-) Gespräch ist, erkannt. Und auch Lehmann scheiterte eine Minute eher an seiner alten Schwäche: Er kann den Mund nicht halten! In Richtung seiner eigenen jungen Vorderleute wurde das von Debonnaire sogar gefordert, in Richtung Referee natürlich nicht.

Der 26jährige Keeper macht besonders seine eigenen negativen Erfahrungen für die vielleicht „etwas aggressiv wirkende Spielweise“ verantwortlich. Erst hütete er in der Schweizer Nachwuchsauswahl „U 21″ das Tor, dann wurde er für drei Monate arbeitslos, um schließlich in Freiburg (zweite BRD-Bundesliga) auf der Bank zu versauern. Erst mit seinem Wechsel zum FC Sion 1988 bekam Lehmann wieder festen Boden unter die Füße. „Letzte Saison lief alles sehr gut“, urteilte der Mann aus Schaffhausen selbst, „aber es ist viel schwieriger, diese Leistungen zu bestätigen.“ Zumal Stephan Lehmann mit Tornare (kam zu Beginn dieser Saison von Beauregard Fribourg) und Pittier (nach 18monatiger Verletzungspause wieder fit) zwei ernsthafte Kontrahenten im Rücken weiß. Und EC-Spiele sind natürlich eine besondere Be- währungsprobe.

Für die zwei „Gelben“ eine schreckliche Gewißheit!

J. M.

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 43/1989

2. Runde, Rückspiel 01.11.1989
FC Karl-Marx-Stadt4:1 (3:0)FC Sion
Jens SchmidtPatrick Tornare
Torsten BittermannMichel Bacchini
Jörg IllingOlivier Biaggi 46' Dominique Cina
Detlef MüllerFrançois Rey
Steffen ZiffertOlivier Rey 26' Sébastien Fournier
Thomas LaudeleyMichel Sauthier GK
Steffen HeidrichJean-Claude Willa
Peter KellerAlvaro López
Rico SteinmannFranco Petrella
Lutz Wienhold 85' Jens MitzscherlingBlaise Piffaretti
Sven KöhlerJean-Paul Brigger
Trainer: Hans MeyerTrainer: Yves Débonnaire
Schiedsrichter:Alan Snoddy - Ritchie, Cowie (alle Nordirland)
Zuschauer:20.800 im Ernst Thälmann Stadion in Karl-Marx-Stadt
Tore:1:0 Steffen Ziffert (11.), 2:0 Rico Steinmann (29. / Elfmeter), 3:0 Lutz Wienhold (41.), 4:0 Thomas Laudeley (64.), 4:1 Dominique Cina (79.).
Leistung des SchiedsrichtersDer 34jährige FIFA-Referee (11 A-, 8 EC-Spiele), Bankangestellter aus Lisburn, war genau der richtige Mann für das „britische Klima". Großzügig, aufmerksam, stets in „Tatortnähe", ohne Kompromisse. Mehrfach nicht im Bilde: FIFA-Referee Ritchie aus Carrickfergus an der Linie in Abseits-, Freistoß- und Vorteilszenen.
Statistik:Torschüsse: 10:8 (5:1); verschuldete Freistöße: 13:16 (6:9); Eckbälle: 4:5 (2:1); Chancen: 7:1 (4:0); Abseits: 5:4 (4:1); Verwarnung: FC Sion: Sauthier (wegen absichtlichen Handspiels); Wetter: strömender Regen, unfreundlich; Platz: trotz starker Nässe sehr gut bespielbar.
Spielbericht
Was den Schweizer Tabellenführer erschreckte:

Lawinendonner!
Abpfiff, Jubel, Freude, es schäumte und toste im Oval – der Stunde der Unerschrockenen folgte die der nassen Augen!

Flotte Sprüche, Bonmots flogen mir nur so um die Ohren. Zwei, drei gefällig? Bitte! „Der Himmel und die Blauen labten die Seelen“, so UEFA-Beobachter Andrei Radulescu (Rumänien). „Der Geist war willig, aber das Fleisch schwach“, ärgerte sich Sion-Präsident André Luisier. Referee Alan Snoddy ganz kurz und bündig: „Food for powder“ (Futter für Pulver), um Sions Unterlegenheit gegenüber dem FCK-Powerplay zu charakterisieren. Sittens Kapitän Paul Brigger brachte schließlich die Gemütsverfassung seiner Mann- schaft auf den Punkt: „Der Stil unseres Gegners fuhr uns wie ein Lawinendonner durch Mark und Bein!“

Apropos Stil: Im Schweiße ihres Angesichts machten die Gastgeber das 90-Minuten-Spektakel zu einer Plage für die Sittener. Anpfiff, Bittermann-Sturmlauf, erste Ecke; 86. Minute: Köhler-Paß, Bittermann- Großchance zum 5:1 – dazwischen wuchtete und spielte der FCK den ersatzgeschwächten Schweizer Ta- bellenführer (ohne Torwart Lehmann, Baljic, Lorenz, Mohr, Clausen, Renquin) in Turbulenzen hinein, die zu einem Untergang mit maßvollem (Ehrentor-) Ende führten.

Psychologisch topfit, taktisch souverän beraten (90 Prozent siegreiche Zweikampfgestaltung durch Fore- checking), Beachtung der eigenen Tugenden (individuelles und kollektives Abschirmen, unnachgiebiges Ballerkämpfen, Stören, Nachsetzen) – der FCK mit Siegtypen, die sich zerrissen, voller Steigerungsquali- täten, niemand ein Ausfall! Jeder wußte, wie die Früchte des Fleißes zu ernten waren. Schon in den ersten 90 Minuten hatte der FCK sie im ,,Tourbillon“ in den Händen; diesmal pflückte er sie mit Laune und genoß sie auch!

Nicht daß die Schwyzer aus dem Wallis sich als das von Mister Snoddy bezeichnete „Kanonenfutter“ verstanden; a priori jedenfalls nicht. Die hungrigen Jungen (Willa, Biaggi, Fournier) und die erfahrenen Alten bewiesen schon ihren Stellen- und Marktwert. Doch einmal von der (FCK-) Lawine, erfaßt, bekamen sie die Köpfe nicht mehr frei für initiativreiches Agieren, gar für kombinative Züge. Nur eine (Strafstoß-) Chance gegen sieben der Westsachsen, Schüsse, die Schmidt weniger beanspruchten als in normalen Punktspielen. „Wir waren in allen Belangen nicht 100prozentig da. Viel mehr gibt es da nicht zu sagen“, ge- stand Yves Debonnaire freimütig ein.

Sicherlich wird dem FCK in Runde 3 gegen hochdotiertere Konkurrenz rationellere Kräftedosierung, präziseres Paßspiel, weniger Ballverluste, eben eine bessere Synthese von Kampf und Spiel abgefordert. Das wissen die Burschen schon. Aber wie der Mensch mit seinen größeren Zwecken und Zielen wächst, das offerierten die Macher Steinmann, Müller, Heidrich, Bittermann, Wienhold in einem englischer Schule entlehnten Teamwork. Ganz zu schweigen von der Motivation, „es bei diesen vier Spielen nach über zwanzigjähriger EC-Abstinenz nicht zu belassen, noch mehr Erfahrungen anzuhäufen“, wie Trainer Christoph Franke das im November Kommende beschrieb. Dann auch wieder mit Libero Barsikow („seine Wadenprellung ließ einen Einsatz nicht zu“, so der Geburtstagsbeschenkte 38jährige Dr. Andreas Sternkopf), einer, auf den Hans Meyer schwört.

„Was für den Augenblick geboren ist (nämlich das Weiterkommen als einzige DDR-Elf, was uns in die Pflicht nimmt“, erklärte Vorsitzender Roland Hauschild), weist zumeist auch nach vorn. Ich bin sicher, daß der jetzige FCK seine jugendlichen Lehr- und Wanderjahre durch die Tabellenregionen hinter sich hat, die Zeit der Mannhaften da ist.

GÜNTER SIMON

Trainer Hans Meyer (FCK)

Niemand wird es mir wohl verübeln, wenn ich der Mannschaft einen großartigen Kampf bescheinige. Mein Kompliment für ein kompliziertes Spiel, das wir auch von der Höhe des Resultats her verdient gewonnen haben. Daß Sion ersatzgeschwächt antrat, relativiert zwar unsere Leistung, schwächt sie jedoch nicht ab. Gerade weil die Öffentlichkeit viel von uns erwartete, man uns auch vor EC-Beginn nicht so viel zugetraut hatte, empfinden wir jetzt um so mehr Stolz, weiter im Rennen zu sein.

„Juve“ ist ein Denkmal

Von Stefano Bizotto, Mailand Diese Zahl steht wie gemeißelt – Juventus Turin, schon 1897 gegründet, wurde im Laufe seiner Geschichte 22mal italienischer Meister und hält damit unangefochten den Rekord. Juventus, von seinen zahlreichen Anhängern liebevoll als „alte Dame“ tituliert, denkt indes gar nicht daran, sich auf den Meriten vergangener Jahre auszuruhen. Die Turiner sind angetreten, nach einer verpatzten Vorsaison nun wieder im Konzert der Großen mitzuspielen. Und nach Lage der Dinge stehen die Chancen so schlecht nicht, wie der aktuelle Tabellenstand ausweist. 1986 war Juventus letztmalig Meister, keine Frage, daß nicht nur Trainer Dino Zoff (47 Jahre alt, 112 Länderspiele) der Meinung ist, seine Mannschaft müßte endlich wieder einmal auf den Thron.

Dementsprechend die Einkaufspolitik vor der Saison. Vielfach war die Auffassung zu hören, die Elf des FIAT-Konzerns (Boß Agnelli gibt das Geld, der ehemalige Nationalspieler Boniperti ist seit 18 Jahren Präsident des Klubs) habe falsch investiert. Inzwischen aber ergibt sich ein anderes Bild. Mit Sergej Alejni- kow wurde ein zweiter sowjetischer Auswahlspieler unter Vertrag genommen, mit dem Ergebnis, daß Alexander Sawarow deutlich stärker geworden ist. War dies vielleicht noch zu erwarten, so stellt doch eine Überraschung dar, wie sich Schillaci in das Juventus-Team hineingefunden hat. Der 25jährige Angreifer war im Vorjahr noch beim zweitklassigen Messina unter Vertrag, schoß dort mit 25 Meisterschaftstoren einen neuen Rekord (zuvor Paolo Rossi/24. bei Vicenza) und wurde natürlich heiß umworben. Den Zuschlag er- hielt letztlich „Juve“, und dort hat der 25jährige junge Mann inzwischen auch schon sechs Treffer erzielt, damit maßgeblich an der guten Plazierung der Turiner in der Meisterschaft Anteil. Nun ist er sogar schon ein Thema für die Nationalmannschaft. Mitte November spielt unsere „U21″ in Brighton gegen England, Schillaci ist dabei.

Dies die Stammformation der „Juve“: Tacconi, Fortunato, Napoli, Bonetti, de Agostini, Alejnikow, Sawarow, Marocchi, Rui Barros, Galia, Schillaci.

Von Tugenden und Todsünden

Vielleicht wird jetzt schon wieder der Blick auf die nahen Berner Alpen und die Spitzenposition in der Nationalliga A das gestreßte Gemüt von Sion-Coach Yves Debonnaire aufhellen. Aus Karl-Marx-Stadt schied er zwar gentlemanlike („Gratulation, beste EC-Wünsche und Dank für die vielen Freundlichkeiten in Ihrer Stadt“), aber daß die Sittener nun schon zum drittenmal in der DDR (in Magdeburg, Leipzig und Karl-Marx-Stadt) und mit insgesamt 6:17 Toren und 4:8 Punkten im EC unter „ferner liefen“ einkamen, ging dem 32jährigen doch mächtig an die Nieren: „Im Wallis wird die Enttäuschung groß sein, weil man ganz einfach mehr von uns erwartete. Sonst wehren wir uns und handeln, diesmal ließen wir uns zu harmlos niederkämpfen“ – sein ganz persönliches Requiem über Tugenden und Todsünden.

Natürlich gaben sich im Thälmann-Stadion die Kämpen von einst (Vogel, Erler, Hambeck, Schuster, Feister, Kupferschmied, um nur sie zu nennen) die Klinken in die Hand. Nostalgie und Realitätssinn regierten. Anderlecht war vor 20 Jahren eine Klasse für sich. Was soll’s, jetzt zählt die 3. Runde“, freute sich „Gus“ Schuster. „Der FCK-Sieg nutzte uns, der BFC- K.o. schadete vor Wien“, erklärte „Matz“ Vogel mit der WM-Optik. „Wir bringen neben Steinmann auch andere an Auswahl-Niveau heran“, machte Dieter Erler (22mal für den FCK im Nationalmannschaftstrikot) schon einmal klar. 12 FCK-Akteure summierten bislang 98 Länderspielberufungen. Jeder Zuwachs in Quantität und Qualität kann uns nur recht sein!

Hans Meyers 60. EC-Spiel (mit dem Höhepunkt des EC II-Finales von 1981 gegen Dynamo Tbilissi) wurde ein Erlebnisfest mit einem anschließenden Bad in der Menge. Sein wichtigstes Fazit: „Wir durften diese Weiterkommenschance nicht verpassen, weil der Europapokal für diese junge Mannschaft eine einmalige Erfahrungsschule darstellt.“ Deshalb alles Gute“ und toi, toi, toi . . .

-gs-

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 45/1989

Achtelfinale, Hinspiel 22.11.1989
Juventus Turin2:1 (0:0)FC Karl-Marx-Stadt
Stefano TacconiJens Schmidt
Dario BonettiDirk Barsikow
Nicolò NapoliTorsten Bittermann
Sergey Aleynikov 61' Pierluigi CasiraghiJörg Illing
Luigi de Agostini GKDetlef Müller
Daniele FortunatoSteffen Ziffert
Roberto GaliaSteffen Heidrich
Giancarlo MarocchiPeter Keller
Rui BarrosRico Steinmann
Aleksandr ZavarovLutz Wienhold 78' Jens Mitzscherling
Salvatore SchillaciSven Köhler
Trainer: Dino ZoffTrainer: Hans Meyer
Schiedsrichter:Guy Goethals - Schelings, Vermersch (alle Belgien)
Zuschauer:17.426 im Comunale in Torino
Tore:0:1 Lutz Wienhold (70.), 1:1 Salvatore Schillaci (82.), 2:1 Pierluigi Casiraghi (88.).
Leistung des SchiedsrichtersEs gehörte in dieser sehr fairen Partie zu den besten Akteuren auf dem Platz. Goethals bestach durch eine super-korrekte Spielleitung und wußte dabei zwei ebenso aufmerksame Linienrichter an seiner Seite.
Statistik:Torschüsse: 11:6 (4:3); verschuldete Freistöße: 14:32 (6:15); Eckbälle: 6:4 (4:2); Chancen: 4:3 (1:1); Abseits: 8:2 (4:2); Verwarnung: de Agostini (wegen Foulspiels); Wetter: herbstlich trübe, feucht, immer stärker werdender Nebel; Platz: glatt, rutschig.
Spielbericht
Sehr selbstbewußter FCK steigerte seine Chancen:

Von 10:90 auf 40:60
Aus Turin berichtet MANFRED BINKOWSKI

Der Nebel, der sich immer stärker über das Spielfeld legte, von der Pressetribüne aus manches nur noch ahnen ließ („Ein Spielabbruch stand für mich allerdings nie zur Debatte, weil ich stets guten Sichtkontakt zu beiden Linienrichtern hatte“, so Referee Goethals), hatte es den italienischen Journalisten angetan. Er fand sich tags darauf in allen Schlagzeilen wieder: „Zwei Lichter im Nebel“ (La Stampa) „Alte Dame sprintete durch den Nebel“ (Corriero dello Sport) und „Schillaci und Casiraghi setzten zwei Lichter im Nebel“ (La Gazzetta dello Sport).

Den eigentlichen Nebel über dieses Spiel legte aber wohl der FCK.

Wenn man ihm vorher ein 1:2 bei diesem italienischen Starensemble mit Nationalspielern aus drei Ländern prophezeit hätte, dann wäre er unter Garantie sichtlich froh gewesen. Dieses gute Ergebnis, das er nun wider Erwarten erreicht hat, findet auch international Beachtung. Es schmeichelt am Ende sogar den Gast- gebern, spiegelt nicht den guten Auftritt unseres letzten im Rennen verbliebenen EC-Vertreters wider, der den sichtlich beeindruckten Kontrahenten erst in den letzten zehn Minuten auf die Siegerstraße ließ. Der FCK, von dem man nicht sehr viel wußte, den „Tuttosport“ am Tag vor dem Spiel in einer Karikatur mit elf Karl-Marx-Köpfen vorgestellt hatte, beeindruckte im Stadio Comunale in mehrerer Hinsicht.

1. MIT SELBSTVERTRAUEN. „Die Mannschaft ist im Herbst gereift“, konnte Trainer Hans Meyer auch nach diesen 90 Minuten bescheinigen. Wie sie mit großer Selbstsicherheit an ihre bisher wohl schwerste Auf- gabe gegangen ist, das war schon imponierend – nicht nur für die 430 im Sonderzug angereisten Anhänger. Da gab es kein Nervenflattern und ängstliches Verstecken, sondern da wurde gegen- und mitgehalten, die „Alte Dame“ mit jugendlichem Elan sichtlich beeindruckt. So und nur so kann man gegen solch einen Gegner überhaupt bestehen. „Dadurch sind unsere Chancen nun von einstmals 10:90 auf 40:60 gestiegen“, blickte Hans Meyer realistisch-optimistisch voraus.

2. MIT ABWEHR- UND INNERER STABILITÄT. Den Grundstein für diese selbstbewußte Vorstellung leg- ten eine sichere Abwehr und die innere Stabilität der gesamten Mannschaft. Eine festgefügte Deckung mit dem aufmerksamen Schlußmann Schmidt, dem umsichtigen, immer wieder die Lücken schließenden und bei den vielen hohen Eingaben auch seine Kopfballstärke ausspielenden Libero Barsikow, mit den beiden konsequenten Manndeckern Müller (gegen Schillaci) und Illing (gegen Barros) sowie den ebenfalls die Kreise von Sawarow und Galia einengenden Bittermann und Keller bildeten 80 Minuten lang ein unüber- windliches Bollwerk, an dem sich die Gastgeber die Zähne ausbissen, aber eben leider nur 80 Minuten lang. „Dann hat wohl doch die Langzeitkonzentration etwas nachgelassen“, begründete Trainer Christoph Franke.

3. MIT SPIELSICHERHEIT. Auf dieser gesunden Basis und angesichts der schon bald gewonnenen Erkenntnis, daß die Turiner auch nur mit Wasser kochen und der Anfangselan von Sawarow, Barros, Galia und Napoli schon bald sehr stark eingeengt werden konnte, fanden die Gäste mehr und mehr zu eigenem Mut und Spiel. Insbesondere Steinmann (er setzte mit einem überlegten Heber knapp neben den Pfosten das erste Achtungszeichen / 31.), Heidrich und Wienhold fanden sich nun immer besser zusammen, erzwangen Spiel- und Chancengleichheit. Wienhold bot sich nach dem Führungstreffer sogar die Möglichkeit zum sicherlich spielentscheidenden 2:0 (76.). Erst im immer energischeren Aufbegehren fanden die Gastgeber, die lange Zeit nicht mit ihrer Kombinationssicherheit im Mittelfeld und blitzschnellen, genauen Pässen in die Tiefe brillieren konnten, was Trainer Hans Meyer noch wenige Tage zuvor beim 2:2 gegen Udinese so beeindruckt hatte, durch Schillaci und den eingewechselten Casiraghi zwei Löcher in der Abwehr (Müller, Bittermann), die sie eiskalt zum selbst kaum noch erwarteten Erfolg nutzten.

Der FCK ist als krasser Außenseiter in die beiden Vergleiche mit Juventus gestartet. Er hat in den ersten 90 Minuten ein kaum erwartetes Ergebnis erreicht. Das läßt für das Rückspiel alles offen. Mit nun weiter gestiegenem Selbstvertrauen geht es an die gewiß noch schwerere zweite Aufgabe. Aber Hans Meyer hat eine Mannschaft geformt, die auch die meistern kann!

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 48/1989

Achtelfinale, Rückspiel 06.12.1989
FC Karl-Marx-Stadt0:1 (0:1)Juventus Turin
Jens SchmidtStefano Tacconi
Dirk BarsikowDario Bonetti
Torsten BittermannPasquale Bruno
Jörg IllingSergey Aleynikov GK
Detlef MüllerLuigi de Agostini
Steffen ZiffertDaniele Fortunato
Steffen HeidrichRoberto Galia
Peter Keller 54' Ulf MehlhornGiancarlo Marocchi
Rico Steinmann GKRui Barros 78' Sergio Brio
Lutz WienholdAleksandr Zavarov
Sven KöhlerSalvatore Schillaci 82' Pierluigi Casiraghi
Trainer: Hans MeyerTrainer: Dino Zoff
Schiedsrichter:George Smith - Thow, Price (alle Schottland)
Zuschauer:27.800 im Ernst Thälmann Stadion in Karl-Marx-Stadt
Tore:0:1 Luigi de Agostini (20.).
Leistung des SchiedsrichtersDurch das belgische Trio im Hinspiel verwöhnt, blieben bei den Schotten doch einige Wünsche hinsichtlich einer gleichermaßen korrekten Spielleitung offen. Insbesondere bei Freistößen vor dem eigenen Strafraum erwies sich Smith als wesentlich freistoßfreundlicher für Juventus.
Statistik:Torschüsse: 11:4 (2:3); verschuldete Freistöße: 15:16 (10:10); Eckbälle: 11:3 (5:3); Chancen: 2:3 (0:2); Abseits: 1:4 (1:1); Verwarnungen: FCK: Steinmann; Juventus: Alejnikow (beide wegen Foulspiels); Wetter: trübe, naẞkalt; Platz: gefroren mit einer weichen Oberschicht.
Spielbericht
Der FCK schied mit erhobenem Kopf aus, doch

Das Wunder blieb aus
Von Manfred Binkowski
Das ganz Normale ist eingetreten: Das international unbeschriebene Blatt FC Karl-Marx-Stadt aus der ohnehin recht tristen Fußball-Landschaft DDR hat dem internationalen Renommierklub Juventus Turin mit sechs Nationalspielern aus drei Ländern aus dem Lande des 82er Weltmeisters und Gastgebers der bevor- stehenden WM-Endrunde nicht den Weg in das Viertelfinale des UEFA-Cups versperren können. Eigentlich durfte das ja auch niemand erwarten. Doch nach der guten Leistung und dem achtungsgebietenden 1:2 im Hinspiel wurden natürlich manche Hoffnungen geweckt. Aber gerade das macht ja den Fußball weltweit so interessant. Nur leider sitzen wir fast immer auf dem kürzeren Ast.

Drei Dinge gaben wohl vorrangig den Ausschlag dafür, daß am Mittwochabend das Wunder ausblieb:

NERVENSTÄRKE. Das Hinspiel-1:2 war zwar ein gutes, aber halt auch ein sehr tückisches Ergebnis, im Grunde genommen den Italienern auf den Leib geschneidert. Der FCK mußte kommen und ja wenigstens einen Treffer erzielen, ohne dabei die eigene Abwehr zu entblößen. Da traten dann doch, aus der Angst heraus, in einen Konter zu laufen, zu viele Abspielfehler und Mißverständnisse zutage, die den Spielfluß, gegen Porto und Sion nachdrücklich demonstriert, hemmten und sogar für Gefahr vor dem eigenen Tor sorgten (Barsikow, Ziffert, Heidrich). Das verstärkte sich natürlich noch nach dem fast tödlichen Gegentreffer, als Sawarow mit einer kurzen Freistoßablage die Abwehrmauer ausmanövrierte und de Agostini flach in die kurze Ecke schoß.

TAKTISCHE BEWEGLICHKEIT. Elf gute Spieler sind noch lange keine gute Mannschaft. Ergo: Auch in einem Starensemble, wie Juventus gegenüber dem FCK eins hat, müssen die Aufgabenverteilung und die Abstimmung klappen. Da hatte neben den Manndeckern Bonetti, der Steinmann nicht von der Seite wich wie auch Bruno Wienhold, bis auf Schillaci und Sawarow jeder ebenfalls Abwehraufgaben zu übernehmen, eilte selbst Barros, die zweite Angriffsspitze, zum eigenen Strafraum zurück, wurden von dort, um Luft zu schöpfen und Zeit zu gewinnen, die Bälle hoch und weit nach vorn geschlagen, gleich, ob dort ein Mitspieler stand oder nicht. Dieses geschlossene, kompromißlose Abwehrverhalten erreichten die Gastgeber nicht in dem Maße. Da hatten zwar, wie schon in Turin Müller Schillaci und Illing Barros ganz gut im Griff, aber mit der weiteren Raumdeckung ergaben sich doch einige Lücken, vornehmlich auf der rechten Seite, wo Bittermann und Köhler lange Zeit Sawarow und dem vorstoßenden de Agostini zuviel Raum ließen. Und als es in der Schlußphase eng wurde, da wechselte Dino Zoff beide Angriffsspitzen aus und brachte dafür mit Brio einen zusätzlichen Abwehrspieler. Der Zweck heiligt auch bei solch einer internationalen Spitzenmannschaft die Mittel.

ABGEKLÄRTHEIT. Niemand kann dem FCK den Vorwurf machen, daß er nicht alles versucht hat, das anfänglich schier Unmögliche Wirklichkeit werden zu lassen. An Leidenschaft und Einsatzbereitschaft hat es insbesondere in der zweiten Halbzeit wirklich nicht gefehlt. „Da haben wir fast optimal gespielt. Zu mehr sind wir im Moment einfach nicht fähig. Da fehlt natürlich auch mal ein Quentchen Glück“, blieb Hans Meyer auch in der Niederlage realistisch. Und Dino Zoff lobte den Kontrahenten, wertete damit letztlich auch die eigene Leistung auf: „Karl-Marx-Stadt hat uns ganz schön in Schwierigkeiten gebracht, mehr als zuvor Gornik Zabrze und Paris Saint-Germain, sich zumindest ein Unentschieden verdient.“ Doch selbst zum Gleichstand in diesen 90 Minuten langte es bei allem lobenswerten Aufbäumen nicht, in dem jetzt endlich Steinmann vornehmlich in Müller, auch in Köhler und Heidrich mehr Unterstützung fand. Das Geschehen spielte sich nun fast nur noch in der Gäste-Hälfte ab, endlich wurde auch etwas Torgefahr erzielt (Heidrich-Kopfball/60., Müller-Gewaltschuß/71.), doch eine stets sehr vielbeinige Abwehr sicherte den dritten 1:0-Auswärtssieg in diesem Wettbewerb. Das ist auf die Dauer eben nicht allein Glück.

Der FCK ist jedenfalls mit hocherhobenem Kopf aus dem UEFA-Cup ausgeschieden. Er hat uns mit deutlichem Abstand am besten vertreten.

Quelle: Die Neue Fussballwoche Ausgabe 50/1989

Noch keine Daten verhanden.
Du hast weitere Informationen oder Fehler gefunden?
Du hast weitere Informationen zu der Saison, dem Wettbewerb oder hast einen Fehler gefunden?
Dann melde dich bei uns info(at)fussball-ddr.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert